Inwieweit kann Holzenergie einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten, und welche Voraussetzungen müssen hierfür erfüllt sein? In einem jetzt veröffentlichten Diskussionspapier regen Wissenschaftler des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) an, die Förderung von Holzenergie auf innovative Technologien zu beschränken und zeigen zugleich eine zukunftsfähige Rolle dieser Energieoption auf.
Zwei Drittel der Wärme aus erneuerbaren Energien in Deutschland stammen derzeit aus Holz. Etwa die Hälfte des Holzes hierzulande wird dafür und auch zur Stromerzeugung genutzt. Neben Waldholz kommen dabei u.a. auch Reste aus der Holzverarbeitung zum Einsatz. Ob dies dem Klima mehr schadet als nützt, gilt seit langem als umstritten. Hintergrund sind die komplexen Treibhausgaseffekte der Holzenergie. Diese umfassen nicht nur Verbrennungsemissionen, sondern auch vorgelagerte Emissionen etwa aus Transport und Verarbeitung von Holzbrennstoffen sowie Auswirkungen auf die Kohlenstoffspeicherung in Wäldern und die Nutzung fossiler Alternativen.
Ein von Wissenschaftlern des DBFZ veröffentlichtes Diskussionspapier weist darauf hin, dass die Klimaeffekte von Holzenergie stark von Herkunft, Verarbeitung und Nutzung von Holzbrennstoffen abhängen, und pauschale Aussagen daher problematisch sind. Damit energetische Holznutzungen nachhaltig sind, müssen zudem auch weitere ökologische sowie ökonomische und soziale Faktoren beachtet werden, so eine wesentliche Aussage des Diskussionspapiers. Selbst der regionale Bezug von Holzbrennstoffen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern sei nicht immer ein Garant für nachhaltige Holzenergie, so die Leipziger Wissenschaftler. Angesichts der unübersichtlichen Gemengelage ist es für Verbraucher:innen derzeit kaum möglich, eine eigene fundierte Entscheidung etwa für oder gegen eine Holzheizung zu treffen.
Das DBFZ empfiehlt im Diskussionspapier daher eine Anpassung des politischen Rahmens für Holznutzungen. Hierdurch müsse sichergestellt werden, dass nur nachhaltige Holzenergie wettbewerbsfähig ist. Dafür ist erstens der Abbau klimaschädlicher Subventionen für Holzenergie, etwa in Form der pauschalen Förderung von Holzheizungen, notwendig. Sinnvoll für das Klima ist laut DBFZ stattdessen eine gezielte Unterstützung innovativer Technologien wie etwa hybride Wärmesysteme, in denen Holzenergie beispielsweise Wärmepumpen in Zeiten hoher Strompreise ergänzt. Zweitens sollte der Ausschluss der Holzenergie aus den Emissionshandelssystemen korrigiert werden, der ebenfalls eine pauschale Förderung darstellt. Drittens müssen die Klimaschutzbeiträge von Wäldern und langlebigen Holzprodukten finanziell honoriert werden, so das DBFZ.
Mit diesen Maßnahmen können die Klimaschutzbeiträge von Holzenergie mit denen von Wäldern und stofflich genutzten Holzprodukten in eine Balance gebracht werden. Ein genaues Monitoring des Holz(energie)marktes ist aus wissenschaftlicher Sicht hilfreich, um diese Balance abzusichern. Die soziale Abfederung der Wärmewende sollte nicht über die Förderung von Holzheizungen erfolgen, sondern klimaschonend gestaltet werden, beispielsweise über ein Klimageld.
Die im Diskussionspapier beschriebene Neuorientierung der Förderung von Holzenergie kann maßgeblich zu nachhaltigen Holzkaskaden beitragen, ohne dabei Unternehmen und Politik mit immer kleinteiligeren Vorschriften für Holznutzungen zu überfordern, so die Autoren. Auch bereiten diese Schritte den Weg für die anstehende Transformation der Holzenergie. Zusätzlich zu Wärme, Strom und Mobilität würde sie zukünftig auch nachhaltigen Kohlenstoff für eine klimaneutrale Wirtschaft bereitstellen und Negativemissionen ermöglichen.
Das Diskussionspapier ist unter dem folgenden Link als Download verfügbar:
https://www.dbfz.de/pressemediathek/weitere-publikationen/stellungnahmen-studien