Erstmals die Selbstentzündlichkeit von Waldböden nachgewiesen

Schwelbrand im Waldboden eines Kiefernwaldes bei einem Brandversuch Quelle: BAM

Waldbrände haben verheerende Auswirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesundheit der Menschen. Im EU-Projekt TREEADS entwickelt die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) gemeinsam mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und weiteren EU-Partnern ein innovatives Brandmanagementsystem, um Waldbrände zu verhindern bzw. ihre Auswirkungen zu minimieren. Erstmals wurde dabei die Selbstentzündlichkeit von Waldböden nachgewiesen.

Höhere Temperaturen, längere und intensivere Trockenperioden, veränderte Vegetationsmuster und erhöhte mikrobiologische Aktivität sind einige der Hauptfaktoren, die durch den Klimawandel beeinflusst werden und das Risiko der Selbstentzündung in Wäldern erhöhen. Ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge ist entscheidend, um wirksame Präventions- und Bekämpfungsstrategien zu entwickeln.

„Die zunehmende Bedrohung durch Waldbrände auf globaler Ebene ist nicht nur wegen der möglichen Schäden für Menschen und die Tierwelt besorgniserregend, sondern auch wegen der erheblichen Rolle, die Waldbrände bei der Verschärfung des Klimawandels spielen“, erklärt Anja Hofmann-Böllinghaus, Expertin für Brandforschung und Koordinatorin des Projekts an der BAM.

Im Rahmen des EU-Projekts haben die beteiligten Wissenschaftler eine Methodik entwickelt, um Wald- und Vegetationsproben umfassend zu untersuchen. Dabei wird die Zusammensetzung, das thermische Verhalten und die Schwelneigung von Waldböden analysiert. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss der lokalen Vegetation auf die Brandausbreitung.

Das Team führte neben Laborexperimenten Realbrandversuche in Wäldern in Sachsen-Anhalt und Brandenburg durch. Dabei wurden umfangreiche Messdaten zu Rauchgaskonzentrationen und Temperaturen erfasst. Bei der Untersuchung der Bodenproben stellten die Forscher fest, dass Selbstentzündung bei verschiedenen Arten von Waldböden möglich ist, wenn der organische – und damit brennbare – Gehalt des Bodens ausreichend hoch ist.

Die gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung von Empfehlungen für Einsatzkräfte und Entscheidungsträgern zur Waldbrandbekämpfung und -vermeidung. Beispielsweise kann ein kritischer Temperaturwert als Richtwert für präventive Maßnahmen dienen: Liegt die Bodentemperatur über diesem Wert, sollten Lösch- oder Kühlmaßnahmen eingeleitet werden, um die weitere Waldbrandgefahr zu minimieren.

Die Daten über die Selbstentzündung von Waldböden werden außerdem in computergestützte Modelle integriert, die die Wahrscheinlichkeit und das Verhalten von Waldbränden vorhersagen. Dazu sind weitere Versuche geplant, um festzustellen, inwiefern die Selbstentzündung des Waldbodens zu größeren Waldbränden führt.