Wie kann die globale Energiewende gelingen – und gerecht ausgestaltet werden? Fragen wie diese wurden nun bei der einer internationalen Tagung in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo von Forschenden sowie Stakeholdern aus Politik und Zivilgesellschaft diskutiert. Die Veranstaltung wurde von der Professur für Internationale Beziehungen und Friedensforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) in Kooperation mit der Universidade Pedagógica de Maputo, der Philipps-Universität Marburg (UMR), der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstitut (Instituto CAPAZ) organisiert.
„Mosambik steht exemplarisch für die vielfältigen Herausforderungen, die Energiewende mit globaler Gerechtigkeit zu verbinden“, erklärt Prof. Dr. Stefan Peters, Professor für Internationale Beziehungen und Friedensforschung an der JLU und Direktor des Instituto CAPAZ. „Das Land ist abhängig von Kohleexporten, besonders vulnerabel gegenüber dem Klimawandel und ein großer Teil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Energie. Gleichzeitig ist Mosambik ein Vorreiter der globalen Energiewende, während die Förderung von Gas – oft als Brückentechnologie der Energiewende bezeichnet – als Beschleuniger der Gewalt in der Konfliktregion Cabo Delgado im Norden des Landes wirkt.“
Diese komplexen Problemlagen wurden auf der Konferenz mit Fokus auf Subsahara-Afrika diskutiert und unter anderem in Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der mosambikanischen Regierung und der deutschen Botschaft in Mosambik vertieft. Die interdisziplinäre Konferenz behandelte auch explizit Gerechtigkeitsfragen im Kontext der globalen Energiewende.
Diese umfassen den Zugang zur Energie und die sozial-ökologischen Konsequenzen der Energiewende einschließlich des Ausbaus erneuerbarer Energien. „Es geht aber auch um die Frage der Ungleichheiten der Produktion und Anerkennung von Wissen sowie um die Stärkung der lokalen Perspektiven auf die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Förderung einer gerechten Energiewende“, betont Dr. Michaela Meurer von der UMR.
Die Tagung ging aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten gemeinsamen Forschungsprojekt „Soziale Klimawandelfolgen und Nachhaltigkeitsinnovationen im südlichen Afrika und nördlichen Südamerika“ (NISANSA) hervor. Die Forschungsergebnisse wurden im Rahmen der Tagung in breitere wissenschaftliche und politische Diskussionen eingebracht.
„Die Tagung zeigt, dass die Universitäten zentrale Akteure für die Gestaltung der globalen und gerechten Energiewende sind“, so Prof. Dr. Urânio Mahanjane von der Universidade Pedagógica de Maputo. „Sie können mit Forschung, Lehre und Wissenstransfer dazu beitragen, die vielfältigen Herausforderungen zu meistern.“
Julia Schwab, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Internationale Beziehungen und Friedensforschung an der JLU ergänzt: „Der produktive Austausch und gegenseitiges Lernen zwischen Institutionen des Globalen Nordens und des Globalen Südens, aber auch ein regionaler Süd-Süd Austausch und Wissenstransfer sind Voraussetzungen für gute Wissenschaft und forschungsbasierte Politiken. Dieser Austausch muss jedoch auch die subnationale Ebene, das heißt lokale Akteure und Gemeinden mit einbeziehen, sodass Gerechtigkeitsaspekte sowohl global, national als auch lokal betrachtet, verstanden und angegangen werden.“
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch den Besuch eines durch Solarenergie betriebenen Bewässerungssystems in Marracuene nahe der Hauptstadt Maputo. Das Pilotprojekt „NEER – Núcleo de Electrónica e Energias Renováveis“ der Universidade Pedagógica verbindet Themen nachhaltiger Energieproduktion mit Fragen von ökologischer Landwirtschaft und Bildung, um auf diese Weise einen Beitrag zu einer fairen Energiewende zu leisten.