Innovative Baumaterialien im Vordergrund

Die Referentinnen und Referenten präsentierten beim 15. Regensburger Baumeistertag die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von traditionellen und innovativen Baustoffen. Simone Grebler OTH Regensburg

Beständigkeit und Wandel – in der Baubranche widersprechen sich diese beiden Herangehensweisen nicht. Im Gegenteil, sie inspirieren sich gegenseitig. Die Referentinnen und Referenten des 15. Regensburger Baumeistertags schlugen am Freitag, 18. Oktober 2024, die Brücke von traditionellen Baumaterialien zu innovativen Technologien.

Organisiert wurde der Baumeistertag erneut vom Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure Regensburg. Bezirksvorsitzende Dipl.-Ing. Silke Bausenwein, wies bei dieser Gelegenheit gleich auf das anstehende 100. Jubiläum der Bezirksgruppe im kommenden Jahr hin. Prof. Dipl.-Ing. Andreas Ottl, Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen der OTH Regensburg, begrüßte die Gäste und freute sich besonders, dass unter den Expertinnen und Experten auch zwei Absolventinnen der Hochschule ihre Abschlussarbeit vorstellten. Eva-Maria Mader und Corinna Kainz haben ein maßstabsgetreuer Holzmodell des Langhausdachstuhls des Regensburger Doms aufgestellt und dabei eine Hypothese zum Aufstellvorgang formuliert.

Durch die Veranstaltung führte als Moderator Wolfgang Kugler, Ressortleiter Ingenieurwesen des BDB Regensburg.

Prof. Dr.-Ing. Charlotte Thiel, Leiterin des Labors für Baustoffe und des Labors für Betontechnologie an der OTH Regensburg, gab im ersten Vortrag des Tages einen kurzweiligen Überblick zur Entwicklung des Baustoffs Beton. Wie sie verdeutlichte, ist der ökologische Fußabdruck der Baubranche immens. Rund 55 Prozent des Abfallaufkommens in Deutschland werde durch Bau- und Abbruchabfälle verursacht. 40 Prozent der Treibhausgasemissionen seien auf die Bauwirtschaft zurückzuführen. Wie Thiel betonte, seien andere Industriebranchen schnell besser in den Bereichen Nachhaltigkeit und Energiesparen geworden.

Beton selbst habe zwar keine hohen CO2-Werte, sei aber nach Wasser das am meisten verwendete Material der Erde. Durch effizientere Bauteile und die Dekarbonisierung der Betonbauweise, lassen sich die Umweltauswirkungen aber immens verringern. Architektin Dipl. Ing. Heike Nickel und Architekt Dipl. Ing. Ralf Bernhardt lieferten im Anschluss einen Erfahrungsbericht über die die Planung, Verarbeitung und Verwendung von Wärmedämmbeton. Sie zeigten dabei auch die Probleme auf, die bei einer solchen Bauweise entstehen können.

Die beiden Architekten Timothy Allen und Ronan Crippa aus Grabs/Zürich, stellten das Gässlihaus vor, eines der ältesten und wenigen weitgehend original erhaltenen Häuser in der Region Werdenberg. Der Strickbau hätte eigentlich abgebrochen werden sollen. Um es weiterhin zu nutzen, wurde das 350-jährige Haus in seine Einzelteile zerlegt und an einem neuen Standort im Dorf wiederaufgebaut sowie durch einen Neubau aus Stampflehm, Hanf, Naturstein und Vollholz erweitert. Die Baustoffe können alle am Ende wieder zurück in den Kreislauf geführt werden, wodurch hier ein Haus ohne Abfall entstanden ist.

Die beiden Masterandinnen Corinna Kainz und Eva Mader stellten Ihre Masterarbeit vor, in der es um den Langhausdachstuhl des Regensburger Domes ging. Dabei wurde, um den Aufstellvorgang des Dachstuhls nachvollziehen zu können, ein Holzmodell im Maßstab 1:20 gebaut und dabei alle Details des Dachstuhls, inkl. der Blattverbindungen, nachgebaut. Die Masterarbeit wurde sehr gut bewertet und vom Verein der Freunde der OTH Regensburg mit dem Science Award 2024 ausgezeichnet.

Die Anwendungsmöglichkeiten von Lehm in (Verbund)-Deckenkonstruktionen stellten die Forschenden Konstantin Nille-Hauf und Eric Wente vor. Der Baustoff Lehm nimmt im nachhaltigen Bauen eine immer größere Rolle ein. Das Forschungsprojekt InDeckLe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lehm als lastabtragendes Element in Deckenkonstruktionen einzusetzen.

Durch zunehmende Rohstoffverknappung, Preiserhöhungen und die Klimakrise wird auch Stroh immer mehr als Baustoff erschlossen und erforscht. Katharina Elert, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bauhaus-Universität Weimar, erläuterte, dass in verschiedenen Konstruktionsweisen bereits Strohballen verwendet werden. In dem Forschungsprojekt „StrohGold“ werden aber, getreu dem Motto „vom Ballen zum Strohstein“ auch neue Baustoffe auf der Basis von Stroh entwickelt.