Um die globale Erwärmung zu begrenzen, ist eine drastische Reduzierung unserer Treibhausgas-Emissionen unerlässlich. Da Einsparungen allein jedoch nicht ausreichen, wird zunehmend der ergänzende Einsatz von Methoden zur aktiven Kohlendioxid-Entnahme (Carbon Dioxide Removal, CDR) aus der Atmosphäre diskutiert. Forschende des GEOMAR möchten Entscheidungsprozesse in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft unterstützen. Dazu verknüpfen sie im jetzt gestarteten Forschungsprojekt Carbon Removal Atlas (CDRatlas) erstmals fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse mit potenziellen Anwendungen von CDR und entwickeln ein interaktives, frei zugängliches Informationsportal.
Um die Ziele des Übereinkommens von Paris zu erreichen und die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, ist es unerlässlich, die Treibhausgas-Emissionen drastisch zu reduzieren. Daneben muss aber auch Kohlendioxid aus der Atmosphäre entnommen und gespeichert werden (Carbon Dioxide Removal, CDR). Diese CDR-Methoden sind vor allem notwendig, um schwer vermeidbare Emissionen, etwa aus der Zementproduktion oder der Abfallverbrennung, zu kompensieren.
„Durch langjährige weltweite Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, steht uns ein breiter Werkzeugkasten an CDR-Methoden zur Verfügung, um diese schwer vermeidbaren Emissionen auszugleichen“, sagt Dr. Steffen Swoboda, „bislang sind die Informationen dazu aber noch nicht einfach und umfassend zugänglich.“ Dr. Swoboda ist Biogeochemiker und Leiter des Projekts Carbon Removal Atlas (CDRatlas), das jetzt am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel gestartet ist.
Ziel des Projektes ist es, in einem virtuellen Atlas verschiedene CDR-Methoden visuell leicht verständlich darzustellen. „Wir wollen mit dem CDRatlas eine Art Wegweiser entwickeln, der es Entscheidungsträger in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft erleichtert, die Potenziale und Möglichkeiten der Kohlendioxid-Entnahme zu verstehen und zu nutzen“, sagt Dr. Swoboda. „Dafür kombinieren wir fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse und Konzepte für mögliche Anwendungen von CDR und stellen diese in einem interaktiven und frei zugänglichen Informationsportal zur Verfügung.“
Auch Wissenslücken oder Begrenzungen durch die aktuelle Gesetzgebung, die der Umsetzung entgegenstehen, könnten durch das Projekt aufgezeigt werden. „Darüber hinaus bieten die gesammelten Erkenntnisse eine unabhängige und wissenschaftlich fundierte Grundlage für die Entwicklung von nachhaltigen Kohlenstoffzertifikaten“, erklärt Swoboda.
Der CDRatlas wird sich auf verschiedene Ansätze der Kohlendioxid-Entnahme konzentrieren, darunter sowohl naturbasierte Lösungen als auch technische Verfahren. Durch die Visualisierung von qualitativen und quantitativen Potenzialen soll das Portal dazu beitragen, die Diskussion über die Rolle der Kohlendioxid-Entnahme voranzutreiben.
Als offene Plattform wird der CDRatlas auch die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen verschiedenen Akteuren fördern. „Wir laden Wissenschaft, Organisationen und Behörden dazu ein, zum Erfolg des CDRatlas beizutragen, indem sie Daten und Expertise bereitstellen“, erklärt Dr. Swoboda. Die Daten werden durch interaktive Karten visualisiert, durch Infotexte erläutert und durch Links zu Datenbanken dauerhaft frei zugänglich gemacht.
Zum Start des CDRatlas fokussieren sich die Forschenden zunächst auf Europa. In einer späteren Projektphase soll das Informationsportal dann auf den gesamten Globus erweitert werden.