Die Bundesnetzagentur bereitet sich heute in einer Übung auf einen möglichen Krisenfall in der Gasversorgung vor. Ziel der Simulation einer Gasmangellage ist es, die Prozesse des Bundeslastverteilers zu üben.
„Deutschland ist für diesen Winter deutlich besser vorbereitet als im vergangenen Jahr. Wir können durchaus optimistisch sein, für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh“, sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. „Die Speicher sind gut gefüllt, die alternativen Quellen, über die wir Gas beziehen können, und die Einsparraten sind stabil. Aber es bleiben Restrisiken. Wir unterziehen heute unsere Abläufe im Krisenfall einem Praxistest. So sind wir auch auf unwahrscheinliche Szenarien gut vorbereitet.“
Tests zu möglichen Reduzierungen des Gasverbrauches
Ziel der Übung ist es, mit ausgewählten Partnern den Fall zu üben, dass die Bundesnetzagentur als Bundeslastverteiler Reduzierungen beim Gasverbrauch anordnen muss. Die Infrastruktur des Krisenstabs und die einschlägigen Kommunikationswege, vor allem die Sicherheitsplattform Gas, werden getestet. Auch wird in der Übung berücksichtigt, dass der lebenswichtige Bedarf von Haushaltkunden einem besonderen Schutz gegenüber Einsparanordnungen unterliegt.
An der Übung nehmen neben der Bundesnetzagentur das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, mehrere Bundesländer und der Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe teil. Außerdem werden Netzbetreiber und Industriekunden, Speicherbetreiber und Speichernutzer teilnehmen.
Auch diesen Winter bleiben Restrisiken
Die Ausgangssituation zu Beginn der Heizperiode ist im Hinblick auf die Speicherfüllstände und die Bezugsquellen für Erdgas deutlich besser als im vergangenen Herbst. Für eine vollständige Entwarnung ist es aber zu früh, da verschiedene Faktoren die Versorgungslage maßgeblich beeinflussen können. Dazu gehört eine etwaige sehr kalte Wetterlage, bei der der Gasverbrauch stark ansteigen würde.
Dazu gehört aber auch die Gefahr ausbleibender russischer Gaslieferungen in die südosteuropäischen Staaten, die zur Zeit noch Gas über die Ukraine beziehen und im Falle einer Mangellage über Deutschland mitversorgt werden müssten. Schließlich denkbar sind auch Szenarien des teilweisen oder vollständigen Ausfalls von Erdgasleitungen.
Gas sparen ist weiterhin wichtig
Die Einsparungen von Haushalten, Gewerbe und Industrie haben einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet und dabei geholfen, einen Teil der weggefallenen russischen Erdgasmengen zu kompensieren. Im Winterhalbjahr vom 1. Oktober 2022 bis 31. März 2023 wurden im Vergleich zu den Vorjahren insgesamt rund 20 Prozent Gas eingespart. Selbst während der Sommermonate ist der Gasverbrauch sehr niedrig geblieben; er lag in den letzten Wochen immer etwa 20 Prozent unter dem Mittel der Vorjahre.
Die Bundesnetzagentur ruft auch für den bevorstehenden Winter zu einem sparsamen Gasverbrauch auf. Gas ist weiterhin deutlich teurer als vor der Krise. Ein sorgsamer Verbrauch – etwa beim Heizen – schont den Geldbeutel und das Klima und hilft der sicheren Versorgung.
Hintergrund
Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den schrittweisen Rückgang der Gaslieferungen aus Russland im vergangenen Jahr hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz das „Krisenteam Gas“ einberufen. Das Krisenteam analysiert und bewertet seitdem kontinuierlich die Versorgungslage. Für den Fall, dass im Zuge dieser Lagebewertung eine erhebliche Verschlechterung der Versorgungslage festgestellt wird und das zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Notfallstufe ausruft, wird die Bundesnetzagentur zum Bundeslastverteiler. Die Bundesnetzagentur bereitet derzeit eine Aktualisierung ihrer Szenarienberechnungen vor, um die Versorgungslage für den kommenden Winter abzubilden.