Zur heutigen Energiewendekonferenz „PowerNet 2024“ kommen mehrere hundert Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Kommunen, Verwaltung und Wissenschaft in Neumünster zusammen. Sie diskutieren sektorenübergreifend und interdisziplinär über aktuelle Herausforderungen bei der Energiewende, um Schleswig-Holstein gemeinsam zum ersten klimaneutralen Industrieland zu machen. Zu den Gästen zählen Ministerpräsident Daniel Günther, die Wirtschaftsweise Prof. Dr. Veronika Grimm und Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie.
Prof. Dr.-Ing. Frank Osterwald, Geschäftsführer Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein: „Zur PowerNet 2024 erwarten wir 500 Gäste aus ganz Schleswig-Holstein und darüber hinaus. 500 Energiewende-Macherinnen und -Machern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunen, Verwaltung und Politik, nutzen die PowerNet, um neues Wissen zu erlangen, zu diskutieren, sich zu vernetzen und Projekte anzuschieben, um die Energiewende im Land gemeinsam zu meistern. Wir erhoffen uns insbesondere ein starken Wissenstransfer von den Hochschulen zu den ausführenden Akteuren aus der Wirtschaft und aus den Kommunen. Ziel der Veranstaltung ist es die Akteure zusammenzubringen und gemeinsam die Energiewende voranzubringen.“
Ein Schwerpunktthema der PowerNet 2024 ist die Wärmewende mit gleich drei Foren. Viele Kommunen sind aktuell unter großem Druck, denn sie müssen eine eigene Wärmeplanung aufstellen. Dies stellt sie vor große Herausforderungen unter anderem bei der Finanzierung. Zentrales Thema auf der PowerNet ist daher, wie Kommunen unterstützt und wie die Finanzierung der Wärmeprojekte gesichert werden kann. Ein Beispiel aus der Praxis stellt Uta Bielfeldt, Bürgermeisterin in Meldorf auf der PowerNet Pressekonferenz vor. Die Stadt in Dithmarschen entschied sich, einen Erdbeckenspeicher zu bauen, den ersten in Deutschland. Doch das kostet, konstatiert Uta Bielfeldt. Die Stadt Meldorf hat sich 2015 entschieden, die Wärmeversorgung der Stadt auf lokale und erneuerbare Energien umzustellen. Dazu wurde ein energetischen Quartierskonzept erstellt, das vorschlug, eine Fernwärmeversorgung aufzubauen.
Dabei sollte die Stadt das Projekt vorantreiben und Akteure vor Ort nach Möglichkeit eingebunden werden. Meldorf gründete daraufhin eine eigene Gesellschaft, die WIMeG WärmeInfrastruktur Meldorf, die mit der Umsetzung des Vorhabens beauftragt wurde. Als Energiequellen dienen dabei die Abwärme der lokalen Druckerei und einer Biogasanlage. Zukünftig werden weitere Energiequellen genutzt werden u.a. Solar und Wärmepumpen. Nach Anschluss vieler öffentlichen Liegenschaften werden in weiteren Ausbauschritten die Wohngebäude der Stadt in den Fokus genommen. Meldorf möchte bis 2035 einen Großteil der Stadt mit Fernwärme versorgen. „Vorangehen, Movin forward ist dabei unser Motto“, sagte Uta Bielfeldt, Bürgermeisterin Meldorf. „Niemand sagt, dass es leicht wird. Durch fehlende Kostenabsicherung sind wir dazu ‚verdonnert‘ weiterzumachen.“ Bei der Projektumsetzung wird die WIMeG über Kommunalkredite finanziert, „was es uns ermöglicht, trotz aller Unsicherheiten unserer Daseinsvorsorgeaufgabe bei der Energieversorgung unsere Bürger Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten“.
Zur PowerNet äußert sich Energiewendeminister Tobias Goldschmidt: „Schleswig-Holstein ist Hochburg der Erneuerbaren – in keinem Land wird mehr Windenergie zugebaut als hier. Vom Handwerksbetrieb bis zu großen Industriebetrieben, vom Planungsbüro bis zu den Genehmigungsbehörden – auf unterschiedlichsten Ebenen wird die Energiewende vorangetrieben. Die PowerNet ist das Schaufenster dazu. Es ist die eine Veranstaltung, wo Akteurinnen und Akteure aus ganz unterschiedlichen Transformationsbereichen zusammenkommen, sich austauschen und vernetzen“, sagt Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein. „Das ist enorm wichtig – und deswegen unterstützt das Land die PowerNet in diesem und auch im nächsten Jahr weiterhin in großem Umfang,“ betont Goldschmidt.
„Die erneuerbare Energien-Branche und die Politik haben im letzten Jahr gezeigt, was man leisten kann“, resümiert Marcus Hrach, Geschäftsführer Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein. „In einigen Punkten ist die Branche schon weiter als die Politik, beispielweise beim Thema Sektorenkopplung, zum Beispiel wenn aus Windstrom Wasserstoff zum Speichern oder für die Elektromobilität erzeugt wird. Das hat das Land erkannt und ist auf dem besten Weg zum ersten klimaneutralen Industrieland. Dabei ist die Energiewende ein starker Impuls für die Wirtschaft. Die Energiewende sorgt für einen Wirtschaftsboom in unserem Land insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen. So werden allein Windenergieanlagen, die jetzt aktuell im Genehmigungsprozess sind, rund 2,8 Milliarden Euro an Investitionen auslösen. Aktuell stehen rund 1,9 Gigawatt vor der Inbetriebnahme. Zudem sind die Erneuerbaren eine krisenfeste Branche. Mittelstandsgeprägt sorgen die Unternehmen der Branche für sichere Arbeitsplätze.“
Zwölf Foren am Nachmittag ermöglichen den fachlichen Austausch. Mit der PowerNet bietet die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH) gemeinsam mit einem starken Partnernetzwerk eine Plattform für die Energiewende im Norden. Die Fachtagung im Oktober 2022 in Büdelsdorf das erste Mal statt. Die Teilnehmerzahl wuchs von erstmals 350 Gästen auf rund 500 Teilnehmern an. Ein Livestream ist verfügbar.