Mit Rapsöl, Stärke und Wasser gegen Beikräuter im Obst- und Weinbau: Wissenschaftler des TFZ haben ein aufspritzbares Mulchmaterial aus Nachwachsenden Rohstoffen entwickelt, das Beikräuter wirksam unterdrückt: Spritzen ist meist ein Synonym für das Ausbringen von Herbiziden. Eine Erfindung des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) in Straubing könnte das bald ändern: Dort arbeiten Wissenschaftler an einem aufspritzbaren Mulchmaterial aus Nachwachsenden Rohstoffen, das Beikräuter in Schach halten soll. Im Forschungsprojekt untersuchten sie die Praxistauglichkeit des Materials im Obst- und Weinbau mit dem Ergebnis, dass das Mulchmaterial eine vergleichbar beikrautunterdrückende Wirkung hat wie Herbizide. Zusätzlicher Vorteil: das Mulchmaterial ist innerhalb einer Vegetationsperiode biologisch abbaubar.
„Das Mulchmaterial bildet eine physikalische Barriere und unterdrückt damit die Keimung und das Wachstum von Beikräutern“, erklärt Dr. Michael Kirchinger, Wissenschaftler am TFZ. Das Material besteht unter anderem aus Rapsöl, Stärke und Wasser. Bis zum Ende einer Vegetationsperiode wird es von Mikroorganismen abgebaut, sodass keine Rückstände im Boden verbleiben. Um die Wirksamkeit des Mulchmaterials zu kontrollieren, behandelten die Wissenschaftler Vergleichsflächen mit Herbiziden oder bekämpften die Beikräuter mechanisch. Die Versuche zeigten, dass das Mulchmaterial Beikräuter erfolgreich unterdrückt und den Ergebnissen der Herbizidversuche gleichkommt.
Das Mulchmaterial aus zwei flüssigen Komponenten wird im Unterstockbereich der Obst- und Weinstöcke ausgebracht. Nach kurzer Zeit geliert es und härtet dann aus. Um das Material bestmöglich aufzutragen, entwickelten die Wissenschaftler ein prototypisches Applikationsgerät. Da die beiden Komponenten des Materials in Verbindung miteinander gelieren, werden die Flüssigkeiten in zwei separaten Tanks aufbewahrt. Kombinierte Düsen vermischen die Stoffe dann direkt beim Auftrag. „Die optimale Schichtdicke des Materials liegt zwischen zwei und fünf Millimeter“, führt Kirchinger weiter aus. Abhängig von den regionalen klimatischen Bedingungen und von der angestrebten Wirkdauer kann diese von Standort zu Standort variieren. Getestet wurde deshalb an verschiedenen Standorten für Obst- und Weinbau in Deutschland, Österreich und Südtirol.
Neben der Beikrautunterdrückung weist das Mulchmaterial weitere positive Effekte auf, wie beispielsweise einen Verdunstungsschutz für Bodenwasser. „Gerade in trockenen Anbaugebieten könnte das den Pflanzen zusätzlich zugutekommen“, so Kirchinger. Aktuell wird im Folgeprojekt am TFZ ergründet, wie das Verfahren praxistauglicher gestaltet werden kann. Dafür arbeiten die Wissenschaftler mit einem Landmaschinenhersteller zusammen. Ob das Mulchmaterial auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise dem Gemüsebau, zum Einsatz kommen kann, prüfen die Wissenschaftler zudem in einem weiteren Projekt am TFZ.