Wie können sich Arbeitgeber umweltfreundlich und nachhaltiger agieren?

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Wie sich Arbeitgeber umweltfreundlich verhalten können: Reichen Mülltrennung, die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks oder das Austauschen von Dienstwagen durch Carsharing-Autos aus? Die Arbeitspsychologen Sarah Rietze, Dr. Clara Kühner und Prof. Dr. Hannes Zacher von der Universität Leipzig haben einen Leitfaden erstellt, der wissenschaftliche Erkenntnisse mit praxisnahen Lösungen verbindet und Ende April als Buch erscheint. Dr. Clara Kühner gibt vorab erste Einblicke in die Ergebnisse.

Dr. Clara Kühner, Mitarbeiterin an der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie
@Mirjam Hagen

Um Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz zu implementieren, gibt es zahlreiche Ansätze: In vielen Betrieben wird bei Dienstreisen innerhalb Deutschlands auf das Fliegen verzichtet, Dienstwagen werden abgeschafft und stattdessen auf Carsharing umgesattelt, der Papierausstoß wird auf ein Mindestmaß reduziert, der Müll wird getrennt, der Heizungsverbrauch gedeckelt. Was braucht es noch, um ein nachhaltiger Arbeitgeber zu werden?

Um sich ökologisch nachhaltig auszurichten, sollten Organisationen ein breites Repertoire an Maßnahmen umsetzen. Dinge wie Mülltrennung und Reduzierung des Papierverbrauchs sind ein wichtiger Teil davon, haben aber einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Umweltleistung einer Organisation. Darüber hinaus gibt es weitere wichtige Handlungsfelder, die einen größeren Impact haben. Organisationen können beispielsweise ihre Energiebilanz verbessern, indem sie auf erneuerbare Energien für Wärme und Elektrizität umsteigen und Gebäude energetisch sanieren.

Für eine ökologisch nachhaltige Logistik und Infrastruktur ist es wichtig, Transportwege durch regionale Lieferanten zu verkürzen und emissionsarme Mobilitätsangebote für Mitarbeitende zu schaffen. Darüber hinaus sollten Unternehmen nachhaltige Rohstoffe verwenden, recycelte Materialien in den Produktionskreislauf zurückführen und langlebige und reparierbare Produkte entwickeln. Schlussendlich sollte der Umweltschutz auch in der Unternehmensstrategie verankert sein, indem Nachhaltigkeitsziele festgelegt und entsprechende Indikatoren transparent berichtet werden. Das sind nur ein paar Beispiele. Aber es wird deutlich, dass es viele Stellschrauben gibt, mit denen Organisationen ihre Umweltleistung verbessern können.

In Ihrem Buch benennen Sie unter anderem Führungsansätze zur Förderung umweltfreundlichen Verhaltens, auch „Green Leadership“ genannt, und erläutern die Rolle von Teams. Wie kann die Leitungsebene auf die Mitarbeitenden einwirken und wie können Prozesse innerhalb der Teams gestaltet werden, um ein umweltfreundlicheres Verhalten am Arbeitsplatz zu begünstigen?

Führungskräfte können ihre Mitarbeitenden zum Thema Umweltschutz informieren, Weiterbildungen ermöglichen und selbst als Vorbild umweltfreundlich handeln. Zudem können sie zu umweltfreundlichem Verhalten motivieren, indem sie Möglichkeiten für Umweltengagement schaffen, umweltfreundliches Verhalten belohnen und ein Teamklima schaffen, in dem Vorschläge zum Umweltschutz willkommen sind.

Prof. Dr. Hannes Zacher, Arbeits- und Organisationspsychologie
@Swen Reichhold, Uni Leipzig

Indem die Führungskraft verdeutlicht, dass Umweltschutz eine hohe Priorität hat, setzt sie implizit neue Standards, die sich im Team als umweltfreundliche Norm etablieren. Darüber hinaus sollten sich Teams konkrete umweltbezogene Ziele setzen, sich gegenseitig bei deren Erreichung unterstützen und das Gefühl stärken, gemeinsam etwas zum Umweltschutz beitragen zu können.

Nicht für jeden Mitarbeiter kann sich die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmensphilosophie mit der privaten Lebensweise decken: Manchen geht sie zu weit, manchen nicht weit genug. Wie lässt sich diese Diskrepanz im Arbeitsalltag lösen?

Die Forschung zeigt, dass auch Personen, denen ökologische Nachhaltigkeit weniger wichtig ist, für Umweltschutz motiviert werden können. Dazu ist es wichtig zu verdeutlichen, inwiefern umweltfreundliches Verhalten nicht nur der Umwelt dient, sondern auch anderen persönlichen Zielen. Das Fahrrad für den Arbeitsweg zu nutzen spart beispielsweise nicht nur Emissionen ein, sondern hält darüber hinaus körperlich fit.

In einem Umweltschutzprojekt mitzuarbeiten kann außerdem zur Netzwerkpflege innerhalb der Organisation genutzt werden und damit Karrierechancen verbessern und soziale Eingebundenheit ermöglichen. Es ist also wichtig, die individuellen Ziele und Motive der Mitarbeitenden zu verstehen und diese mit Umweltschutz zu verknüpfen.

Sie sagen selbst, dass sich die organisationspsychologische Forschung erst seit etwa zehn Jahren tiefergehend mit dem Thema Nachhaltigkeit in und von Organisationen befasst. Mit welchen Methoden forschen Sie?

Die bisherige Forschung zu umweltfreundlichem Verhalten am Arbeitsplatz basiert schwerpunktmäßig auf Befragungsdaten und experimentellen Studien. Wir an der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie befragen in unserer Forschung Beschäftigte aus unterschiedlichen Berufen und Branchen über mehrere Monate und Jahre immer wieder, um Voraussetzungen und Konsequenzen von umweltfreundlichem Verhalten am Arbeitsplatz über die Zeit untersuchen zu können.