Was ihre Energieversorgung betrifft, müssen sich Kommunen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten neu erfinden. Die Aufgaben sind enorm. Aber wo fängt man an? Die Herausforderungen jeder Gemeinde mögen spezifisch sein, aber bei der Erarbeitung von Konzepten sind sie nicht allein. Austausch und Vernetzung untereinander kann sie bei der Bewältigung der Energiewende vor Ort unterstützen. Wissenschaft und Praxis haben ein neues Format entwickelt, wie dies gelingen kann: Kommunale Lernwerkstätten.
In Sachsen-Anhalt haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universität Berlin und das Bündnis Energieavantgarde Anhalt das Format erprobt. Nun stellen sie die Erfahrungen vor, die bei der Durchführung von drei Lernwerkstätten im transdisziplinären Forschungsprojekt „Partizipation im digitalisierten Energiesystem durch soziale Innovationen“ (PaDiSo) mit Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium gesammelt wurden. Fazit: Bei sorgfältiger Planung können solche Vernetzungsworkshops dazu beitragen, Akteure vor Ort in ihrer Handlungsfähigkeit zu stärken.
Kommunen haben Bedarf an Vernetzung und Erfahrungsaustausch zur Energiewende
„Idee der Lernwerkstätten ist es, die Akteure in einer Region vor Ort zusammenzubringen, auch wenn sie bisher noch nicht so viel mit Energiethemen zu tun haben“, so Projektleiterin Friederike Rohde vom IÖW. „Denn durch die Klimakrise und spätestens durch die Turbulenzen auf den Energiemärkten seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine steht die Energieversorgung ganz oben auf der Agenda der Kommunen. Alle stehen vor der gleichen Herausforderung: Sie wollen das Ziel erreichen, eine kommunale, unabhängige, erneuerbare, preisstabile und von den Bürger*innen mitgetragene Energieversorgung zu schaffen.“
Das Forschungsprojekt hat mehrere Erfolgsfaktoren identifiziert, damit der interkommunale Austausch gelingt: „Die Kombination mehrerer Methoden und die Kontinuität der Teilnahme an drei aufeinanderfolgenden Lernwerkstätten haben sich bewährt“, so Emilia Nagy vom Zentrum Technik und Gesellschaft, das die Lernwerkstätten konzipiert hat. „Durch den intensiven fachlichen Austausch ist es gelungen, eine ‚Community of Practice‘ aufzubauen, sodass die Teilnehmenden konstruktiv miteinander ins Gespräch auf Augenhöhe kommen. Die Zukunft dieser Gemeinschaft wird maßgeblich durch erfahrene und regional verankerte Praxispartner wie die Energieavantgarde Anhalt vorangetrieben“, so die Expertin für transdisziplinäre Prozesse.
Bürgermeisterin: „Für uns als Kommune eine wichtige Plattform“
Viele Kommunen stehen vor ähnlichen Herausforderungen, wenn es darum geht, vor Ort unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden, zum Klimaschutz beizutragen, aber insbesondere auch Versorgungssicherheit zu bieten. Von gelingender Bürgerbeteiligung über Fachkräftemangel bis hin zur Orientierung im Förderdschungel können in Kommunen wichtige Lernprozesse angestoßen werden. „Für uns als Kommune stellen die Lernwerkstätten mit ihren Impulsen und dem inhaltlichen Austausch eine wichtige Plattform dar, um bei der Energiewende vorwärtszukommen“, so Steffi Syska, Bürgermeisterin der Stadt Sandersdorf-Brehna in Sachsen-Anhalt und eine Teilnehmerin der Lernwerkstätten.