Insbesondere in ländlichen Räumen treffen Schrumpfung und demographischer Wandel auf schnell fortschreitende Erfordernisse der Transformation hin zu einer klimaneutralen und digitalen Gesellschaft. Vor allem ältere Menschen, in den Bereichen Daseinsvorsorge, Gesundheit, Pflege und Landwirtschaft sind davon betroffen. Dies stellt die Akteure vor Ort vor große Aufgaben.
Das an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und der Katholischen Hochschule Berlin angesiedelte Transferbündnis „Alterperimentale“ zielt darauf ab, die Lebensqualität älterer Menschen in der peripheren deutsch-polnischen Grenzregion durch gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen entwickelte Transferideen zu verbessern. Mit seinem innovativen Ansatz überzeugte das Netzwerk im Auswahlverfahren der Förderlinie „T!Raum – Innovationen für die Zukunft der Regionen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und wird bis August 2026 für drei Jahre mit zunächst insgesamt 5,9 Mio. Euro gefördert.
Im Fokus des Projektes „Alterperimentale“ stehen soziotechnische, sozialökologische und sozialräumliche Innovationen. Partizipativ und gemeinsam mit älteren Menschen sollen nachhaltige Lebens- und Arbeitswelten in ländlichen Räumen entstehen. Dabei soll nicht nur soziale Teilhabe gesichert werden. Es sollen insbesondere auch regional relevante Themen der Sozialen Arbeit, der Gerontologie und der Regionalentwicklung zusammen mit Praktikerinnen und Praktikern vor Ort bearbeitet und erforscht werden.
Bündniskoordinatorin Prof. Dr. Alexandra Retkowski und Inhaberin des Fachgebietes Soziale Dienstleistungen für strukturschwache Regionen an der BTU hebt hervor: “Auf Grundlage unserer wissenschaftlichen Expertise wollen wir Sozial-, Technologie- und Naturräume entwickeln, die ältere Menschen in allen Bereichen gut integrieren. Auf diese Weise sollen nachhaltige, gute Lebens- und Arbeitswelten entstehen, die vom Zusammenleben innerhalb einer engagierten Zivilgesellschaft geprägt sind. Unsere Praxisforschungsstellen fungieren dabei wie Werkstätten.”
Perspektivisch sollen sogenannte Praxisforschungsstellen in der Region etabliert und nachhaltig verankert werden. Die Praxisforschungsstellen fungieren als Orte des Austausches und des Wissenstransfers. Sie bereichern den wechselseitigen Lernprozess zwischen Wissenschaft und Praxis. Neben der bereits bestehenden Praxisforschungsstelle in Heinersdorf sollen zwei weitere in Cottbus und Görlitz gegründet werden. Das interdisziplinär aufgestellte Team besteht aus den Fachgebieten Soziale Dienstleistungen für strukturschwache Regionen und Regionalplanung an der BTU sowie der Professur Soziale Arbeit in der digitalisierten Gesellschaft an der Katholischen Hochschule Berlin und der Praxisforschungsstelle Heinersdorf. Vor diesem Hintergrund wird eine Verlängerung des Transferbündnisses um weitere sechs Jahre angestrebt.
Die zivilgesellschaftliche Initiative „Praxisforschungsstelle für Lebensmodelle im Alter auf dem Land“ in Heinersdorf im Landkreis Oder-Spree besteht bereits seit 2020. Sie bereichert das neue Projekt durch wertvolle Erfahrungen in der dreijährigen Zusammenarbeit zwischen Forschung, Gesellschaft und Praxis auf Augenhöhe. Diese bilden eine wichtige Grundlage für den neuartigen Transferansatz der Alterperimentale.
Die öffentliche Auftaktveranstaltung des Projekts findet am 25. April 2024 in der Projektregion statt. Dazu sind Akteuren aus Kommunen, den Verwaltungen, aber auch Vertretern von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Organisationen aus den Bereichen Daseinsvorsorge, Gesundheit, Pflege und Landwirtschaft herzlich eingeladen sowie die interessierte Öffentlichkeit. Interessierte an der Gestaltung des Strukturwandels und der Bedingungen für gutes Altern auf dem Land können gerne Kontakt zum Netzwerk-Team aufnehmen oder den Newsletter abonnieren