Vor der Eröffnung der 45. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees am 10. September erklärt die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer:
Ich sehe der Sitzung des Welterbekomitees in diesem Jahr mit gemischten Gefühlen entgegen. Angesichts der vielen beeindruckenden Orte, die nominiert sind, empfinde ich Vorfreude. Ganz besonders, wenn ich an Erfurt denke. Würde das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe der Stadt seinen Platz unter den bedeutendsten Kulturstätten der Welt finden, wäre das nicht nur der wohlverdiente Lohn für all diejenigen, die sich in Thüringen und darüber hinaus für seinen Erhalt stark gemacht haben. Durch die Anerkennung der UNESCO würde Erfurt Teil unseres gemeinsamen Menschheitserbes. Das führt uns noch einmal eindrücklich vor Augen, dass jüdisches Leben seit weit über 1.000 Jahren zu Deutschland gehört und auch in Zukunft gehören wird!
Zugleich könnte das Komitee in diesem Jahr gleich sechs Welterbestätten als ernsthaft bedroht einstufen. Besondere Sorge bereitet mir die Situation in der Ukraine, wo Russland seine Angriffe auf die Menschen, das kulturelle Erbe und damit die Identität des Landes bis heute unerbittlich fortsetzt: In Odessa, wo im Juli russische Bomben in das Welterbe der Stadt einschlugen, in Kiew, in Lwiw und an so vielen anderen Orten. Ich hoffe, dass von der Sitzung ein unmissverständliches Signal ausgeht. Die Weltgemeinschaft kann nicht länger zusehen, wie Russland die Welterbekonvention mit Füßen tritt.
Hintergrund
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 10. bis 25. September in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.157 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 55 davon gelten als bedroht. Deutschland verzeichnet 51 Welterbestätten.