Mikroplastik in Lebensmitteln – viele ungeklärte Fragen

Mikroplastik Foto: BUND

BfR-Verbrauchermonitor: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung findet Mikroplastik in Lebensmitteln beunruhigend. Insgesamt schätzen 75 Prozent der Bevölkerung Lebensmittel als sicher ein. Mikroplastik in Lebensmitteln bewegt jedoch immer mehr Deutsche. Wie der aktuelle BfR-Verbrauchermonitor – eine regelmäßige Bevölkerungsumfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) – zeigt, wird das Thema bekannter und beunruhigt die Bevölkerung stärker als vor einem halben Jahr: Waren zuvor 45 Prozent besorgt über Mikroplastik in Lebensmitteln, sind es nun mit einem Anstieg von 11 Prozentpunkten mehr als die Hälfte der Befragten. Für das BfR ist besonders interessant, ob die öffentliche Wahrnehmung von der wissenschaftlichen Einschätzung abweicht. Aus den bisherigen Studien lässt sich nicht ableiten, wie viele Mikroplastikpartikel die Verbraucher beispielsweise durch den Verzehr von Fisch wirklich aufnehmen. Nachgewiesen wurde Mikroplastik vor allem im Magen-Darm-Trakt von Fischen, der in der Regel aber nicht verzehrt wird. „Um das tatsächliche Risiko von Mikroplastik in der Nahrungskette zu bewerten, benötigen wir verlässlichere Daten, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Foto: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

„Das BfR führt derzeit Studien zur Aufnahme von Mikroplastikpartikeln über den Darm und den möglichen gesundheitlichen Auswirkungen durch.“ Ob Antibiotikaresistenzen oder Mikroplastik – welche gesundheitlichen Risiken sind Verbraucherinnen und Verbrauchern bekannt und was beunruhigt sie? Als repräsentative Verbraucherbefragung liefert der BfR-Verbrauchermonitor in halbjährlichem Abstand Einsichten zu der Frage, wie die deutschsprachige Bevölkerung gesundheitliche Risiken wahrnimmt. Dafür werden etwa 1.000 Personen, die in Privathaushalten in Deutschland leben und mindestens 14 Jahre alt sind, im Auftrag des BfR telefonisch interviewt.
Die Beunruhigung ist gestiegen.

Nach wie vor nehmen die Befragten Rauchen, Klima- und Umweltbelastung sowie eine ungesunde oder falsche Ernährung als die größten gesundheitlichen Risiken wahr. Fragt man nach ausgewählten Themen, so führen Salmonellen, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Antibiotikaresistenzen und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln immer noch die Bekanntheitsskala an – gefolgt von Mikroplastik in Lebensmitteln, Aluminium in Lebensmittelverpackungen und Kohlenmonoxid.

Mikroplastik aus einem Peeling-Produkt sowie am Atlantikstrand gefundenes Mikro- und Makroplastik, Foto: NABU/Sandra Kühnapfel

Dabei sind Antibiotikaresistenzen und Mikroplastik die Themen, die bei den meisten Befragten für Beunruhigung sorgen. Im Vergleich zur letzten Umfrage ist die Bevölkerung deutlich besorgter um Mikroplastik: Hier ist die Beunruhigung um 11 Prozentpunkte gestiegen. Auch Salmonellen findet mehr als die Hälfte besorgniserregend. Kohlenmonoxid – in diesem Jahr erstmalig abgefragt und dem Großteil der Befragten bekannt – hält im Vergleich dazu nur ein gutes Drittel für beunruhigend. Spielzeug wird im Vergleich zur Vorgängerbefragung als genauso sicher eingeschätzt. Bei Textilien und Kosmetika ist das Sicherheitsgefühl leicht gesunken. Weiterhin vertrauen die Befragten den staatlichen Stellen in Deutschland überwiegend, dass diese die Gesundheit von Verbrauchern schützen.

 

Salmonellen, Listerien, Campylobacter – und andere Bakterien sowie Viren in Lebensmitteln können zur Gesundheitsgefahr für den Menschen werden. Aufgabe des BfR ist es, die Verbreitungswege dieser mikrobiellen Risiken in der Lebensmittelkette zu bekämpfen und das gesundheitliche Risiko belasteter Lebensmittel und Futtermittel zu bewerten. Die Bekämpfung von Erregern setzt dabei so früh wie möglich an: bei der Lebensmittelgewinnung und Herstellung.Mikroorganismen sind – abgesehen von Fehlernährung – die mit Abstand häufigste Ursache für lebensmittelbedingte Erkrankungen. Krankheitserreger können in Lebensmitteln, die vom Tier stammen, aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Die heute wichtigsten Lebensmittelinfektionen, die Campylobacteriose und Salmonellose, nehmen ihren Ursprung überwiegend in der Urproduktion, also in den Tierbeständen.

Der BfR-Verbrauchermonitor widmet sich einerseits Themen, die in der Öffentlichkeit eine große Aufmerksamkeit erhalten. Andererseits analysiert er Fragen, die bisher weniger im öffentlichen Fokus stehen, aber ebenfalls relevant sind, wie beispielsweise Campylobacter und Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln oder die neuartige Methode des „Genome Editings“ zur zielgerichteten Veränderung des Erbguts. Wie schon in der ersten Umfrage im Jahr 2018 sind diese Themen in der öffentlichen Wahrnehmung wenig sichtbar und werden daher auch nicht als besonders beunruhigend angesehen. Ebenso spielt Lebensmittelhygiene zu Hause nur eine geringe Rolle im Bewusstsein von Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

 

BfR-Verbrauchermonitor 08/2018

https://www.bfr.bund.de/cm/350/bfr-verbrauchermonitor-08-2018.pdf

Fragen und Antworten zu Mikroplastik

https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_mikroplastik-192185.html