Der Wassermangel beschäftigt auch in diesem Sommer Politik und Öffentlichkeit. Im Fokus stehen dabei meist größere Flüsse, Seen und das Grundwasser. Doch während die Gesellschaft besorgt auf deren Wasserstände blickt, sind andere Gewässer zu diesem Zeitpunkt schon längst verschwunden: Kleine Stillgewässer wie natürliche oder künstliche Teiche, Sölle, Pfuhle oder Parkgewässer leiden besonders unter dem Wassermangel. Um für dieses Problem zu sensibilisieren und Handlungsoptionen für Politik, Behörden und Zivilgesellschaft aufzuzeigen, hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) heute ein neues IGB Dossier zu diesem wichtigen Gewässertyp veröffentlicht.
„Natürliche oder naturnahe Kleingewässer sind häufig Hotspots der biologischen Vielfalt und können daher als ‚kleine Oasen‘ bezeichnet werden. Doch Wassermangel, steigender Nutzungsdruck und der Klimawandel mit seinen Wetterextremen setzen diesen Ökosystemen und allen Pflanzen- und Tierarten, die auf sie angewiesen sind, stark zu“, erklärt IGB-Direktor Prof. Luc De Meester. „Aber es geht nicht nur um die Natur – bedroht sind auch die Ökosystemleistungen, die diese Kleingewässer in ihrer Gesamtheit für den Menschen erbringen. Sie können eine wichtige Rolle beim Wasserrückhalt und Hochwasserschutz spielen und sich positiv auf das lokale Mikroklima auswirken.“
Vielfältige Leistungen trotz kleiner Größe:
Das Forschungsteam unterstreicht im neuen IGB Dossier auch, dass kleine Stillgewässer je nach Typ und Region noch vielen weiteren Zwecken dienen, zum Beispiel dem Tränken von Vieh, der Bewässerung oder der Brandbekämpfung. Außerdem bieten Kleingewässer vielfältige Erholungsmöglichkeiten, die die menschliche Gesundheit und Lebensqualität fördern, insbesondere in städtischen Gebieten.
Neben diesen vielfältigen gesellschaftlichen Vorteilen sind kleine stehende Gewässer von besonderer Bedeutung für das Leben im Süßwasser. Ihr Beitrag zur regionalen Vielfalt ist nachweislich der größte aller Binnengewässer – insgesamt beherbergen sie 70 Prozent des regionalen Süßwasser-Artenpools in europäischen Landschaften. Dies liegt daran, dass sie selbst zahlreich und sehr vielfältig sind. Gleichzeitig sind kleine stehende Gewässer aufgrund ihrer Größe besonders empfindlich gegenüber den oben genannten Störungen.
Neue Managementansätze: Teichlandschaften als naturbasierte Lösungen:
Doch Kleingewässer ist nicht gleich Kleingewässer, auch darauf weisen die Autor*innen hin: Je nach Typ, Region und Lage können die Anforderungen an Schutz, Nutzung und Management ganz unterschiedlich sein.
„Im neuen IGB Dossier haben wir deshalb den aktuellen Forschungsstand kompakt zusammengefasst und zeigen Möglichkeiten auf, wie kleine Stillgewässer besser geschützt, wiederhergestellt oder neu angelegt werden können. Trotz der besorgniserregenden Lage haben Kleingewässer einen entscheidenden Vorteil – Teiche und Teichlandschaften eignen sich hervorragend als naturbasierte Lösungen und können damit auch die Anpassung an den Klimawandel und die Abmilderung seiner Folgen unterstützen“, erläutert Dr. Thomas Mehner, IGB-Vizedirektor und Mitautor des IGB Dossiers.
Dabei sollten nicht nur einzelne Gewässer im Fokus stehen, sondern ihr Potenzial als vernetztes Ökosystem. Ein solches Netzwerk aus temporären und permanenten Gewässern – eine Teichlandschaft – kann die regionale Biodiversität besonders nachhaltig fördern. Zusätzlich empfehlen die Forschenden u.a. das Sicherstellen einer ausreichenden Wassermenge und -qualität, um kleine Gewässer als wertvolle Lebensräume zu erhalten, sowie die Einrichtung von gut bemessenen Uferstreifen und Pufferzonen zur Abschwächung schädlicher Auswirkungen auf die Kleingewässer.