Klimawandel und Landnutzung erschweren Zugang zu sauberem Wasser

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Klimawandel und Landnutzung verschärfen weltweit die Ungleichheiten beim Zugang zu sauberem Wasser und fördern potenziell Konflikte. Sieben heute veröffentlichte Strategien zeigen, wie ein gerechter Zugang zu Wasser solche Konflikte verhindern und Zusammenarbeit fördern kann. Ein internationales und interdisziplinäres Wissenschaftsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Krause von der Universität Birmingham analysiert die Herausforderungen der Umsetzung und identifiziert Hindernisse, die überwunden werden müssen, um Wasser als verbindende Kraft für Frieden zu nutzen. Der Aufruf zur Zusammenarbeit betont die Bedeutung lokalen und indigenen Wissens für eine inklusive Wasserpolitik.

Wasser ist eine grundlegende und unersetzbare Ressource für uns Menschen. Seit 2020 sind 785 gewaltsame Konflikte, die auf die ungleiche Verteilung von Wasser zurückzuführen sind, in der „Water Conflict Chronology“ des Pacific Institutes, einer US-amerikanischen Non-Profit-Forschungseinrichtung, dokumentiert. „Die immense Zerstörung der Wasserinfrastruktur in der Ukraine ist nur ein Beispiel dafür, wie Wasser, völkerrechtlich geächtet, als Kriegstaktik eingesetzt wird“, erläutert Prof. Dr. Klement Tockner, Mitautor des Strategiepapiers, Gewässerökologe und Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Er warnt: „Ungleichheiten beim sicheren und gerechten Zugang zu sauberem Wasser führen weltweit zu Konflikten, die sich durch Klimawandel, veränderte Landnutzung, Ressourcenübernutzung, Flucht und Migration weiter verschärfen – mit weitreichenden sozialen und ökologischen Folgen.“

Unter der Leitung von Prof. Krause hat ein Forschungsteam interdisziplinärer Expert*innen aus Frankreich, Deutschland, Indien, Nigeria, Schweden, den USA und dem Vereinigten Königreich sieben Strategien aufgezeigt, um Frieden durch Wassersicherheit zu fördern. Ihre Sieben-Punkte-Strategie zeigt Wege auf, wie Wasserprobleme geregelt werden können, damit sie nicht zu Konflikten führen – etwa bei eingeschränktem Zugang oder ungerechter Nutzung.

Die Forschenden empfehlen als ersten Punkt die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene, um globale Wasserprobleme zu lösen. Dies stärkt die Zivilgesellschaft und schafft Resilienz. „Die Wassersicherheit sollte für alle Menschen gelten – unabhängig von Einkommen oder sozialem Status. In Kapstadt konnte 2018 der drohende ‚Day Zero‘ – der Tag, an dem die Wasserhähne wegen Mangels abgestellt werden müssten – abgewendet werden. Dies gelang durch eine staatlich kontrollierte Wasserversorgung, die strenge Einschränkungen einführte, bis natürliche Regenfälle die Lage entspannten“, erklärt Krause.

Ein weiteres Kapitel zeigt, wie Wasser helfen kann, bestehende soziale Ungleichheiten und Polarisierungen innerhalb von Regionen zu überwinden. Dies erfordert die Einbindung verschiedener Gemeinschaften in die Wasserbewirtschaftung, transparente Kommunikation und gemeinsame Risikobewertungen, um Vertrauen auf- und auszubauen.

Die Integration von lokalem Wissen und naturbasierten Lösungen mit moderner technischer Infrastruktur bildet den Kern des dritten Strategiepunkts. „Wir brauchen hybride Ansätze, die Technik und naturbasierte Systeme vereinen. In Peru und Nepal haben Dorfgemeinschaften etwa ‚Amunas‘ – traditionelle Versickerungsanlagen – neu gebaut, um Wasser effizient und gemeinschaftlich zu managen“, berichtet Tockner.

In ihrer vierten Empfehlung heben die Forschenden die Bedeutung von Wasserkooperationen hervor. Projekte wie das EcoPeace-Projekt im Nahen Osten, das für den Friedensnobelpreis 2024 nominiert wurde, sind Vorbilder. Nationale und lokale Strategien zur Konfliktvermeidung sollten bestehende Ungleichheiten berücksichtigen.

Ein Kapitel widmet sich der Wasserversorgung für Frauen und Mädchen, die in vielen Ländern für die Wasserbeschaffung verantwortlich sind. „Sicherheit und Geschlechtergerechtigkeit sind Schlüsselfaktoren in der Wasserpolitik. Zu den Strategien gehört beispielsweise der Aufbau einer lokalen Wasserinfrastruktur, die sauberes Wasser in fußläufiger Entfernung gewährleistet. Frauen und Mädchen müssen so deutlich kürzere Wege zurücklegen und sind somit weniger potenzieller Gewalt ausgesetzt“, erläutert Krause.

Das Team betont zudem die Bedeutung neuer Technologien und Daten, um wasserbezogene Herausforderungen vorherzusehen. Die Kombination von Fernerkundungsdaten mit lokalen Analysen und der Aufbau anpassungsfähiger Infrastrukturen sollen helfen, Risiken besser zu managen.

Als letzten Punkt führen die Forschenden internationale Verträge und zwischenstaatliches Management von Flussgebieten an. Beispiele wie der Indus-Wasservertrag zwischen Indien und Pakistan oder die Verwaltung des Titicacasees durch Peru und Bolivien zeigen, wie Konflikte durch Kooperation vermieden werden können.

„Unsere sieben Empfehlungen bieten Lösungen, um die global zunehmende Wasserkrise zu entschärfen. Sie zeigen, wie Wasser als Ressource und Gewässer als wertvolle Ökosysteme im Einklang genutzt werden können. Gemeinschaftsaktionen, die Integration indigenen und lokalen Wissens, eine offene Wissenschaft und partizipative Ansätze sind der Schlüssel, um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen und Wasser als Friedensinstrument zu nutzen“, schließen Krause und Tockner.