Seit nahezu zwanzig Jahren erforscht das Aueninstitut der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) die Auswirkungen von Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern und in Auenlandschaften. Die Geographinnen und Geographen der KU zählen in diesem Feld inzwischen zu den führenden Wissenschaftlern. Ihre Expertise, die sie unter anderem in einem Modellprojekt in den Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt gesammelt haben, fließt nun ein in ein Umweltprogramm der Europäischen Union.
Der Auwald bei Neuburg dient dabei als eines von nur neun Best-Practice-Gebieten entlang der Donau und ihrer Zuflüsse. Renaturierungsmaßnahmen, die dort bereits wirkungsvoll waren, sollen auf andere europäische Gebiete zu übertragen und EU-Fördermittel auf diese Weise mit möglichst hoher Erfolgsaussicht eingesetzt werden.
Das Leuchtturmprojekt DALIA (Danube river basin lighthouse – restoration of fresh and transitional water ecosystems) unterstützt das Ziel der EU, die europäischen Meeres- und Süßwasserökosysteme bis 2030 vollständig zu erkunden und wiederzubeleben. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt, insgesamt 22 Expertenorganisationen und Einrichtungen wie Universitäten, Behörden, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen aus acht europäischen Staaten sind an DALIA beteiligt. Sie decken nicht nur geografisch den Donauraum von Deutschland bis Rumänien ab, sondern tragen auch unterschiedliche fachliche Expertise zum Projekt bei.
Im Bereich der Donau und ihrer Zuflüsse erfüllten gut die Hälfte der Gewässer nicht die Kriterien für einen guten chemischen Zustand, bei vielen Indikatoren seien europaweit Verschlechterungen festzustellen, erklärt der Leiter des Aueninstituts, Prof. Dr. Bernd Cyffka.
„Auch hat der Fluss wichtige wirtschaftliche Funktionen, indem er kleine und mittlere Unternehmen unterstützt, Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung schafft. Und schließlich besitzt die Donau auch eine kulturelle Bedeutung.“ Für ein angemessenes Management dieses komplexen und zerbrechlichen Ökosystems müsse man „an ein einheitliches Management des Flusseinzugsgebiets denken und die Maßnahmen vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer harmonisieren“.
Einen Beitrag dazu soll das Projekt DALIA leisten, indem es Erkenntnisse aus erfolgreichen Pilotprojekten zusammenträgt und für andere Flussgebiete zur Verfügung stellt. Die Pilotgebiete finden sich in Deutschland, Rumänien, Serbien, Slowakei, Tschechien und Ungarn. Das vom Aueninstitut seit Jahren begleitete Projekt „Dynamisierung der Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt“ biete als einziges deutsches Pilotgebiet wertvolles Fachwissen, das nun im Rahmen von DALIA genutzt werden soll, so Cyffka. Vom Pilotgebiet Neuburg lässt sich demnach lernen, wie man die Ausleitung eines Flusses realisiert, um einen trockengelegten Auwald wieder mit Wasser zu versorgen – und wie man auf diese Weise technisch und organisatorisch eine Dynamisierung der Flussauen realisiert. Zwischen Neuburg und Ingolstadt wurde auf diese Weise ein acht Kilometer langes Umgehungsgewässer – der Ottheinrichbach – teilweise neu geschaffen.
Die Wissenschaftler des Aueninstituts übernehmen daneben im Projekt DALIA die übergeordnete Aufgabe, Indikatoren für die Erfassung von Pilotgebieten zu definieren und diese Kenndaten zu erfassen und auszuwerten. Damit würden „wichtige Meilensteine gelegt, damit weitere Renaturierungsprogramme in anderen Regionen umgesetzt werden können“, so Cyffka. Das Projekt DALIA biete dem Aueninstitut erneut die Möglichkeit, europaweit zu wirken und die Kooperation mit anderen Einrichtungen in anderen Ländern zu stärken.