Nie dagewesene Herausforderungen im Anthropozän

Dr. Franz Mauelshagen von der Universität Bielefeld gehört zu den Initiator*innen der neuen Graduiertenschule zum Anthropozän. Foto: Universität Bielefeld

Universität Bielefeld und Partner gründen Graduiertenschule am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie: Die Max-Planck-Gesellschaft fördert mit fast 2,7 Millionen Euro die neue „International Max Planck Research School for Modeling the Anthropocene“ (IMPRS-ModA). Die Graduiertenschule läuft für sechs Jahre am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie. Als Anthropozän wird das Zeitalter bezeichnet, in dem der Mensch zum Haupteinflussfaktor auf die Erde geworden ist.

Die IMPRS-ModA soll die nächste Generation von Forschenden im Umgang mit den Herausforderungen des Anthropozäns ausbilden – dafür kooperieren fünf Institutionen: das Max-Planck-Institut für Geoanthropologie, die Universität Bielefeld, die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Universität Leipzig und die Arizona State University, USA.

Das Anthropozän stellt die Gesellschaft vor noch nie dagewesene Herausforderungen. „Um den Folgen des Anthropozäns zu begegnen, sind neue Formen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und fachübergreifende Forschungsansätze unerlässlich. Genau hier setzt die neue Graduiertenschule an“, sagt Professorin Dr. Angelika Epple, Rektorin der Universität Bielefeld. „Ich gratuliere den Initiator*innen der Graduiertenschule zu diesem wegweisenden Vorhaben. Diese Partnerschaft erweitert unseren Studierenden und Forschenden den Zugang zu exzellenter Forschung und stärkt unsere Vernetzung mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen“, so Epple.

„Im Anthropozän hat sich die Dynamik gesellschaftlichen Wandels zum Antriebsfaktor von Veränderungen im Erdsystem entwickelt. Diese gesellschaftlichen Dynamiken und ihre Auswirkungen auf unseren Planeten zu modellieren, ist eine der größten wissenschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart“, sagt der Historiker Dr. Franz Mauelshagen, der die Graduiertenschule an der Universität Bielefeld wissenschaftlich leiten wird. „Die Modellierung des Anthropozäns hilft uns, Entwicklungen vorherzusagen und nachhaltige Lösungen zu finden.

Multidisziplinäre Wege zur Nachhaltigkeit

Die beteiligten Disziplinen reichen von Geowissenschaften über Physik, Chemie, Ur- und Frühgeschichte bis hin zu Wissenschaftsgeschichte, Psychologie und Soziologie – um nur einige zu nennen.

„Die Geoanthropologie erforscht multidisziplinär die Beziehung des Menschen zu seinem Lebensraum, der Erde, global und systematisch auf allen Ebenen. Nur mit einem solchen Ansatz können wir dazu beitragen, die Herausforderungen des Anthropozäns zu bewältigen“, erklärt Professor Dr. Jürgen Renn, einer der beiden Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts (MPI) für Geoanthropologie.

Mehr als 30 Promovierende werden dazu Einzelprojekte durchführen, die in Tandems mit erfahrenen Forschenden entwickelt und dann in einem Symposium vorgestellt werden. Die vielversprechendsten Ideen werden anschließend im Rahmen der Graduiertenschule gefördert. Im Mittelpunkt der Projekte steht die Modellierung der Entwicklung des Anthropozäns unter der Leitfrage, wie sich verschiedene anthropogene und ökologische Faktoren gegenseitig beeinflussen, oder es geht um die Untersuchung der Dynamik einzelner Veränderungen. Unabhängig von der spezifischen Fragestellung wird die Qualität der Modelle selbst von entscheidender Bedeutung sein.

Individuelle Ausbildungspläne und internationale Erfahrungen

„Diese Vielfalt an Ansätzen innerhalb der IMPRS ermöglicht es uns, das System Mensch-Erde im Anthropozän in einer wirklich transdisziplinären Weise zu untersuchen“, sagt Professorin Dr. Ricarda Winkelmann, ebenfalls Gründungsdirektorin am MPI für Geoanthropologie. „Die Graduiertenschule bietet einen großartigen Rahmen und für alle Doktorand*innen eine gemeinsame Plattform zum Austausch. Gleichzeitig erhalten alle Promovierenden ein individuelles Curriculum, das auf die Vorkenntnisse, das Dissertationsprojekt und die Karriereplanung zugeschnitten ist.“

Diese individuellen Curricula umfassen auch einen längeren Forschungsaufenthalt an einer der beteiligten Partnereinrichtungen. Die Promovierenden lernen so den Alltag an einem anderen Ort kennen und können ihr Portfolio an Wissen und Fähigkeiten erweitern – sei es durch Unterrichtserfahrungen, sei es durch Mitarbeit in anderen Laboren.

Die Promovierenden werden neben der Unterstützung in ihren Arbeitsgruppen jeweils von einem Team aus zwei Betreuenden und mindestens einem Mentor oder einer Mentorin – ihrem Thesis Advisory Committee – begleitet, mit dem sie sich zweimal im Jahr treffen.

Globale Vernetzung und Partnerschaften

„Dies ist eine wichtige Maßnahme zur Stärkung der Verbindungen zwischen den jungen Forschenden und den Institutionen. Die IMPRS bietet dafür die besten Voraussetzungen“, sagt Gopesh Jha, Doktorand am MPI für Geoanthropologie und erster Promovierendenvertreter in der neuen Graduiertenschule. „Wir freuen uns, dass in der neuen Graduiertenschule Forderungen von Promovierenden aus der gesamten Max-Planck-Gesellschaft umgesetzt werden.“