Der Innovationsverbund »Connected Work Innovation Hub« des Fraunhofer IAO hat die Ergebnisse einer Online-Befragung aus dem Frühjahr 2023 veröffentlicht. Mehr als 3000 Teilnehmende haben darin Fragen zu ihrer aktuellen Arbeitssituation beantwortet. Die Studie gibt Einblicke in den Status quo hybrider Arbeitsmodelle, zeigt positive Entwicklungen auf, macht aber auch das Problem einer zunehmenden »sozialen Erosion« sichtbar.
Viele Unternehmen suchen noch ihren Weg zurück zum »New Normal« und loten aus, was das richtige Maß an hybrider Arbeit für ihre Belegschaft ist. Einerseits möchten sie als attraktive Arbeitgeber grenzenlose Freiheiten bieten, andererseits befürchten sie, dass fehlende persönliche Kontakte und Gespräche zu einer sozialen Erosion führen, die langfristig die Unternehmensziele untergräbt. Tech-Firmen wie Zoom, Google, aber auch Banken und andere Unternehmen kündigen daher strikte Kehrtwenden in ihrer bisher eher liberalen Policy im Umgang mit hybrider Arbeit an.
Effekte hybrider Arbeit auf Performance messbar machen
Um die »echten« Effekte und ihren Zusammenhang mit hybrider Arbeit beurteilen zu können, bedarf es gut durchdachter Messungen. Vor diesem Hintergrund hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Rahmen des Innovationsverbunds »Connected Work Innovation Hub« ein Instrument entwickelt, das die direkten und mittelbaren Effekte hybrider Arbeit auf die Performance der Mitarbeitenden messbar macht. Auf Basis dieses Messinstruments hat das Forschungsteam des Fraunhofer IAO im März und April 2023 eine Online-Umfrage durchgeführt. Mit den Antworten von über 3000 Teilnehmenden aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen konnten die Forschenden ein umfassendes Bild zum Status quo hybrider Arbeitsmodelle zeichnen.
Die Studie steht ab sofort zum kostenlosen Download zur Verfügung ( https://www.iao.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/aktuelles/realitaetscheck-hyb…). Das Team des Fraunhofer IAO rund um den Forschungsbereichsleiter Dr. Stefan Rief und Dr. Josephine Hofmann bewertet die Ergebnisse der Studie mit Blick auf hybride Arbeitsmodelle überwiegend positiv. »Produktivität, Führungsleistung, die Qualität der Zusammenarbeit sowie der Kundenkontakt haben gute bis sehr gute Werte erhalten« resümiert Josephine Hofmann.
Weniger Präsenz führt zu Effekten sozialer Erosion
Nachdenklich stimmen die Forschenden die Ergebnisse, die sich unter dem Stichwort »soziale Erosion« zusammenfassen lassen. Sie berühren zentrale Aspekte der Gestaltung eines aus heutiger Sicht attraktiven Arbeitsumfelds. Dabei geht es um Themen wie Teamidentität, Bindung und darüber hinaus auch um innovationskritische Aspekte des Teilens und Weiterentwickelns von gemeinsamem Wissen. Ein gutes Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen sowie tragfähige soziale Beziehungen helfen oft gerade dann, wenn es arbeitsseitig stressiger wird.
Werte von 30 bis teilweise über 40 Prozent deuten u. a. auf eine mangelnde Transparenz in Bezug auf Überlastungssituationen von Kolleginnen und Kollegen, fehlende Feedbackschleifen oder zu wenig Gesprächsmöglichkeiten hin. Es erscheint durchaus plausibel, dass Überlastungssituationen nicht mehr wahrgenommen werden oder sich das Einlernen neuer Mitarbeitender sich schwierig gestaltet – wie soll das auch gelingen, wenn das im Büro nicht mehr oder kaum noch miteinander geteilt wird?
Im nächsten Schritt möchte das Forschungsteam in der dritten Forschungsphase herausarbeiten, was sich durch die Hybridität der Arbeitsorganisation verändert, verbessert oder verschlechtert, und damit letztlich die Gesamtperformance beeinflussen kann. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Veränderungen durch die Hybridität, also das Zusammenspiel ortspräsenter und ortsmobiler Arbeit, zu erwarten sind. Interessierte Unternehmen können sich ab sofort bei uns melden.