Im Jahr 2022 entfielen rund 38,4 Prozent des gesamten Abfalls in der EU auf das Baugewerbe. Dieser Anteil verdeutlicht die Dringlichkeit von Lösungen für nachhaltiges Bauen und die Wiederverwertung von Baustoffen. Hier setzt das Projekt „WIMACO Beton“ der Hochschule München an, das sich dem Ziel verschrieben hat, mineralische Abbruchmaterialien vollständig zu recyceln und damit ressourcenschonende, CO₂-effiziente Baustoffe zu schaffen. Architektur-Doktorandin Daria Stützer von der Hochschule München hat sich der Herausforderung angenommen, Abbruchmaterialien möglichst vollständig wiederzuverwerten.
Im Mittelpunkt steht das Konzept einer zirkulären Bauwirtschaft, bei der Baustoffe nach ihrem Lebenszyklus erneut verwendet werden können, ohne an Qualität zu verlieren. Betreut wird sie im Projekt und bei ihrer Dissertation von Prof. Dr. Natalie Eßig, die im Bereich Baukonstruktion und Bauklimatik an der Fakultät für Architektur der HM lehrt und forscht. Leiterin des gemeinsamen Verbundprojekts WIMACO Beton ist Prof. Dr.-Ing. Andrea Kustermann von der Fakultät für Bauingenieurwesen.
Elementum: Gebäude wird zum Testfall für nachhaltige Baupraktiken
Die Überlegungen für einen gezielten Rückbau des Bürogebäudes „Elementum“ an der Bayerstraße in München liefern wertvolle Erkenntnisse über die Möglichkeiten der Materialwiederverwertung. Mit modernsten Methoden, darunter selektive Demontage und Materialflussanalysen, wurde das Potenzial für die Wiederverwendung und die Umweltfolgen des Prozesses untersucht.
Anstelle der Entsorgung von Materialien am Ende ihres Lebenszyklus sollte eine Wiederverwendung oder ein Recycling in einem geschlossenen Materialkreislauf erfolgen. Dies trägt dazu bei, Abfall zu reduzieren, Ressourcen zu schonen und langfristige Nachhaltigkeit sicherzustellen. Daria Stützer sieht hier großes Potential:
„Wir müssen die Wiederverwendungsrate von Baumaterialien beim Rückbau von Gebäuden wie dem „Elementum“ steigern. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit selektiven Rückbauverfahren und präziser Planung eine Wiederverwendung der Baustoffe von bis zu 90 Prozent realisieren könnten. “
CO₂-Einsparung durch lokale Aufbereitung
Die bisherigen Ergebnisse zeigen deutliche Vorteile. Durch den Verzicht auf Deponierung und lange Transportwege könnte der CO₂-Ausstoß erheblich reduziert werden. Bei einem Gebäude wie dem „Elementum“ mit geschätzten 8.000 Tonnen rückbaubarem Material ergibt sich durch eine lokale Wiederverwendung ein Einsparpotenzial von insgesamt 17,6 Tonnen CO₂. Dies senkt nicht nur die Umweltbelastung, sondern reduziert auch Verkehrsaufkommen und Kosten.