In seinem jüngsten Gastbeitrag für die Wochenzeitschrift der freitag befasst sich IFSH Senior Research Fellow Dr. Hans-Georg Ehrhart mit dem nun gescheiterten Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine. Der von der Türkei und der UN vermittelte Vertrag hatte ermöglicht, dass seit Juli 2022 trotz des russischen Angriffskriegs Getreide aus ukrainischen Seehäfen exportiert werden konnte und sicherte die Schiffspassage durch den Bosporus.
Dreimal ist das Abkommen verlängert worden, nun aber ließ Russland es auslaufen. Da Russland und die Ukraine vor dem Krieg fast ein Viertel der globalen Getreideexporte lieferten, seien die befürchteten Folgen nun steigende Getreidepreise auf dem Weltmarkt und mehr Hunger in den ärmsten Ländern Afrikas, warnt der Friedensforscher.
Gleichzeitig sei eine Zuspitzung der Lage im Schwarzen Meer zu befürchten, da beide Kriegsparteien mit völkerrechtswidrigen Angriffen auf die zivile Schifffahrt drohten. Damit drehe sich nicht nur die Eskalationsspirale weiter, sondern steigende Getreidepreise gefährdeten auch die Versorgung des globalen Südens, so Ehrhart.
Nach Schätzungen der Weltbank würde nun jedes Prozent Preissteigerung zusätzlich 10 Millionen Menschen in existentielle Not treiben. Diese Not könnte vermieden werden, wenn der Westen bereit wäre, sein Sanktionsregime ein wenig zu lockern. Angesichts der drohenden Nahrungsmittelkrise und der militärischen High-Noon-Situation im Schwarzen Meer wäre das eine vernünftige Lösung, meint der Friedensforscher
Der Gastbeitrag „Eskalation am Schwarzen Meer“ ist am 27.07.23 in der Wochenzeitschrift der freitag erschienen und hier abrufbar.