Die Europäische Union unterstützt ein internationales Konsortium beim Bau einer elektrochemischen Anlage, um die kommerziellen Möglichkeiten zur Nutzung des kostengünstigen Pflanzenbestandteils Lignin auszuloten. Lignin kann aus Biomasse wie zum Beispiel Holz erhalten und zu hochwertigen, biologisch nachhaltigen Chemikalien umgewandelt werden. Das Konsortium mit der Bezeichnung LIBERATE wird für das Vorhaben von der EU einen Beitrag von insgesamt 10 Millionen Euro erhalten.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Siegfried Waldvogel von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist an dem Gemeinschaftsprojekt beteiligt und erhält dafür eine Förderung von knapp 1 Million Euro.
Lignin bisher meist zur Energiegewinnung
Derzeit wird Lignin hauptsächlich zur Energiegewinnung verbrannt. Das Konsortium beabsichtigt, dies zu ändern: Das Projekt wird aus Lignin Basischemikalien für die europäische Industrie extrahieren, um daraus wertvolle Produkte wie Polymere oder Antioxidantien herzustellen, die zurzeit noch aus der petrochemischen Industrie kommen. „Mit LIBERATE geht Europa einen Schritt weiter in Richtung auf ein zirkuläres Wirtschaftsmodell. Die Industrie wird weniger von importiertem Öl abhängig sein und die Auswirkungen der Industrie auf die Umwelt werden durch eine Reduktion der CO2-Emissionen und eine höhere Energieeffizienz verringert“, sagte Angel Valdivielso, Technischer Projektmanager bei Leitat.
Das private spanische Technikinstitut Leitat ist Konsortialführer des Projekts. „Wir werden zu dem Vorhaben mit unserer Expertise bei der elektrochemischen Zerlegung von Lignin beitragen“, teilte Siegfried Waldvogel mit. Bei der Elektrosynthese wird direkt Strom als Reagenz eingesetzt. Dies gilt als besonders umweltfreundlich und ressourcenschonend. LIBERATE erhält die EU-Unterstützung im Rahmen des Förderprogramms Horizont 2020. Weitere Kooperationspartner sind Forschungszentren und Universitäten, darunter die Fraunhofer-Gesellschaft, die Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO), die norwegische Forschungsorganisation SINTEF und die Universität von Alicante, sowie große Firmen und kleine und mittlere Unternehmen. Der offizielle Startschuss für das Projekt fiel am 10. Oktober bei Leitat in Barcelona.