Die neue, von der EU mit vier Millionen Euro finanzierte Forschungsinitiative Protect-Fish wird die Rolle des Großen Kormorans (Phalacrocorax carbo) bei der Verschlechterung des Zustands von geschützten Süßwasserfischarten beleuchten. Das Projekt fokussiert speziell die Populationen von Äschen. Zum Start des Projekts trafen sich erstmalig die beteiligten Wissenschaftlern und die Mitglieder des Projektbeirates am 22. und 23. August 2024 an der Universität Koblenz.
Auf dem Kick-off Meeting der zahlreich beteiligten europäischen Universitäten wurde der Start der gemeinsamen Forschungsarbeiten geplant, inhaltliche Fragen diskutiert, erste Probleme gelöst und Wege entwickelt, die zukünftigen Ergebnisse zu kommunizieren.
In diesem Projekt soll europaweit Daten gesammelt, analysiert und Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Themen sind der Bestand und Erhaltungszustand des Kormorans, seine Nahrungsökologie und Mobilität. Weitere Schwerpunkte sind der Bestand bedrohter Fischarten, Erfassungsmethoden und Erhaltungszustand. Erforscht werden soll auch die Auswirkung des Fressens von Fischen durch Kormorane (Kormoranprädation) auf den ökologischen Zustand von Fließgewässern und die Notwendigkeit des Schutzes von Fischbeständen vor Prädation. Schließlich will das Projektteam Möglichkeiten zum Kormoranmanagement, dessen Wirksamkeit, Aufwand und Kompromissfähigkeit beleuchten.
Mit dem Vertreter der Europäischen Kommission Dr. Frank Vassen wurde im Rahmen des Meetings abgestimmt, dass das Projektteam Daten zum Fischbestand und zur Besiedlung der Gewässersohlen mit wirbellosen tierischen Organismen abrufen darf. Drei der vier projektbezogenen Promotionsstellen wurden besetzt. Die drei Doktoranden vereinbarten regelmäßige informelle Online-Treffen.
Die Detailplanungen der Arbeiten konnten abgeschlossen und vom Projektteam genehmigt werden. Die Feldarbeiten werden zumindest in vier der beteiligten Institutionen, auch an der Universität Koblenz, bereits im September bzw. Oktober dieses Jahres starten. Zuerst werden die Äschenbestände in den Experimentalstrecken bestimmt.
Daneben will das Projekt-Team die Kommunikation zwischen den Interessengruppen verbessern sowie politische Entscheidungsträger und Gewässermanager informieren. Dr. Carola Winkelmann, Projektverantwortliche an der Universität Koblenz, freut sich:
„Die Förderung dieses internationalen Projektes durch die EU ermöglicht uns Forschungsarbeiten, deren Ergebnisse hoffentlich direkt in die politischen Entscheidungen auf EU-Ebene, aber auch in Rheinland-Pfalz einfließen.“
Erste Ergebnisse werden im nächsten Jahr erwartet. Die experimentellen und großskaligen Studien können allerdings erst gegen Ende des Projektes ausgewertet werden. Der Leiter des Projektes, Dr. Niels Jepsen von der Danmarks Tekniske Universitet, betont, dass das Team in enger Zusammenarbeit mit den relevanten Stakeholdern und hunderten Freiwilligen Empfehlungen an Politiker zum Fischschutz entwickeln und das Management der bedrohten Fischarten stark verbessern will.