Die Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz hat heute in München ihre Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Leitlinien für die globale Landnutzung“ vorgestellt und mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft, Kirche und Kultur diskutiert.
Der Expertentext unterstreicht die Bedeutung einer gemeinwohlorientierten Landnutzungswende. Die Sachverständigen erläutern, wie ein verengtes Verständnis von Effizienz zu einer problematischen Förderpolitik beigetragen habe, die teuer, sozial unausgewogen und nicht zukunftsfähig sei. Erforderlich sei eine konsens- und lösungsorientierte Zusammenarbeit von Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft, um die lebensnotwendige Fruchtbarkeit und Funktionsfähigkeit von Böden zu erhalten und zu steigern.
„Das Land und der Boden müssen die angemessene Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sichern, sie müssen in weit stärkerem Ausmaß als bisher Kohlenstoff speichern und so zum Klimaschutz beitragen – und sie müssen die derzeit massiv rückläufige Biodiversität erhalten“, erläuterte der Vorsitzende der Sachverständigengruppe Wirtschaft und Sozialethik und Präsident der Hochschule für Philosophie München, Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher.
Während aufgrund gestiegener Ansprüche und Bedarfe eigentlich mehr Land benötig werde, nehme die agrarisch nutzbare Fläche weltweit in bedrohlichem Ausmaß ab. Durch Extremwetterereignisse, Versiegelung von Flächen und nicht nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen seien fruchtbare Böden weltweit in ihrer Funktionsfähigkeit bedroht.
„In dieser schwierigen Situation müssen Landwirte in Europa und weltweit in die Lage versetzt werden, das ihnen anvertraute Land ‚gemeinwohleffizient‘ zu nutzen: Bäuerinnen und Bauern verdienen mehr Anerkennung – auch in finanzieller Hinsicht –, wenn sie beispielsweise die Wasser- und Kohlenstoff-Speicherfähigkeit des Bodens steigern und die Biodiversität schützen.“
Die Studie skizziert „Ethische Leitlinien für die Landnutzungswende“ und fordert eine gemeinwohlorientierte Ordnungspolitik, die nicht nachhaltige Subventionen beendet und unter anderem sogenannte „ökosystemare Dienstleistungen“ angemessen honoriert. Auch der soziale Ausgleich, die Beachtung der kulturellen Dimension und der Kampf gegen populistische Vereinnahmungen und Verfälschungen werden in der Studie als wichtige Bausteine einer zukunftsfähigen Landnutzungsstrategie identifiziert.
Die Studie war von der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben worden. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), empfahl die differenzierten Empfehlungen der Expertengruppe der weiteren Beachtung und Diskussion durch die verantwortlichen Akteure.
Er verwies auf die christliche Überzeugung von der Gemeinwohlbestimmung der Güter. Diese sei universell zu verstehen, denn die Güter seien gleichermaßen für alle Menschen bestimmt. „Wir stehen in der Pflicht, die Erde für nachfolgende Generationen intakt zu erhalten“, sagte Bischof Meier. „Wir Menschen dürfen die Welt als Treuhänder nutzen, sie aber nicht zerstören.“ Wenn die Stimmen aus dem Globalen Süden überhört oder Bedürfnisse zukünftiger Generationen übersehen würden, sei es Aufgabe der Kirche, für diese einzutreten.
An der Tagung nahmen neben Mitgliedern der Sachverständigengruppe auch die Bayerische Landwirtschaftsministerin, Staatsministerin Michaela Kaniber, der Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und Vizepräsident der Welthungerhilfe, Prof. Dr. Joachim von Braun, die Bundesvorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung, Nicole Podlinski, sowie die Gründerin der MaLisa-Stiftung und Botschafterin von NABU und German Doctors, Dr. Maria Furtwängler, teil. Der Arzt und Fernsehmoderator Dr. Eckart von Hirschhausen sandte eine Video-Grußbotschaft, in der er die Verantwortung jedes Einzelnen für eine zukunftsfähige Landnutzung unterstrich.