Vielseitige Wälder gesucht

Fichtenwald . Nadelwälder werden häufig zur Holzproduktion genutzt und haben eine niedrige strukturelle Heterogenität Foto: © Springer Nature, Bild: Peter Manning

Studie mit Göttinger Beteiligung liefert Handlungsmöglichkeiten für die Forstwirtschaft

 

Die meisten europäischen Wälder dienen vor allem der Holzproduktion. Der Wald bietet aber auch Erholungsraum und speichert Kohlendioxid. Eine neue Studie mit Beteiligung der Universität Göttingen zeigt nun, was die Forstwirtschaft verbessern kann, so dass Waldflächen möglichst viele Funktionen gleichzeitig erfüllen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 21 Forschungseinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersuchten verschiedene Merkmale mitteleuropäischer Wälder im Hinblick auf 14 Ökosystemleistungen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen.

 

Bislang war bekannt, dass es durchaus Wälder gibt, die mehrere Ökosystemleistungen gleichzeitig erbringen. Unklar war jedoch, was diese Waldflächen auszeichnet. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten deshalb verschiedene Merkmale wie die Anzahl der Baum- und Straucharten, die Variabilität der Waldstruktur oder das Alter der Bäume. Sie identifizierten, welche dieser Attribute bestimmte Dienstleistungen fördern. „Wir konnten beispielsweise zeigen, dass Wälder mit alten Bäumen, vielen verschiedenen Straucharten und einer heterogenen Struktur mit Bestandslücken am besten geeignet sind, um viele verschiedene – aber nicht alle möglichen – Dienstleistungen zu erbringen“, erläutert die Erstautorin der Studie, Dr. María Felipe-Lucia von der Universität Bern.

 

Die Studie liefert Handlungsmöglichkeiten für die Praxis in der Forstwirtschaft und stützt die jüngsten Schritte in Richtung Förderung von multifunktionalen Wäldern. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Merkmale von Wäldern für zahlreiche Ökosystemdienstleistungen von Vorteil sind“, ergänzt der Göttinger Forstwissenschaftler Prof. Dr. Christian Ammer, einer der Ko-Autoren der Studie. „Den einen Waldtyp, der alles liefert, was wir uns wünschen, gibt es allerdings nicht. Daher spricht vieles für eine gemischte Bewirtschaftung, mit der wir diverse Waldlandschaften schaffen und die in einer Mischung von Einheiten mit unterschiedlichen Waldaufkommen und Merkmalen resultiert.“

 

Originalveröffentlichung: Felipe-Lucia et al. Multiple forest attributes underpin the supply of multiple ecosystem services. Nature communications, 2018. DOI: 10.1038/s41467-018-07082-4.