Zum Auftakt der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, COP28) betont der Vorstand der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) die Bedeutung des Ozeans im Klimasystem und seine zentrale Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. „Wissenschaftliche Erkenntnisse sind die Basis für politische Entscheidungen und unser aller Handeln im Kampf gegen die Klimakrise. Es ist eindeutig, dass wir den Ozean und die Artenvielfalt im Meer schützen müssen, um seine für uns wichtigen Funktionen zu erhalten und nachhaltig nutzen zu können.“
Aktuell erwärmen sich die Ozeane stetig weiter und Temperaturextreme nehmen in ihrer Intensität und Häufigkeit zu. Der Grad der Versauerung der Weltmeere steigt, während der Sauerstoffgehalt in vielen Regionen sinkt. „Die menschengemachte Klimakrise und viele andere Belastungen bedrohen die marine Umwelt, Artenvielfalt und Ökosystemleistungen in immer stärkerem Ausmaß. Zum Wohle aller Menschen sollten alle Länder ihre Klimaschutzziele schärfen und kommunizierte Maßnahmen zügig und verbindlich zur Umsetzung bringen. Als wegweisendes Signal aus Deutschland wäre an den Zielen des bisherigen Bundes-Klimaschutzgesetzes in der Novellierung festzuhalten.“
„Dubai Ocean Declaration“ zur COP28
Im Vorfeld der diesjährigen internationalen Verhandlungen unterzeichnete der Vorstand der DAM die „Dubai Ocean Declaration“, die zum Schutz des Ozeans und zur Verbesserung wissenschaftlicher Forschung, Technologie-Entwicklung und Kapazitätsaufbau aufruft. Zur Dokumentation des Fortschritts in der Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen seien genauere Kenntnisse zum Kohlenstoffkreislauf im Ozean und bessere Möglichkeiten für die Ozeanbeobachtung und Nutzung von Messdaten unabdingbar, so die Erklärung. Zudem müssten Entscheidungen zur Nutzung neuartiger Ansätze zur Kohlendioxid-Entnahme mit Hilfe des Ozeans auf eine verlässliche Überwachung, Berichterstattung und Prüfung (Monitoring, Reporting and Verification, MRV) aufbauen. In internationaler Zusammenarbeit seien Kenntnisse und Kapazitäten auszubauen und Methoden zur Berücksichtigung der Beiträge der natürlichen Funktionen des Ozeans und der Blue Economy zum Klimaschutz in den nationalen Klimaschutzbeiträgen und Anpassungsplänen zu etablieren.
„Wir schließen uns dem Appell führender internationaler Meeresforschungseinrichtungen an, den Ozean bei den internationalen Klimaverhandlungen und dem Prozess zur Umsetzung des Übereinkommens von Paris noch stärker in den Blick zu nehmen. Die COP28 bietet Chancen, Meeresforschung und Ozeanbeobachtung als wichtige Voraussetzungen zu stärken, um die Rolle des Ozeans im Klimawandel noch besser zu verstehen und adäquate Maßnahmen zur Minderung und Anpassung zu implementieren“, erklärt der DAM-Vorstand. „Mit seinen Forschungsmissionen ist die DAM hervorragend aufgestellt, um Gesellschaft und Politik auf ihrem Weg in eine klimagerechte Zukunft zu unterstützen.“
Die Rolle der Meeresforschung im Umgang mit dem Klimawandel
Die Meeresforschung liefert wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. In der DAM haben sich 24 führende deutsche Meeres-forschungsinstitute zusammengeschlossen, die sich mit dem Zusammenwirken von Mensch und mariner Umwelt, mit der Rolle der Meere im Klimawandel und einer verantwortungsvollen Nutzung des Ozeans auseinandersetzen. Ihr Ziel ist, lösungsorientiertes Handlungswissen für einen nachhaltigen Umgang mit Küsten, Meeren und dem Ozean zu erarbeiten und bereit zu stellen.
Um dieses Ziel zu erreichen, führt die die DAM unter anderem Forschungsmissionen zu verschiedenen Schwerpunktthemen durch: In der DAM-Forschungsmission „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung“ (CDRmare) untersuchen rund 200 Forschende in sechs Verbundprojekten, ob und inwieweit der Ozean eine wesentliche und nachhaltige Rolle bei der Aufnahme und Speicherung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre spielen kann – als Ergänzung zur drastischen Reduktion von Kohlendioxidemissionen, um die menschengemachte Erderwärmung einzudämmen. Darüber hinaus werden Zusammenhänge mit und Auswirkungen auf die Meeresumwelt, das Erdsystem und die Gesellschaft ermittelt.
In der DAM-Mission „Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume“ (sustainMare) untersuchen mehr als 250 Forschende in sieben Forschungsverbünden die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen der Nutzung und Belastung verschiedener Meeresregionen in Nord- und Ostsee. Im Fokus steht die Frage, wie verschiedene Nutzungsinteressen – etwa Fischerei, Windkraftgewinnung oder Tourismus – mit dem wirksamen Schutz der Meere und der biologischen Vielfalt in Einklang gebracht werden können. Ziel der Forschungsmission ist, Optionen für eine nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen und Ökosystemleistungen in der deutschen Nord- und Ostsee zu entwickeln.
Ab 2024 soll die DAM-Forschungsmission „Wege zu einem verbesserten Risikomanagement im Bereich mariner Extremereignisse und Naturgefahren“ (mareXtreme) beginnen. Hier geht es um die Vorhersage, Modellierung und den Umgang mit extremen Wetterereignissen im Meer. Ziel ist, die Vorhersagefähigkeit für marine Extremereignisse und Naturgefahren wesentlich zu verbessern und so die nachhaltige Entwicklung von Küstengemeinden und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft an den Küsten zu unterstützen.