Öko-Landbaubetriebe dabei zu unterstützen, ihre Treibhausgasemissionen zu verringern, Kohlendioxid zu speichern und sich an den Klimawandel anzupassen, ist das Ziel der OrganicClimateNET-Initiative der Europäischen Union (EU). Dabei wird ein Konsortium von 17 europäischen Partnern ein Pilotnetzwerk von Biobetrieben in zwölf EU-Ländern aufbauen, die Maßnahmen für eine klima- und kohlenstoffbewusste Landwirtschaft erarbeiten und umsetzen wollen.
Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist mit zwei Arbeitsgruppen daran beteiligt. Das Projekt ist Teil des EU-Aktionsplans für den ökologischen Landbau. Es wird über die Förderlinie „Land, Meer und Wasser für den Klimaschutz“ des EU-Programms Horizont Europa und vom Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) für vier Jahre mit insgesamt 4,9 Millionen Euro gefördert. Auf die JLU entfallen davon rund 525.000 Euro.
Das Projekt OrganicClimateNET zielt darauf ab, in einem Netzwerk aus 250 Bio-Betrieben eine klimafreundlichere und klimaresilientere Landwirtschaft umzusetzen. Dabei werden Methoden des „Climate farming“ getestet, um Emissionen zu mindern, Ressourcen effizienter einzusetzen und damit noch nachhaltiger zu produzieren. Dabei sollen unter anderem die Kohlenstoffspeicherpotenziale der Landwirtschaft gefördert werden.
Mit Hilfe von geschulten Beraterinnen und Beratern lernen die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte, Kohlenstoffbewertungen vorzunehmen und Strategien für die Kohlenstoffbewirtschaftung ihres Betriebs zu entwickeln. Zwei Arbeitsgruppen der JLU, die auch im Zentrum für Nachhaltige Ernährungssysteme (ZNE) der JLU gemeinsam zu zukunftsfähigen Konzepten in der Agrarwirtschaft forschen, sind für die Analyse der Betriebsdaten und die Identifizierung und Bewertung von Strategien im sogenannten „Carbon Farming“ sowie von entsprechenden Honorierungssystemen verantwortlich. Beteiligt sind die Professur für ökologischen Landbau (Prof. Dr. Andreas Gattinger, Dr. Wiebke Niether) und die Professur für Betriebslehre der Ernährungswirtschaft und des Agribusiness (Prof. Dr. Christian Herzig).
Der Schwerpunkt des OrganicClimateNET liegt auf dem länderübergreifenden Lernen, insbesondere zwischen Ländern mit einem gut etablierten Öko-Sektor und solchen, in denen der ökologische Landbau weniger entwickelt ist, um den Austausch zu fördern. Die im Projekt gesammelten Erkenntnisse und Daten sollen zu einem besseren Verständnis der Geschäftsmodelle für die Kohlenstoffbewirtschaftung in der ökologischen Landwirtschaft beitragen.
Zentral dafür ist der Wissensaustausch zwischen Landwirtinnen und Landwirten, die in 24 Zentren in zwölf EU-Ländern organisiert sind. Zahlreiche Materialien zum Thema Klima und Kohlenstoff werden in mehreren europäische Sprachen in einer Toolbox zusammengefasst, die über eine Wissensplattform für den ökologischen Landbau zugänglich ist und Landwirtinnen und Landwirte bei ihren Entscheidungen unterstützen soll.
Die Ergebnisse werden zudem in die Politikberatung einfließen. So soll sichergestellt werden, dass die Erkenntnisse für die Entwicklung einer wirksamen Klimapolitik genutzt werden.
„Mit diesem Projekt erkennt die EU die Rolle des ökologischen Landbaus für die Erreichung der Klimaziele sowie die zusätzlichen Vorteile für die biologische Vielfalt, das Wasser, den Boden und die Luft an, die sich aus diesem Anbausystem ergeben“, so Prof. Dr. Andreas Gattinger. Die Projektauswahl unterstreiche die Bedeutung des ökologischen Landbaus als Schlüsselakteur bei der Gestaltung eines resilienten und klimaneutralen Europas. Prof. Dr. Christian Herzig ergänzt: „Diese Initiative ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine Zukunft, in der die Landwirtschaft nicht nur die Bevölkerung ernährt, sondern auch den Planeten schützt.“
Das Projekt OrganicClimateNET
Mit dem Aufbau des Pilotnetzwerks für das OrganicClimateNET hat die EU das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) beauftragt. Zu den Projektpartnern gehören ökologische Anbauverbände, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Bio-Verbände und landwirtschaftliche Beraterinnen und Berater aus 14 Ländern: FiBL EUROPE (Belgien), Institut de l‘Elevage (Frankreich), Justus-Liebig-Universität Gießen (Deutschland), IFOAM EU (Belgien), Innovarum (Spanien), Instytut Genetyki i Biotechnologii Zwierzat Polskiej Akademii Nauk (Polen), Asociacion Ecovalia (Spanien), Luomuliitto (Finnland), Irish Organic Association (Irland), Bioland Beratung GmbH (Deutschland), AGROBIO (Portugal), Asociatia Inter-Bio (Rumänien), LLKC (Lettland), FIRAB (Italien), Stichting Louis Bolk Instituut (Niederlande), CEET (Estland) und FiBL CH (Schweiz). Das Projekt läuft von Februar 2024 bis Januar 2028