Waldwirtschaft im Klimawandel: Extremes Wetter erhöht Investitionsrisiko, so haben vermehrte Stürme und Trockenheit erhebliche Folgen für die Ökosysteme und ihre nachhaltige Nutzung. Dabei sind Wälder wichtig, etwa für die Holzproduktion, Kohlenstoffspeicherung und Naherholung. Studien zeigen, dass eine größere Artenvielfalt unter den Bäumen für eine höhere Stabilität gegenüber langfristigen Klimaveränderungen sorgt. Das hat ökologische und ökonomische Vorteile.
Ob eine Steigerung der Baumartenvielfalt als Anpassungsstrategie aus forstbetrieblicher Perspektive auch unter kurzfristigeren extremen Wetterereignissen vielversprechend ist, hat ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Göttingen, der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt und dem Natural Resources Institute Finland (Luke) nun untersucht.
Die Ergebnisse offenbaren ein Investitionsrisiko: Weil eine Pflanzung und Pflege vielfältiger Wälder teurer ist, werden die Kosten für die Wiederbewaldung oft nicht mehr durch die spätere Holznutzung gedeckt, wenn Störungen das Wachstum der Bäume frühzeitig beenden. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.
Die Forschenden untersuchten mit einem Modell, welche Baumartenmischung für einen großen Forstbetrieb unter bestimmten Bedingungen ökonomische Risiken und Erträge optimal ausbalanciert. Dabei simulierten sie den Einfluss kleinräumiger Störungen in einzelnen Waldbeständen sowie großflächiger Störungen, wie sie durch extreme Wetterereignisse verursacht werden. Unter der Annahme, dass einerseits ökonomische Erträge angestrebt werden und andererseits ökonomische Risiken begrenzt werden sollen, wäre ein Trend zur Homogenisierung der Waldbestände wahrscheinlich, wenn extreme Wetterereignisse zunehmen.
„Aus rein ökonomischer Perspektive kann es bei einer hohen Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von Extremwetterereignissen sinnvoll sein, sich auf investitionsarme Baumarten zu konzentrieren, also auf solche mit geringen Etablierungs- und Pflegekosten“, so Erstautor Jasper M. Fuchs aus der Abteilung Forstökonomie und nachhaltige Landnutzungsplanung der Universität Göttingen.
„Risikoscheue Waldbewirtschaftende würden angesichts der Möglichkeit großer Schäden in ihren Wäldern dann auch weniger stabile Baumarten zugunsten niedriger Investitionskosten wählen. Dies führte in den Modellrechnungen unter möglichen extremen Wetter- und Witterungsszenarien eher zu einer Reduktion der Baumartenvielfalt als zu einer Diversifikation.“
Das mache forstpolitische Maßnahmen wie finanzielle Unterstützungsprogramme erforderlich, die das Investitionsrisiko verringern, wie Abteilungsleiterin Prof. Dr. Carola Paul erklärt: „Für die Ausgestaltung forstpolitischer Förderungsangebote deutet unsere Studie darauf hin, dass Pflanz- und Pflegekosten eine wichtige Hebelwirkung haben, um vielfältige und stabile Wälder mit ihren vielfältigen Ökosystemleistungen zu erhalten.“
Die Studie fand im Rahmen des Projekts FunPotential statt, das im BiodivERsA Progamm „Biodiversity and Climate Change“ unter Beteiligung der Europäischen Kommission, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (Deutschland), der Academy of Finland (Finnland) und der ANR (Frankreich) finanziert wird. Mehr Informationen zum Projekt sind hier zu finden: https://projects.luke.fi/funpotential/.