Eine neue Studie der Bayreuther Wissenschaftler Dr. Franz-Sebastian Krah und Prof. Dr. Claus Bässler hat gezeigt, dass die Temperatur einen signifikanten Einfluss auf den Zeitpunkt und die Dauer der Pilzfruchtbildung in den wichtigsten Gebieten der Welt hat. Die Forschungsergebnisse wurden in der Zeitschrift „Ecology Letters“ veröffentlicht und werfen ein neues Licht auf die globalen Auswirkungen des Klimawandels auf Vorkommen von Pilzen in der Natur.
Die Ökosysteme der Erde werden durch eine komplexe Wechselwirkung der belebten und unbelebten Umwelt verändert. Die Auswirkungen der steigenden globalen Temperaturen infolge des Klimawandels auf die Fruchtkörperbildung von Pilzen im Jahresverlauf auf globaler Ebene waren jedoch bisher nicht erforscht.
Um dieses Phänomen besser zu verstehen, haben Prof. Dr. Claus Bässler, Professor für Pilzökologie an der Universität Bayreuth, und Dr. Franz-Sebastian Krah, Akademischer Rat bei der Professur für Pilzökologie, 6,1 Millionen Datenpunkte in Zeit und Raum von Pilzfruchtkörpern weltweit analysiert. Ein Datenpunkt ist das Vorkommen eines Fruchtkörpers in Zeit und Raum also ein Datum mit einer Koordinate.
Die Ergebnisse zeigen, dass es Klimazonen gibt, in denen die Hauptzeiten der Pilzfruchtbildung im Frühjahr und Herbst räumlich synchronisiert sind (hierzu gehört zum Beispiel Deutschland), andere Klimazonen (wie zum Beispiel die immerfeuchten Tropen) hingegen weisen räumlich variable und nicht synchronisierte Fruchtkörperbildung auf. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass der Zeitpunkt und die Dauer der Pilzfruchtbildung signifikant mit der Temperatur zusammenhängen, während der Niederschlag wenig Einfluss darauf hat.
„Diese Erkenntnisse legen nahe, dass sich die räumliche und zeitliche Verteilung der Pilzfruchtkörperbildung verändern wird, wenn die globalen Temperaturen weiter ansteigen“, sagt Prof. Dr. Claus Bässler. „Dies kann weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Bereiche, wie beispielsweise die Forstwirtschaft haben, in der die Produktivität unter anderem von Pilzen abhängt.“
Organismen existieren nie isoliert, sondern sind mit anderen zusammen in fein-abgestimmten ökologischen und evolutionären Verhältnissen.
„Das bedeutet auch ganz konkret, dass Pilze bei uns bald nicht mehr zwangsläufig im Herbst Saison haben, sondern erst im Dezember wachsen oder sich saisonale Muster ganz auflösen“, sagt Dr. Franz-Sebastian Krah. „Wir wissen noch wenig über diInteraktion von Pilzen mit anderen Organismen. Es besteht aber durchaus die Gefahr, dass es in dieser Hinsicht zu unvorhersehbaren Veränderungen kommen könnte.“
Die beiden Wissenschaftler der Universität Bayreuth sind die ersten, die Pilzvorkommen im Jahresverlauf auf globaler Skala erforschen. Bisher gab es lediglich Einzelstudien aus räumlich kleinen Arealen.