Frankfurt UAS ist nachhaltig familiengerecht

Vizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Rägle (2.v.r.), Präsident Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke (r.), Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. René Thiele (l.) und Kanzlerin Prof. Dr. Christiane Saure (2.v.l.) Benedikt Bieber © Frankfurt UAS/Benedikt Bieber

Die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) ist nachhaltig ausgezeichnet familiengerecht: Prof. Dr. Susanne Rägle, Vizepräsidentin für Forschung, Weiterbildung und Transfer, hat am 13. Juni 2023 im Namen der Hochschulleitung an der feierlichen Veranstaltung zur Auszeichnung mit dem Zertifikat „audit familiengerechte hochschule“ in Berlin teilgenommen. Sie nahm das Zertifikat von der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Lisa Paus, MdB, die die Schirmherrschaft für das audit trägt, entgegen.

Das Zertifikat wird nach umfangreicher Prüfung und auf Basis von Zielvereinbarungen von der berufundfamilie Service GmbH, einer Initiative der gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Es ist der Frankfurt UAS zum siebten Mal in Folge zuerkannt worden. Die wiederholte Auszeichnung zeigt, dass an der Hochschule eine strategisch angelegte familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik gelebt und auf besondere Bedarfe von Studierenden mit Care-Aufgaben geachtet und reagiert wird.

Seit 2017 genießt die Hochschule aufgrund der langjährigen Erfolge einen besonderen Status bei der Zertifikatsvergabe und durchläuft ein schlankeres Dialogverfahren. Die Hochschule war die erste Hochschule in Hessen, die 2004 das Grundzertifikat erhielt und der 2007 das Prädikat verliehen wurde.

Die Veranstaltung war insgesamt 323 Organisationen – 140 Unternehmen, 148 Institutionen und 35 Hochschulen – gewidmet, die in den vorangegangenen drei Jahren erfolgreich das audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule durchlaufen hatten. Weitere Gratulanten waren John-Philip Hammersen, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, und Oliver Schmitz, Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH.

„Die Vereinbarkeit von Studium beziehungsweise Beruf mit der Pflege von Angehörigen und Kindererziehung ist der Hochschule sehr wichtig. Dies gilt für Studierende, Professorinnen und Professoren sowie Mitarbeitende gleichermaßen. Alle Statusgruppen können hier auf Flexibilität und Unterstützung der Hochschule setzen“, betont Hochschul-Vizepräsidentin Rägle.

Sie freut sich gemeinsam mit der gesamten Hochschulleitung und den Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten sowie dem Personalrat sehr über die erneute Auszeichnung: „Diese Auszeichnung bestätigt die erfolgreiche Umsetzung von Familiengerechtigkeit an der Frankfurt UAS. Und sie spornt uns an, unsere familienfreundlichen Konzepte fortlaufend zu verbessern und zu erweitern.

Zum Beispiel ermöglichen unser flexibles Arbeitszeitmodell und weitreichende Regelungen zum mobilen Arbeiten es unseren Beschäftigten, Familienpflichten und Beruf optimal aufeinander abzustimmen.“ Dass Homeoffice ein langfristiges und sehr geeignetes Mittel ist, um Vereinbarkeit zu ermöglichen, sei der Hochschule schon vor der Corona-Krise bewusst gewesen, die Erfahrungen aus der Pandemie-Zeit seien aber selbstverständlich eingeflossen, als es darum ging, die bestehenden Homeoffice-Regelungen auszuweiten und den Prozess der Antragstellung hierfür zu verschlanken und zu vereinfachen.

Die mittlerweile bestehende Regelung, dass bis zu 60 Prozent der Arbeitszeit im Homeoffice bzw. durch „Mobiles Arbeiten“ erbracht werden kann, hat der Hochschule auch einen großen Pluspunkt bei der Anwerbung von neuen Mitarbeitenden gebracht. „In Bewerbungsverfahren erleben wir unsere flexible und umfangreiche Lösung als eine maßgebliche Entscheidungshilfe. Wir konnten so schon in einigen Fällen Personal gewinnen, das beispielsweise einen längeren Anfahrtsweg und keine Möglichkeit zum Umzug hat oder uns mehr Stunden pro Woche zur Verfügung stehen kann als ursprünglich aufgrund der Familiensituation gedacht“, freut sich die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Martina Moos.

