In Deutschland ist Wasser aus Plastikflaschen unnötig

 

Viel trinken ist wichtig – am besten aus dem Wasserhahn, um den Müllberg an Plastikflaschen zu vermeiden. Das fordert zumindest das EU-Parlament mit einer neuen Trinkwasser-Richtlinie – und will das Leitungswasser besser überwachen lassen, was Schadstoffe, Bakterien und Viren angeht. Was drin ist in unseren Leitungen und ob davon zu trinken wirklich so bedenkenlos ist, erklärt Prof. Dr. Franz-Peter Schmickler vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt der Fachhochschule Münster.

 

Prof. Schmickler, die EU will die zulässigen Höchstwerte für Schadstoffe wie Blei, Nitrat oder Mikroplastik im Trinkwasser stark herabsetzen. Ist das Trinkwasser hierzulande wirklich so belastet?
Nein. In Deutschland kann man das Leitungswasser bedenkenlos trinken und das schon lange. Denn die deutsche Trinkwasserverordnung setzt viel strengere Grenzwerte als das, was das EU-Parlament aufgesetzt hat. Das Trinkwasser für Steinfurt wird beispielsweise aus Grundwasser in Ahlintel bei Emsdetten gewonnen und dort im Wasserwerk gereinigt, bevor es zu uns nach Hause befördert wird. Dort werden auch bestimmte Parameter wie der Nitratgehalt regelmäßig überprüft. Natürlich ist Nitrat bei uns ein Thema, aber das wird sehr streng überwacht. Je nachdem, wo die Trinkwasserbrunnen liegen, arbeiten die Stadtwerke eng mit den Landwirten zusammen, durch deren Gülle das Nitrat ins Trinkwasser gelangen könnte. Das Trinkwasser in Steinfurt ist aber absolut in Ordnung. Es hat zwar einen gewissen Kalkgehalt, aber das ist ein Schönheitsfehler, weil wir die Kaffeemaschine oder den Wasserkocher häufiger entkalken müssen. Für die Gesundheit ist das nicht gefährlich.

 

Und zum Thema Mikroplastik: Lässt sich das bei uns im Trinkwasser nachweisen?
Das wäre eine sehr große Ausnahme. Deutschlandweit werden zwei Drittel des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Mikroplastik dringt nicht bis in diese Tiefen vor. Bei Trinkwasser, das aus Oberflächenwasser stammt, etwa aus Staudämmen, könnte es theoretisch vorkommen, ist aber unwahrscheinlich. Denn auch dieses Wasser wird gereinigt und gefiltert, bevor es ins Leitungsnetz eingespeist wird. Dort bleibt das Wasser hygienisch einwandfrei. Ein Problem entsteht eher bei uns zuhause in den Wasserrohren. Wurde dort nicht sauber gearbeitet oder falsches Material verbaut, kann das Wasser beispielweise mit Nickel oder Bakterien belastet sein.

 

Offenbar besteht der Bedarf an sauberem Trinkwasser europaweit. Warum haben andere Länder da Probleme?
Problematisch wird es immer da, wo es wenig oder kein natürliches Grundwasser gibt. Dann muss das Trinkwasser künstlich produziert werden. Das ist aufwendig und kostspielig. Manche Länder bekommen das gut, manche weniger gut hin. Gerade in Urlaubsregionen, in denen viel Wasser benötigt wird, sollte man im EU-Ausland aufpassen, sich vorab informieren und gegebenenfalls doch lieber zur Wasserflasche greifen. Es lassen sich ohnehin nur die Stoffe im Wasser überprüfen, die bekannt sind. Aber bestimmte Arzneimittelrückstände oder Hormone könnten über lange Sicht problematisch werden. Da müsste auch die deutsche Trinkwasserverordnung aufgestockt werden. Aber als Fazit lässt sich sagen: Nach wie vor ist das Trinkwasser das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland.

 

 

Prof. Dr. Franz-Peter Schmickler ist Experte für Sanitärtechnik am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt. (Foto: FH Münster/Maxi Krähling)

 

Pressemitteilung der FH Münster