Fatale menschliche Veränderungen der Erde

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Prof. Dr. Christoph Zielhofer. Foto: A. Gildemeister. 

Stürme, Überschwemmungen, Waldbrände und steigende Temperaturen verändern zunehmend die Erdoberfläche. Die Folgen: auftauende Permafrostböden, ausgetrocknete Seen, Hangrutsche. Eine wichtige Frage dabei ist: Welche Rolle spielt der Mensch in diesen Prozessen und wie werden sich diese Veränderungen in der Zukunft entwickeln? Mit genau dieser Frage befassen sich etwa 120 Experten vom 9. bis 12. Oktober 2024 auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geomorphologie, die zum 50. Mal von der Universität Leipzig ausgerichtet wird. Prof. Dr. Christoph Zielhofer Schwerpunkte in der Lehre und Forschung liegen in der Analyse von Georisiken und Umweltkrisen, in der fluvialen Geomorphologie, Bodengeographie, Hydrogeographie und Seenkunde. Er koordinierte das DFG-Schwerpunktprogramm SPP 2361 „Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre“. In seinen Arbeiten stehen lang- und kurzfristige Veränderungen der Umwelt durch den Einfluss des Klimas und des Menschen im Vordergrund. Er betrachte Prozesse in der Vergangenheit (insbesondere Holozän) und in der Gegenwart unter dem aktuellen Einfluss des Globalen Wandels. Der Wissenschaftler erläutert im Interview, wie Prozesse, die die Erdoberfläche verändern, in Häufigkeit und Ausmaß zunehmen.


Was erforscht die Geomorphologie?

Die Geomorphologie ist ein wichtiges Teilgebiet der Physischen Geographie und untersucht die Formen und formbildenden Prozesse der Erdoberfläche. Hierbei werden Zusammenhänge und gegenseitige Beeinflussungen von Gestein, Boden, Relief, Klima, Wasserhaushalt, Vegetation und Mensch erforscht. Geomorphologische Prozesse sind stark von den jeweiligen klimatischen Rahmenbedingungen abhängig und verändern sich stark unter dem Klimawandel. Das betrifft beispielsweise das aktuelle Auftauen des Permafrostes. Dieser Prozess geht mit verstärkter Hangrutschgefahr in den Hochgebirgen einher und trägt zu erhöhter Naturgefahr auch in Mitteleuropa bei. Geomorphologische Prozesse können aber auch direkt vom Menschen verursacht werden. Ein Beispiel ist hier die Torfsackung in entwässerten Mooren. Ein sich selbst verstärkender Prozess, welcher mit erheblichen volkswirtschaftlichen Folgekosten verbunden ist und letztlich auch Debatten zur nachhaltigen Nutzung von Mooren notwendig macht. Ebenso die Subsidenz, oder Absenkung, die durch übermäßige Entnahme von Grundwasser oder Veränderung der Fließdynamik entsteht.

Was sind die wichtigsten Themen der Jahrestagung und welche Gäste werden erwartet?

Es werden circa 120 Geomorphologinnen und Geomorphologen aus Deutschland und dem mitteleuropäischen Raum erwartet. Zu den wichtigsten Themen der Tagung in Leipzig zählen die sich verändernden geomorphologischen Prozesse in der heutigen anthropogenen Welt. Hierbei stehen sich verändere Magnituden und Frequenzen im Vordergrund, wie wir sie bei Hochflutereignissen, Sturmfluten oder auch bei der Bodenerosion beobachten können. In diesem Jahr werden viele Beiträge zur Entwicklung und Dynamik von Auenlandschaften erwartet. Ein aktueller Forschungsschwerpunkt der Physischen Geographie in Leipzig. Die Jahrestagung ist zudem eine wichtige Plattform für den Austausch und die Weiterentwicklung von Forschungsmethoden. Hierzu zählen Methoden der oberflächennahen Geophysik, Fernerkundungstechniken kombiniert mit KI, bodenkundliche und sedimentologische Analyseverfahren, Datierungstechniken und vor allem auch interdisziplinäre Forschungsansätze zur Geophysik, zur Geologie, zu den Lebenswissenschaften und zu den Geisteswissenschaften wie Umweltgeschichte und Archäologie.

Warum sind das Mansfelder Land sowie die Aue der Weißen Elster interessante Exkursionsorte?

Beide Exkursionsräume sind von Leipzig gut zu erreichen und geben einen attraktiven Einblick in die laufende geomorphologische Feldforschung am Standort Leipzig. An der Weißen Elster stehen Fragen der Auenentwicklung und Bodenerosion unter Berücksichtigung von Klimaveränderungen und menschlicher Besiedlung im Vordergrund. Im Mansfelder Land werden durch Salzauslaugung entstandene Erdfälle und der Zusammenhang zum ehemaligen Bergbau untersucht und das Potential von Sedimentarchiven für die Rekonstruktion des Landschaftswandels in der jetzigen Warmzeit.

Das Interview führte Esther Benning.