Hitze, extreme Trockenheit und Gefahren durch Stark- oder Dauerregen: In Städten sind die Auswirkungen des Klimawandels stark zu spüren. Einen wichtigen Beitrag, um das Leben für Bewohnerinnen und Bewohner angenehmer zu machen und einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, können öffentliche Grünflächen spielen. Wie die Städte dieses Potenzial voll ausschöpfen können, erforscht nun ein Forschungsteam unter der Leitung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS). Ein sogenannter digitaler Zwilling soll Stadtplanern in Zukunft dabei helfen, Umweltdaten zu bündeln und daraus Handlungskonzepte zu entwickeln.
Klimaneutral zu werden, diesem Ziel haben sich viele deutsche Städte verpflichtet, auch in der Region: In Köln und Bonn soll es bereits 2035 so weit sein, andere Orte streben das Jahr 2045 an. Neben den großen Bausteinen Verkehr und energetische Gebäudesanierung können auch Grünflächen dazu genutzt werden, die negativen Folgen des Klimawandels abzumildern.
Um das Potenzial dieser Flächen optimal nutzen zu können, sind Beschäftigte in Umwelt- und Grünflächenämtern auf umfangreiche Umweltdaten angewiesen. Viele davon seien auch bereits verfügbar, erläutert Professor Martin Hamer, Leiter des Projekts EcoTwin an der H-BRS: „In Deutschland und speziell in NRW haben wir eine exzellente Ausgangslage, verschiedene Stellen erheben eine Vielzahl an relevanten Umweltdaten. Es braucht jedoch Erfahrung und Expertise, diese Daten sinnvoll aufzubereiten“, sagt Hamer.
Hier setzt das Forschungsteam an. Vorhandene Daten sowie selbst erhobene Umweltdaten, die die Forschenden vor Ort in Parks, auf Spielplätzen oder Friedhöfen erheben, sollen in einen digitalen Zwilling überführt werden. Dabei handelt es sich, vereinfacht gesagt, um ein virtuelles Abbild aller städtischen Grünflächen:
„Am Ende möchten wir Entscheiderinnen und Entscheider in die Lage versetzen, sämtliche relevanten Daten über ein bestimmtes Gebiet vom Schreibtisch aus abzurufen. Eine von uns programmierte künstliche Intelligenz soll auf Nachfrage auch eigene Handlungsempfehlungen geben können“, sagt Hamer.
So könnten zum Beispiel Sensoren an Stadtbäumen Daten zur Bodenfeuchte liefern und das System daraufhin eine Warnung senden, dass an dieser Stelle bewässert werden muss.
In der ersten Projektphase definiert das Forschungsteam gemeinsam mit Städten und Kommunen aus der Region Köln-Bonn konkrete Ziele für die gemeinsame Zusammenarbeit. „Wir möchten mit unserer Forschung ganz konkrete Probleme in der Stadtplanung angehen und werden deshalb eng mit den Entscheiderinnen und Entscheidern zusammenarbeiten“, sagt Hamer. Zum Projektende im Juli 2027 soll der digitale Zwilling dann in der Praxis eingesetzt werden und zu einer nachhaltigen und klimaresilienten Nutzung urbaner Grünflächen beitragen.