Zu Fuß einkaufen oder zur Grundschule gehen – das Konzept der „15-Minuten-Stadt“ formuliert die Idee einer dezentralen Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen. Was für Bürgern in Städten oft gelebter Alltag ist, ist für Menschen im ländlichen Raum alles andere als selbstverständlich. Neben das Konzept der 15-Minuten-Stadt stellen die beiden ILS-Wissenschaftler Prof. Dr. Stefan Siedentop und Christian Gerten daher die Vision eines „30 Minuten-Landes“.
Beide Wissenschaftler haben für Nordrhein-Westfalen analysiert, wer innerhalb von 15 Minuten eine Grundschule, ein Geschäft des Einzelhandels, einen Lebensmittelladen und eine Apotheke zu Fuß erreichen kann. „Die 15-Minuten-Stadt ist für Menschen in vielen Städten gelebte Realität. Das trifft auf etwa ein Drittel der Menschen in NRW zu“, fasst Christian Gerten zusammen. „Wer dagegen in Vororten oder auf dem Land wohnt, muss längere Fußwege in Kauf nehmen oder auf das Rad oder das Auto umsteigen“, so Gerten. Das führt in einigen Regionen zu einer großen Autoabhängigkeit, die den Zielen der Mobilitätswende und des Kilmaschutzes entgegenstehen.
„Durch den flächenhaften Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs sollen relevante Versorgungsangebote zukünftig für alle Menschen in NRW mit einer Reisezeit von nicht mehr als 30 Minuten erreichbar sein“, erläutert Stefan Siedentop die Idee des 30-Minuten-Landes. Die Datenanalyse zeigt, dass das aktuell für etwa 88 % der Menschen in NRW zutrifft. „Der Nahverkehr ist besser als sein Ruf, dennoch zeigen unsere Erkenntnisse, dass 12 % der Menschen auf die Nutzung eines Pkw angewiesen sind.“
Die beiden Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse für ILS-IMPULSE „Von der ‚15-Minuten-Stadt‘ zum ‚30-Minuten-Land‘“ aufbereitet. „Eine wirkungsvolle Mobilitätswende entscheidet sich nicht nur in Köln, Düsseldorf oder Essen. Wo die Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zu weit sind, sollten zuverlässige Alternativen zum privaten Auto vorgehalten werden“, so die Wissenschaftler.