Der globale illegale Wildtierhandel bedroht rund 6.000 geschützte Arten und ihre Populationen. Mit der Referenzdatenbank FOGS und neuen Analysemethoden unterstützt das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) Behörden und Artenschutzverbände darin, konfisziertes Material von Wildtieren verschiedenen Arten und Populationen zuzuordnen. Das FOGS-Datenportal steht nun zur Verfügung. Ergänzend kommen am heutigen 22. und 23. Februar 2024 Vertreterinnen und Vertreter aus Artenschutz, kriminalistischer Ermittlung, Wissenschaft und Politik zum Austausch im Museum Koenig Bonn beim FOGS – Symposium „Wildlife Crime in Deutschland“ zusammen.
Zunächst startet FOGS (Forensic Genetics for Species Protection) mit europäischen Wirbeltierarten, die für den illegalen Handel relevant sind. Das Ziel ist, diese Technologie später auch für den weltweiten Artenschutz anzuwenden. Viele heimische Vogelarten und einige Exoten, wie Graupapageien und der Hyazinth-Ara sowie einige Waranarten, wurden in die Datenbank aufgenommen. Um diese aufzubauen, hat das Forschungsteam in der fünfjährigen Projektzeit, die nun ausläuft, mehr als 4.000 Proben von Wild- und Zootieren genutzt.
„Mit FOGS haben wir ein Instrument geschaffen, den illegalen Händlern von Wildtieren auf die Spur zu kommen und hierüber bedrohte Arten zu schützen“, erläutert Albia Consul, Projektkoordinatorin am Museum Koenig Bonn des LIB. Dank einer Vielzahl hinterlegter molekulargenetischer Proben ermöglicht die Datenbank den Zollämtern und Naturschutzbehörden, konfisziertes Beweismaterial für strafrechtliche Ermittlungen gerichtsfest zu identifizieren.
Die Referenzproben lassen eine schnelle und genaue Bestimmung von Arten, ihrer geografischen Herkunft und Zugehörigkeit zu Populationen zu. Albia Consul: „Wir haben ein gutes Grundgerüst geschaffen. Das Datenportal ist aber natürlich nur so gut, wie es auch genügend Referenzproben gibt und sollte fortlaufend erweitert werden.“
„Der Wildtierhandel ist mittlerweile der viertgrößte Sektor der organisierten Kriminalität. Wir setzen hier mit unserer wissenschaftlichen Expertise, mit Aufklärung und mit dem Aufbau eines Netzwerkes von Akteuren aus unterschiedlichen Fachbereichen im Kampf gegen den illegalen Handel an“, betont Albia Consul.
Seit Juli 2019 haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des LIB im Rahmen des Projektes FOGS an einer öffentlich zugänglichen Datenbank gearbeitet. Über genetische Methoden kann Material gefährdeter Tierarten sicher identifiziert werden. Möglich wird dies über die gekoppelte Analyse zweier molekularer Marker. Der hohe genetische Informationswert macht eine Zuordnung eines Individuums zu einer Population möglich.
In FOGS haben LIB-Forschende erstmals systematisch die neue SNPSTR-Technologie (single nucleotide polymorphisms short tandem repeats –Technologie) auf Wildtiere angewendet. Bei dieser Technologie werden kurze, sich im Genom eines Organismus oft hintereinander wiederholende DNA-Abschnitte (STRs) mit punktuellen genetischen Veränderungen (SNPs) kombiniert. Diese Methode erlaubt Elternschaftsanalysen und die Differenzierung von Populationen.
„Mit einigen zusätzlichen molekularen Möglichkeiten können wir bald Aussagen dazu treffen, ob zum Beispiel Tiere aus legalen Zuchten stammen oder illegale Wildfänge sind“, beschreibt Albia Consul die Dimension dieses Verfahrens.
SNPSTR-Marker ermöglichen es außerdem, die Herkunft von unbekannten Tieren auf Populationslevel zu bestimmen. So können Wilderei-Hotspots identifiziert und beschlagnahmte Tiere in ihre Ursprungspopulation zurückgebracht werden. Mit dem Launch des FOGS-Datenportals ist die Forensik noch nicht abgeschlossen.
Albia Consul: „Ein großes Ziel wäre für uns, am LIB ein Forensikzentrum einzurichten, um im direkten Austausch mit den Behörden schnell auf illegalen Wildtierhandel reagieren und ihn somit gezielt zu bekämpfen zu können.“