Es klingt paradox: Wird das Klima wärmer, brauchen Insekten mehr Energie. Das zeigen Biologen der Universität Graz am Beispiel von Feldwespen der Gattung Polistes. Deren begattete Königinnen verbringen die kalte Jahreszeit in versteckten Winterquartieren und leben von den im Herbst angelegten Reserven. „Eine besondere Stoffwechseleigenschaft von Insekten ist, dass ihr Energiebedarf im Ruhezustand mit steigender Außentemperatur exponentiell zunimmt“, sagt Anton Stabentheiner, Erstautor der Studie.
„Erhöht sich durch warmes Wetter während der Winterruhe der Energiebedarf von Insekten, kann das zur vorzeitigen Erschöpfung ihrer Reserven führen. Das bedeutet, dass sie im Sommer mehr Nahrung beschaffen müssen, um dieses Defizit aufzuholen, sowohl für den eigenen Stoffwechsel als auch für die Aufzucht des Nachwuchses“, erklärt Anton Stabentheiner.
Ergebnis der Studie sind unter anderem konkrete Zahlen: „Unsere Untersuchungen lassen für einen Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius einen um 26 bis 33 Prozent höheren Energiebedarf nur für die Überwinterung erwarten“, berichtet Helmut Kovac, Mitautor der Publikation. Für den Sommer rechnen die Biologen mit einer Steigerung von 12 bis 24 Prozent.
Die jüngsten Forschungen ergaben, dass die Feldwespen mit den im Frühjahr verbleibenden Energiereserven ihren Basisstoffwechsel zwar einen ganzen Sommer lang betreiben könnten, die täglichen Flugzeiten für Nestbau und Nahrungssuche aber auf wenige Stunden beschränkt wären. Detaillierte Messungen zeigen:
„Für einen neuen Nestbau könnten die Fettreserven auch in Klimaszenarien von zwei Grad Erwärmung und mehr noch ausreichen. Die nach einem warmen Winter stärker erschöpften Kohlenhydrat- bzw. Zuckerreserven stellen aber ein großes Problem dar. Denn für viele Stoffwechselfunktionen, etwa im Nervensystem und in der Muskulatur, ist eine Basisversorgung mit Zucker unabdingbar“, führen die Wissenschaftler aus.
Somit belegt die Studie, dass neben schrumpfenden Lebensräumen und Pestiziden auch der Klimawandel den Insekten das Leben schwer macht.