Erfolgreiche Forschung im Kaukasus

Bachmaro – eine Siedlung im Meschetischen Gebirge im kleinen Kaukasus. LIB, N. Hein

Der südwestliche Kaukasus gilt als einer der großen Biodiversität-Hotspots unseres Planeten. Eine internationale Forschungsgemeinschaft konnte im Projekt CaBOL den Grundstein für den Schutz der extrem artenreichen Urwälder und Hochebenen legen. Am 20. und 21. November stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) und der Kooperationspartner aus Georgien und Armenien in Tiflis die Ergebnisse des Forschungsprojektes vor –während sich die Verhandlungen über Georgien als EU-Beitrittskandidat weiterentwickeln.

Mit dem Caucasus Barcode of Life Projekt (CaBOL) verfolgen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler länderübergreifend zusammen das Ziel, die bislang weitgehend unbekannte Biodiversität im Kaukasus zu inventarisieren und so zum Schutz dieses besonderen Naturraums mit Stätten des Weltnaturerbes beizutragen. Im Februar 2024 läuft die Förderung vonseiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aus. Nach drei Jahren ziehen die Beteiligten eine äußerst positive Bilanz: Die Basis für ein multinationales Forschungszentrum im Kaukasus ist gelegt. Doch wie geht es weiter?

Im Rahmen von CaBOL hat die Forschungsgemeinschaft einen umfassenden Wissensaustausch in der Kaukasusregion etabliert, unter anderem im Rahmen von Bioblitzen mit Bürgerwissenschaftlern. Die Gruppe hat Grundlagen für Forschungslabore, gemeinsame akademische Ausbildungsgänge, internationale Forschungs- und Wissenstransferprojekte in Georgien und auch in Armenien realisiert. Eine Vielzahl von Institutionen aus der gesamten Region wie der Ukraine, Polen und Rumänien sind zudem inzwischen Teil des Netzwerks.

„Sind diplomatische Bemühungen und Verträge die Voraussetzungen für den Austausch wissenschaftlicher Daten, Materialien und Fachwissen unter uns Forschenden, tragen Internationale wissenschaftliche Projekte wie CaBOL in der Praxis entscheidend zur Förderung von Partnerschaften und damit Frieden und Stabilität in der Region bei“, betont Prof. Dr. Bernhard Misof, Generaldirektor des LIB. „Dass Georgien nun möglicherweise den Status eines Beitrittskandidaten erhält, ist auch die Konsequenz langjähriger Kollaborationsprojekte zwischen Deutschland und Georgien.“

Zur Präsentation der Projektergebnisse lädt das LIB zusammen mit der Staatlichen Ilia Universität in Tbilisi (Georgien) vom 20. bis zum 21. November zu einer Biodiversitätskonferenz ein. Unter dem Titel „Exploring the Biodiversity of the Caucasus – Insights from ongoing international collaborations” stellen die Forschenden des CaBOL-Projekts und anderer Biodiversitätsprojekte in der Region Ihre Ergebnisse vor und laden zum Austausch ein.

„Seit dem Start des Projekts im Mai 2020 haben wir sämtliche Projektziele erreicht und teilweise sogar übertroffen“, betont Nils Hein, LIB-Projektkoordinator CaBOL. „Wir haben eine frei zugängliche Datenbank erstellt, die bis zum Ende des Projekts voraussichtlich mehr als 30.000 Einträge umfassen wird. Diese Daten werden die wichtigste Basis für alle folgenden Biodiversitätsprojekte in der Region bilden. Der Wert dieses „Schatzes“ wird vermutlich erst in einigen Jahren wirklich zu ermessen sein.“

Ferner konnten die Forschenden die Sammlungsinfrastrukturen für biologisches Material in den Ländern der Kaukasus-Ökoregion einrichten und standardisieren, die Laborinfrastruktur für molekulare Analysemethoden in Universitäten Georgiens und Armeniens entwickeln. Sie legten gespiegelte DNA- und Gewebesammlungen zur gemeinsamen Nutzung aller beteiligten Partnerinstitutionen an den Instituten im Kaukasus und in Deutschland an und entwickelten vor Ort innerhalb des Bologna-Rahmens anpassbare universitäre Lehrpläne. Die Forschenden veröffentlichten innerhalb der fast vierjährigen Projektlaufzeit über 40 wissenschaftliche Studien. Mehr als 450 Arten konnten per DNA-Barcoding über eine Referenzdatenbank für die Kaukasusregion erstmals identifiziert werden. 20 Arten wurden wissenschaftlich neu beschrieben.

Bernhard Misof: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Bemühungen mit umfassenderen Umwelt- und Naturschutzzielen auf regionaler und globaler Ebene in Einklang gebracht werden. Wir sind in engem Kontakt mit den zuständigen Entscheidungsträgern, um den Aufbau eines Forschungszentrums für biologische Vielfalt voranzutreiben. Das wird eine hohe gesellschaftliche Relevanz besitzen. Als wichtigen Schritt zur weiteren Koordination und Bündelung der Bemühungen werden wir ein gemeinsames ständiges Büro einrichten.“