Wie lassen sich Österreichs Moore retten?

Blick auf das Hörnlepassmoor, Kleinwalsertal, Österreich. Intakte Moore sind ein Schlüsselfaktor für den Klimaschutz, da sie große Mengen Kohlenstoff speichern © Joachim Schrautzer, Uni Kiel

Zum Schutz und zur Renaturierung der Moore in Österreich startete jetzt das Projekt „LIFE AMooRe – Austrian Moor Restoration“. Es hat zum Ziel, die Moorstrategie Österreich 2030+ umzusetzen. Dafür erhalten die 13 Projektpartner insgesamt 44 Millionen Euro für eine Dauer von zehn Jahren von der Europäischen Union und dem Land Österreich. Einziger ausländischer Projektpartner ist die Forschungsgruppe Angewandte Ökologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) unter Leitung von Professor Joachim Schrautzer.

„Wir forschen schon seit acht Jahren in der sehr moorreichen Region des Kleinwalsertals im Nordwesten der österreichischen Alpen und haben uns dort mit unserer Renaturierungsforschung einen Namen gemacht“, erklärt Schrautzer. „Unsere Aufgabe innerhalb des LIFE-Projekts wird sein, die Böden und den Wasserhaushalt von fünf Moorgebieten zu erkunden und die Entwicklungsmöglichkeiten der Moore abzuschätzen.“

Moore sind wichtig für Klimaschutz und Biodiversität

Moore sind wahre Alleskönner in den Bereichen Klima, Wasser und Natur: Sie speichern große Mengen an Kohlenstoff und sind damit Klimaschützer. Sie können enorme Mengen Wasser aufnehmen und dadurch Hochwässer abmildern. Sie tragen zur Filterung und Reinigung des Wassers sowie zur Anreicherung des Grundwassers bei und sind wertvolle Lebensräume für gefährdete Tier- und Pflanzenarten.

Der Zustand der Moore in Österreich wie in Deutschland ist allerdings kritisch. Laut einer Studie des Umweltbundesamts in Österreich weisen mehr als 90 Prozent der österreichischen Moore einen Sanierungsbedarf auf. Vor diesem Hintergrund wurde das LIFE-Projekt „AMooRe“ konzipiert. Beteiligt sind alle neun Bundesländer Österreichs, das Klimaschutzministerium und das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft sowie die Uni Wien und die Uni Kiel. In insgesamt 13 Arbeitspaketen geht es um die Umsetzung von Renaturierungsprojekten, den Aufbau von Wissen, Sensibilisierungsmaßnahmen und den intensiven Austausch mit allen relevanten Stakeholdern in allen Fachbereichen wie Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Klimapolitik sowie Raumplanung und Tourismus.

Entwässerung erhöht Treibhausgas-Emissionen

Die Renaturierung ist insbesondere aus Klimaschutzgründen relevant. Denn wenn Moore entwässert werden, setzen sie stetig Treibhausgase (CO2, Lachgas) frei, und sie können ihrer Funktion als Wasserspeicher nicht mehr nachkommen. „Intakte Moore sind extrem wichtig – sie sind in der Lage, mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem der Welt zu speichern! Werden sie aber entwässert, kommt es zur Freisetzung großer Mengen klimaschädlicher Gase“, betonte Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bei der Pressekonferenz zum Start des Projekts. Eine Wiedervernässung hilft, dass die Treibhausgasfreisetzung gestoppt wird und die Moorflächen ihre Funktion als Wasser- und Kohlenstoffspeicher wiederaufnehmen können.

Wie wichtig diese Maßnahmen sind, zeigt auch eine aktuelle Publikation des Kieler Moorforschers Schrautzer zur Klimabilanz der Moore Schleswig-Holsteins: „Unsere Kalkulation besagt, dass die Moore in Schleswig-Holstein aufgrund ihres schlechten Zustands insgesamt zu 16 % an den gesamten Treibhausgasen von Schleswig-Holstein beteiligt sind.“ Innerhalb des Österreichischen Moorprojekts kümmern sich Schrautzer und sein Team, Dr. Kirsten Rücker und Doktorand Tjark Martens, primär um die Moorböden und deren Entwicklung insbesondere hinsichtlich des Wassermanagements. Durch die Entwässerung verändert sich die Struktur der Moorböden, die sogenannte Torfmatrix.

„Die Struktur ist teilweise unwiederbringlich verändert. Wir erfassen die aktuelle Situation der Moorböden. Da gibt es unterschiedliche Stufen der Degradierung. Diese Veränderungen zeigen an, wie gut sich die Torfmatrix wieder erholt, wie quellfähig die Substanz ist, wenn man die Wasserstände anhebt“, erklärt Schrautzer, der seit fast 40 Jahren das Ökosystem Moor erforscht. Originalpublikation: Martens, Tjark; Trepel, Tjark & Schrautzer, Joachim (2024): Bedeutung der Moorböden und weiterer kohlenstoffreicher Böden für den Natur- und Klimaschutz in Schleswig-Holstein. In: Natur und Landschaft 1/2024. DOI: 10.19217/NuL2024-01-01