Der Einfluss des Menschen bewirkt, dass ursprünglich sehr unterschiedliche Lebensräume weltweit immer ähnlicher werden. Dies haben Wissenschaftler*innen in einer internationalen Forschungskooperation herausgefunden. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Zeitschrift Nature Ecology & Evolution veröffentlicht.
„Die Welt verliert ihre Vielfalt“, sagt der Geoökologe Prof. Dr. Manuel Steinbauer von der Universität Bayreuth. „Wir belegen dieses Phänomen anhand von Inseln im Pazifik, auf denen sich mit der Ankunft des Menschen die Pflanzenzusammensetzung zwischen verschiedenen Inseln angeglichen hat. Mit der Zeit ähneln sich die Inseln immer stärker, wodurch die Biodiversität insgesamt abnimmt.“ Hauptursachen für diesen Trend sind den Forschenden zufolge menschliche Aktivitäten wie die Veränderung von Ökosystemen, die Einführung nicht-einheimischer Pflanzen- und Tierarten und dadurch das Aussterben oder Verschwinden einheimischer Arten.
Archive der Vergangenheit
Es ist bisher wenig darüber bekannt, wann die Vereinheitlichung der Pflanzenwelt begann oder welche floristischen Ähnlichkeitsmuster es vor der Einflussnahme des Menschen gab. Untersucht wurde jetzt die Vegetationsentwicklung der letzten 5.000 Jahre im tropischen, subtropischen und warm-gemäßigten Südpazifik. Hierfür nutzten die Wissenschaftler*innen Informationen über Pflanzenpollen, die aus Bohrkernen in Seesedimenten oder Mooren an 15 Standorten auf 13 Inseln gewonnen wurden.
„Dort haben sich die Pollen über Jahrtausende abgelagert und ermöglichen es uns heute, die Veränderungen in der Vegetation genau nachzuvollziehen“, erläutert Steinbauer und fügt hinzu: „Die Pollen werden dabei mit einem Mikroskop bestimmt und verschiedenen Pflanzenarten zugeordnet. Das Besondere an der Studie ist, dass wir mit den Daten die Ankunft des Menschen auf den Inseln nachvollziehen können. Während der Mensch die Natur auf dem Festland schon sehr viel länger beeinflusst, erreichte er die meisten ozeanischen Inseln zu einem Zeitpunkt, der durch die Analysen der Pollenarchive in Sedimentkernen abgedeckt wird.“
Bereits 2021 zeigte das Wissenschaftsteam, dass die Ankunft des Menschen auf zuvor unberührten Inseln zu umfassenden Veränderungen in der Pflanzenwelt führte. Für die jetzt publizierte Studie haben die Wissenschaftler die Artenzusammensetzung verschiedener Inseln miteinander verglichen.
„Dies ist nochmals aufwändiger, da wir sicherstellen müssen, dass die Bestimmung der Pollen und die Aufbereitung der Sedimentkerne auf den verschiedenen Inseln vergleichbar erfolgt ist“, erklärt Steinbauer. Zudem wird deutlich, dass höher gelegene Standorte, die weniger von menschlichen Eingriffen betroffen sind, tendenziell ihre Pflanzenzusammensetzung weniger verändert haben und vielfältiger geblieben sind. „Während die zurückgehende Artenvielfalt oft als ein zeitgenössisches Problem bezeichnet wird, haben wir einen viel älteren Trend festgestellt, der offensichtlich durch die Besiedelung der Inseln durch den Menschen und deren Konsequenzen verursacht wurde“, resümiert Dr. Anna Walentowitz vom Lehrstuhl für Biogeographie, die an der Arbeit beteiligt war.