„Im Wettkampf um kluge Köpfe und in Zeiten des Fachkräftemangels können wir uns so von der Konkurrenz absetzen“, ergänzt Rägle.

Bei Befragungen unter den Studierenden stellte die Hochschule fest, dass ein weitaus größerer Teil als vermutet Pflegeverantwortung trägt. Überraschend viele männliche Studierende in den Ingenieurwissenschaften (12 Prozent) gaben an, Angehörige zu pflegen. Die Frankfurt UAS wird deshalb in den kommenden Jahren die Bedarfe dieser Gruppe noch genauer in den Blick nehmen und Konzepte weiterentwickeln, die Studierende mit Care-Aufgaben bei der Studien- und Prüfungsorganisation unterstützen.

Den in den Zielvereinbarungen mit dem Land Hessen avisierten Ausbau der Betreuungsplätze hat die Hochschulleitung in die zukünftige Bauplanung für den Campus aufgenommen, um das bestehende Angebot zu erweitern. Derzeit gibt es zwei feste Gruppen für insgesamt 22 Kinder im Alter von bis zu drei Jahren. Mit einem weiteren Träger wird zum Herbst 2023 zudem „BeKidz“, ein betreutes Kinderzimmer, eingeführt.

BeKidz wird eine stundenweise Betreuung mit einem maximalen Volumen von 15 Wochenstunden ermöglichen und ist angelehnt an das Tagesmüttermodell. Damit wird ein Betreuungsangebot reaktiviert, das den besonderen zeitlichen Bedürfnissen von Studierenden mit Care-Aufgaben entgegenkommt und das aus organisatorischen Gründen leider während der Corona-Pandemie eingestellt werden musste.

Das seit 2014 bestehende Kinderhaus vereint zahlreiche Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Studium oder Beruf mit Care-Aufgaben. Neben der Kinderkrippe findet dort die Ferienbetreuung von Schulkindern statt und ein Eltern-Kind-Zimmer bietet Rückzugsmöglichkeiten für Schwangere, Stillende und andere Hochschulangehörige mit Care-Aufgaben. Ergänzt wird die Palette durch das umfassende Beratungsangebot des Familienbüros zu Themen wie Mutterschutz, Pflege, Studienorganisation, Finanzierung und Betreuung.

Auf Initiative einer Studentin, die als junge Mutter die Thematik kennt, wurde im Rahmen eines studentischen Projektes eine Webapp entwickelt, die unter dem Namen „UNIted Parents“ die Vernetzung der studierenden Eltern untereinander per Umkreissuche und Chat-Funktion ermöglicht. Damit kann die gegenseitige Unterstützung bei der Betreuung der Kleinen abgestimmt und vereinfacht werden. Das Angebot soll im Rahmen eines Startup-Unternehmens auf weitere Hochschulen ausgedehnt werden. Die App verlinkt auch zu den wesentlichen Beratungsangeboten der Herkunftshochschule für (werdende) Eltern. Zur App über: http://www.united-parents.de.

Durch die kontinuierliche Verbesserung der Vereinbarkeit im Rahmen des „audit familiengerechte hochschule“ in den letzten Jahren und auch zukünftig, werden auch die hochschuleigenen Nachhaltigkeitsziele, die inzwischen durch eine eigene Strategie verankert sind, unterstützt.

Das audit berufundfamilie und das audit familiengerechte hochschule
Einsetzbar in allen Branchen und unterschiedlichen Betriebsgrößen, erfasst das audit den Status quo der bereits angebotenen familien- und lebensphasenbewussten Maßnahmen, entwickelt systematisch das betriebsindividuelle Potenzial und sorgt dafür, dass Familienbewusstsein in der Organisationskultur verankert wird.

Nach erfolgreichem Abschluss dieses Prozesses erteilt ein unabhängiges, prominent mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbänden besetztes Kuratorium das Zertifikat zum audit. Seit der Einführung des audit im Jahr 1998 wurden über 1.900 Arbeitgeber mit dem Zertifikat ausgezeichnet. Aktuell sind insgesamt 997 Organisationen nach dem audit berufundfamilie bzw. audit familiengerechte hochschule zertifiziert, darunter 443 Unternehmen, 449 Institutionen und 105 Hochschulen. Davon können 2,1 Millionen Beschäftigte und rund 1,4 Millionen Studierende profitieren.