Trockene Moore

Jedes Jahr geht rund ein Prozent der weltweiten Moorflächen verloren. Dabei erfüllen die Feuchtgebiete wichtige landschaftsökologische Funktionen. Forscher planen nun Maßnahmen zur Wiedervernässung.

 

Moore zählen zu den Landschaften, um die sich viele Geschichten ranken – meist in einem furchteinflößenden Kontext. Nur wenigen ist klar, welche wichtigen Funktionen Moore erfüllen. „Moore sind manchmal ziemlich gruselig, aber vor allem ihr Verlust mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt sollte uns unheimlich sein“, sagt Dr. Dominik Zak. Der Wissenschaftler hat früher am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin geforscht und arbeitet nun an der Universität Aarhus in Dänemark. Obwohl Moore nur etwa drei Prozent des globalen Festlandes einnehmen, binden sie 20 bis 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden. Das entspricht etwa 40 bis 60 Prozent des gesamten CO2-Gehalts unserer Atmosphäre. Zudem binden Moore in den Torfen die Nährstoffe Phosphor und Stickstoff. Werden Moore trocken gelegt, sinkt der Wasserspiegel und die sonst sauerstofffreien Böden werden belüftet. „Das führt dazu, dass Nährstoffe und Treibhausgase freigesetzt werden“, erklärt Dominik Zak das Problem.

Weltweit geht jährlich immer noch etwa ein Prozent der gesamten Moorflächen verloren. In Deutschland sind bereits fast alle Moorflächen entwässert, nur noch etwa zwei Prozent der ursprünglichen Moorflächen sind in einem naturnahen Zustand. Es gibt aber auch einige Lichtblicke, so laufen europaweit vielfältige Aktivitäten zur Revitalisierung von Mooren. „Vor 43 Jahren trat die Ramsar-Konvention als Übereinkommen über den Schutz von Feuchtgebieten in Kraft. Seit dieser Zeit ist viel passiert”, so Dr. Jörg Gelbrecht, Moor-Experte des IGB. „Eine Revitalisierung ist jedoch nicht ganz einfach“, räumt Gelbrecht ein, „denn eine erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen hängt ganz wesentlich von einem Konsens der verschiedenen Akteure des Naturschutzes, des Gewässer- und Klimaschutzes sowie der Landnutzer ab. Außerdem müssen die verschiedenen Risiken bewertet werden“. Nach Jahrzehnten der Entwässerung sind Moorböden oft stark degradiert, haben Nährstoffe angereichert und an Oberfläche verloren. Tiefgründig entwässerte Moore benötigen deshalb oft mehrere Jahrzehnte, bis sie ihre ursprünglichen landschaftsökologischen Funktionen wieder erfüllen.

Auf den in Mitteleuropa weit verbreiteten Niedermooren entstehen bei der Wiedervernässung häufig Flachseen. Das sind neue, hoch dynamische Ökosysteme, die rasch von sehr seltenen und stark gefährdeten Vogelarten besiedelt werden. In der Anfangsphase werden aber auch oft große Mengen des Treibhausgases Methan, außerdem Phosphor sowie gelöste organische Substanz (DOM) aus den oberen Torfschichten freigesetzt, was die gewünschten Effekte zunächst konterkariert und im Extremfall auch angrenzende Gewässer belasten kann. Die IGB-Forscher entwickelten auf Grundlage umfangreicher Feld- und Laborarbeiten ein vereinfachtes Verfahren zur Risikoabschätzung einer Wiedervernässung. Dies berücksichtigt vor allem die Beeinflussung angrenzender Gewässer und die Freisetzung von Klimagasen. So kann der Oberbodenabtrag eine Möglichkeit sein, diese Risiken zu minimieren. Trotz einiger Vorteile ist er jedoch nicht als universelle Maßnahme bei der Moorrestaurierung zu empfehlen. Für die Moor-Wiedervernässungen sollten daher auch Kenntnisse zur hydrologischen Situation, zum aktuellen und zukünftigen Vorkommen moortypischer Arten und Strategien zur möglichen „nassen“ Moornutzungen vorliegen. Von größter Bedeutung ist zusätzlich eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit, um eine breite gesellschaftliche Akzeptanz der geplanten Maßnahmen zu erreichen.

Originalpublikation

Dominik Zak; Tobias Goldhammer; Alvaro Cabezas; Jörg Gelbrecht; Robert Gurke; Carola Wagner; Hendrik Reuter; Jürgen Augustin; Agata Klimkowska; Robert McInnes: Top soil removal reduces water pollution from phosphorus and dissolved organic matter and lowers methane emissions from rewetted peatlands. Journal of Applied Ecology. – 55(2018)1, S. 311-320.

 

Pressemitteilung: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)