CO₂-Bepreisung stößt mit Rückverteilung auf mehr Zustimmung

„Gelbwesten“-Proteste in Paris im Jahr 2018: Sie gelten als Paradebeispiel für eine mangelhafte Akzeptanz der Energiewende. | Foto: Shutterstock/Lounsbury

Die CO₂-Bepreisung, die Produkte entsprechend ihrer Klimaschädlichkeit verteuert und klimafreundliche Alternativen dadurch attraktiver macht, lässt sich sozial flankiert politisch leichter durchsetzen. In Umfragen steigt die Akzeptanz, sobald irgendeine Form von Rückverteilung der Einnahmen mit im Politikpaket enthalten ist. Das beleuchtet jetzt – differenziert nach Formen der Rückverteilung und nach Weltregionen – eine Metastudie zum bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand. Sie wurde geleitet vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).

Die Studie knüpft inhaltlich an zwei frühere MCC-Metastudien an, wonach CO₂-Bepreisung nachweislich die Emissionen mindert (https://www.mcc-berlin.net/news/meldungen/meldungen-detail/article/co2-bepreisun…) und vielerorts, vor allem im globalen Süden, schon ohne Einnahmen-Rückverteilung das soziale Gefälle verringert (https://www.mcc-berlin.net/news/meldungen/meldungen-detail/article/co2-bepreisun…).

„Bei der Akzeptanz können wir uns bislang kaum auf historische Erfahrungen stützen“, erläutert Farah Mohammadzadeh Valencia, Doktorandin in der MCC-Arbeitsgruppe Klimaschutz und Entwicklung und Leitautorin der Studie. „Für einen soliden Vergleich der Akzeptanz mit und ohne Rückverteilung gibt es nur sehr wenige konkrete Fallbeispiele. Deshalb beleuchten wir bei dieser umfassenden Auswertung der Forschungsliteratur, wie die Menschen sich dazu prizipiell in Umfragen äußern. Das ist naturgemäß subjektiv, beeinflusst vom jeweiligen Informationsstand.“

Über eine umfassende Literaturrecherche, unterstützt von Methoden des maschinellen Lernens, ermittelte das Forschungsteam rund 3500 potenziell einschlägige Studien und suchte dann in aufwendiger Feinarbeit 35 wirklich relevante heraus. In ihnen werden insgesamt 70 Umfragen zur Akzeptanz von CO₂-Bepreisung analysiert, mit rund 113.000 Befragten in 26 Ländern.

Aus diesem einzigartigen Datenmaterial destillierte das Forschungsteam am Ende sogenannte Effektstärken heraus. Sie drücken aus: So stark ist der Effekt auf die Akzeptanz, wenn man die Frage variiert und eine bestimmte Form der Rückverteilung mit einer „noch unbestimmten“ Verwendung der Einnahmen vergleicht.

Im Ergebnis zeigen diese statistisch berechneten Effektstärken einen beträchtlichen Gestaltungsspielraum für die Politik: CO₂-Bepreisung stößt mit Rückverteilung durchweg auf mehr Zustimmung als ohne. Dabei gibt es regionale Besonderheiten und vor allem beträchtliche Unterschiede je nach konkreter Umsetzung.

Am besten kommt laut den bisherigen Umfragen die Vorstellung an, dass die Einnahmen in klimafreundliche Investitionen fließen, etwa Hilfen für besseren öffentlichen Nahverkehr oder Zuschüsse für klimafreundliche Haushaltsgeräte. Sehr gut schneiden auch gezielte Geld-Transfers an bedürftige Haushalte ab. Zu einheitlichen Pro-Kopf-Transfers an alle, wie sie in Deutschland als „Klimageld“ diskutiert werden, äußern sich dagegen viele Menschen noch vergleichsweise skeptisch.

„Beim Klimageld für alle gibt es noch Bedarf an politischer Kommunikation“, resümiert Jan Steckel, Arbeitsgruppenleiter am MCC und ein Co-Autor der Studie. „Offenbar sind viele Menschen noch nicht überzeugt, dass die CO₂-Bepreisung für sich genommen wirklich dem Klima hilft, und dann soll ihm wenigstens die Verwendung der Einnahmen nützen. Die Politik muss die Idee der Pro-Kopf-Rückerstattung noch besser kommunizieren: Meine CO₂-Preis-Kosten kann ich beeinflussen, das Klimageld habe ich sicher – wenn ich also etwas ändere, stelle ich mich besser. Und sozial ist es auch: Wenn alle den gleichen Betrag an Klimageld kriegen, aber Reiche mit ihrem größeren ökologischen Fußabdruck mehr für CO₂-Bepreisung zahlen, sind unterm Strich die Armen bessergestellt als die Reichen.“

Das Forschungsteam macht das für die Akzeptanz-Analyse eigens entwickelte Rechenkonzept öffentlich zugänglich und betont: Es taugt als Gerüst auch für künftige Updates, wenn sich die Wissenschaft auf mehr Umfragen insbesondere auch im globalen Süden und auch zunehmend auf echte Fallbeispiele stützen kann. Je mehr sich die CO₂-Bepreisung mit Rückverteilung der Einnahmen als klimapolitisches Leitinstrument durchsetzt, desto besser wird dann auch die öffentliche Meinung dazu ausgeleuchtet.