Auf der Jahrestagung des Forschungs-Verbunds Erneuerbare Energie (FVEE) am 8. und 9. Oktober im Berliner Umweltforum zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie die Energiewende auf technischer, politischer und gesellschaftlicher Ebene Tempo machen kann. Unter dem Motto „Die Energiewende mit Forschung beschleunigen“ präsentieren sie den aktuellen Forschungsstand.
Tagungsleiter Professor Andreas Reuter vom Fraunhofer IWES ruft auf zu mehr Mut für die Energiewende: „Wir haben gemeinsam schon viel erreicht. Einige erneuerbare Technologien verzeichnen Rekordzuwächse und immer häufiger kann der gesamte Stromverbrauch in Deutschland von Erneuerbaren gedeckt werden.“
Forschung macht Tempo für die Energiewende
Weiter führt Reuter aus: „Wir haben Grund zu Optimismus. Auch für die noch bevorstehenden Aufgaben bietet die Energieforschung Lösungen mit einer Vielzahl technologischer Innovationen für grüne Stromerzeugung, klimafreundliche Wärmeversorgung und leistungsstarke Speicher. Die Forschenden untersuchen auch, was Politik und Bevölkerung konkret tun können, um die Energiewende schneller voranzutreiben. Mit diesen Erkenntnissen trägt die Energieforschung dazu bei, das immer kleiner werdende Zeitfenster zur Eindämmung der Klimakrise optimal zu nutzen. Auf dieser Tagung wollen wir der Öffentlichkeit die aktuellen Forschungsprojekte dazu vorstellen.“
Beispielsweise zeigt Julia Walgern vom Fraunhofer IWES in ihrem Vortrag, wo genau die Herausforderungen für den Ausbau der Offshore-Windenergie auf künftig 70 GW liegen und welche Lösungsbeiträge die Forschung dafür liefert. Dr. Hawal Shamon vom Forschungszentrum Jülich präsentiert die neuesten sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie die Bevölkerung für die Ziele der Energiewende begeistert und vor allem zu entsprechendem Handeln motiviert werden kann.
Forschung macht die Energiewende kosteneffizienter
Als zweiter Tagungsleiter betont Doktor Reinhard Mackensen vom Fraunhofer IEE: „Für die Beschleunigung der Energiewende hat die Forschung die notwendige Kostensenkung ganz fest im Blick. Die erneuerbaren Technologien werden mit preiswerteren Materialien, erhöhten Wirkungsgraden und weiteren Effizienzmaßnahmen immer kostengünstiger.
Katharina Strecker vom ZSW greift dies auf und beschäftigt sich in ihrem Vortrag damit, wie Künstliche Intelligenz die Erforschung, Entwicklung und den Betrieb nachhaltiger Energieerzeugungs- und Speicher-Technologien verbessern kann und wo in der Energiebranche die größten Hebelwirkungen mit Künstlicher Intelligenz erzielt werden können.
Luis Blanco vom DLR führt vor, wie eine automatisierte Datenerfassung mehr Effizienz und Transparenz für Wärmenetzplanung, Quartiersmaßnahmen und kommunale Wärmeplanung ermöglicht und so die Wärmewende beschleunigt.
Forschung macht die Energiewende resilienter
Durch die Vielzahl politischer Krisen ist die Widerstandsfähigkeit des Energiesystems ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Mackensen unterstreicht: „Die Energieforschung hat diese Herausforderung erkannt und hilft, die inländische Produktion von kritischen Rohstoffen und Lieferketten unabhängiger zu machen.“
Eva Hauser vom IZES berichtet auf der Tagung, was getan werden muss, um die Grundlagen für eine nachhaltige Produktion von grünem Wasserstoff und dessen Folgeprodukte in ausgewählten Exportländern zu schaffen. Dies würde die Versorgungssicherheit auch in Deutschland und Europa stärken. Julia Seitz vom Fraunhofer ISE untersucht ebenfalls das Potenzial internationaler Energiepartnerschaften.
Kürzungen gefährden die Umsetzung der Energiewende
Professor Andreas Reuter ist auch Sprecher des FVEE und macht auf einen Widerspruch aufmerksam: „Investitionen in die Energieforschung zahlen sich mehrfach aus durch Beschleunigung der Energiewende, Senkung der Kosten, erhöhte Resilienz des Energiesystems, Steigerung der heimischen Wertschöpfung und Ausbildung von Fachkräften. Doch zugleich ist die deutsche Energieforschung aktuell von drastischen Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 betroffen.
Fehlende Verpflichtungsermächtigungen zur Finanzierung geplanter Forschungsprojekte führen bereits jetzt zu Personalabbau, Rückzug von Industriepartnern und ausbleibenden oder stark verzögerten Technologieentwicklungen – und das zu Zeiten eines harten globalen Wettbewerbs. Die Bundesregierung hat klare Ziele für die Energiewende. Um Lösungen für die technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen dieser Transformation zu erarbeiten, muss die Energieforschung zukunftsfähig ausgestattet werden.“
Energiewende braucht Nachwuchs
Die Energiewende braucht viele hochqualifizierte Fachkräfte. Reuter ist zuversichtlich: „Die junge Generation hat die Dringlichkeit der Klimakrise begriffen und will sich einbringen. Ihr Engagement für die Energiewende ist entscheidend und die Forschungsinstitute bieten ihnen ideale Qualifizierungsbedingungen und viele spannende Aufgaben in allen für die Energiewende relevanten technologischen und sozio-ökonomischen Arbeitsgebieten.“ Deshalb hat der FVEE in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf seiner Jahrestagung speziell für Studierende mehrere Angebote im Programm und stellt ihnen die vielfältigen Berufsoptionen in der Energieforschung vor.