Die zwölf größten deutschen Chemieparks verursachten im Jahr 2022 23 Millionen Tonnen CO2 (Mio. t CO2), das entspricht drei Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen. Das ergibt eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag des WWF Deutschland, die die Emissionen der Chemieparks im Rahmen des EU-Emissionshandels untersuchte.
Dirty Dozen: Emissionen aus der Chemieindustrie
Industrielle Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen) verursachen mit 40 Prozent den größten Anteil an den Emissionen der zwölf größten Chemieparks. Diese KWK-Anlagen werden überwiegend mit Erdgas betrieben. Darauf folgen Steamcracker (Anlagen zur Herstellung von Grundchemikalien) mit 24 Prozent. Ammoniakanlagen haben einen Anteil von 14 Prozent an den Emissionen. Grundsätzlich zieht die Herstellung von Grundstoffen hohe Emissionen nach sich, die weitere Verarbeitung verursacht im Vergleich eher niedrige Emissionen.
Der größte deutsche Chemiepark ist der Standort von BASF in Ludwigshafen und verursachte 5,9 Mio t CO2 2022. Der zweitgrößte Chemiepark wird von Ineos/Currenta in Köln/Dormagen betrieben und emittierte 2022 3,6 Mio. t CO2. Viele der größeren Chemieparks sind entlang des Rheins angesiedelt, der eine wichtige Verkehrsachse in Deutschland ist.
Emissionen senken
In der Chemieindustrie gibt es viele Minderungsoptionen, die in der Studie überblicksartig betrachtet werden. Dabei ist die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien für die Chemieindustrie grundlegend. Der Strom kann auf verschiedenste Weisen genutzt werden: beispielsweise, um die Stromproduktion aus KWK-Anlagen zu flexibilisieren und zu reduzieren, um Prozesse zu elektrifizieren oder indirekt, um Wasserstoff herzustellen.
Bisher sind in der Chemieindustrie viele Prozesse noch so ausgelegt, dass sie einen dauerhaften Strombedarf haben und so Grundlastverbraucher sind. Im erneuerbaren Stromsystem ist es aber bedeutend, dass sich der Stromverbrauch stärker an der Produktion von Wind- und Solarenergie orientiert. Dafür müssen die ökonomischen Anreize stimmen.
„Um flexiblen Strombezug nicht mehr durch hohe Leistungspreise zu benachteiligen, ist es notwendig, die Stromnetzentgeltverordnung umzugestalten. Dies ermöglicht auch einen flexibleren Einsatz von KWK-Anlagen“, sagt Hauke Hermann, Senior Researcher und Studienautor am Öko-Institut. „Außerdem sollten ab 2026 fossile KWK-Anlagen nicht mehr gefördert werden. Notwendig ist eine klare Perspektive, dass neue KWK-Anlagen auf grünen Wasserstoff umgestellt werden.“