Satellit zur Überwachung der Wälder gestartet

links: Der BIOMASS-Satellit, eingekapselt in eine Raketenhülle, die ihn auf seinem Weg durch die Erdatmosphäre schützt. Rechts: BIOMASS auf dem Weg zum Startturm, um an der Vega-C-Rakete von Arianespace befestigt zu werden. Stefan Kiryenko ESA

Der heutige Tag markiert einen erheblichen Fortschritt in der Art und Weise, wie wir unseren Planeten sehen und verstehen werden. Gestern hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) den BIOMASS-Satelliten erfolgreich gestartet und in die Umlaufbahn gebracht. Der Start erfolgte vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, und markiert den Beginn der weltweit ersten Mission, die ein innovatives Radarsystem, ein P-Band-Radar mit synthetischer Apertur (SAR), ins All bringt.

Die BIOMASS-Mission dient der globalen Kartierung und Überwachung unserer Wälder. Sie wird die Struktur verschiedener Waldtypen erfassen und Daten zur oberirdischen Biomasse liefern. Letztes ist ein wichtiger Indikator für die Kohlenstoffvorräte der Landökosysteme und die Grundlage für globale Klimaschutzmaßnahmen.

„Mit dem erfolgreichen Start von BIOMASS werden wir die tropischen Wälder durch eine völlig neue Brille betrachten. Dies ist der erste Satellit mit einem P-Band-Radar im Weltraum, der es uns ermöglicht, tiefer als je zuvor in die Baumkronen hineinzuschauen und so die Biomasse und ihre Veränderungen viel genauer zu bestimmen,“ sagt Dr. Nuno Carvalhais, Projektmanager des BIOMASS Projektbüros am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.

Wälder spielen eine Schlüsselrolle im globalen Kohlenstoffkreislauf:

Die Überwachung der in großen und dichten Wäldern gespeicherten Kohlenstoffmengen ist von großer Bedeutung, da diese Ökosysteme ein Drittel der gesamten Photosynthese auf der Landoberfläche leisten und etwa die Hälfte des weltweiten in Biomasse vorhandenen Kohlenstoffs speichern. Dies entspricht dem Vierfachen der jährlichen globalen CO₂-Emissionen durch anthropogene Aktivitäten. Insbesondere tropische Wälder sind darüber hinaus für ihre biologische Vielfalt und ihre Ökosystemleistungen von unschätzbarem Wert. Sie stabilisieren das Weltklima und sichern das menschliche Wohlergehen.

Doch tropische Regenwälder sind zunehmend anfällig für klimatische und menschliche Einflüsse. Umso wichtiger ist es daher, den Rückgang der Wälder durch Abholzung und andere Störungen sowie Veränderungen der damit zusammenhängenden Kohlenstoffemissionen zu verfolgen. Bisher war es aufgrund der begrenzten Möglichkeiten bestehender Satellitentechnologien schwierig, zuverlässige Daten zur globalen Biomasse zu erheben, insbesondere in den Tropen. BIOMASS schließt diese Lücke mit einem neuen Maß an Detailgenauigkeit und Empfindlichkeit. Das innovative P-Band-Radar der Mission kann die Baumkronen durchdringen und die Holzstruktur der Bäume bestimmen.

Das Erfassen der verschiedenen Waldökosysteme wird nicht nur Forschenden, sondern auch politischen Entscheidungsträgern und Naturschützern auf der ganzen Welt wichtige Informationen liefern, um einer zunehmenden Entwaldung entgegen zu wirken sowie Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu unterstützen. Die Messungen sind für das globale Kohlenstoffbudget unerlässlich und werden in globale Klimamodelle einfließen, um politische Rahmenwerke wie das Pariser Abkommen, den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) und Programme zur Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung (REDD+) fortzusetzen.

BIOMASS wird die Erde mindestens fünf Jahre lang umkreisen und dabei frei zugängliche Daten für die wissenschaftliche Gemeinschaft, Umweltorganisationen und Regierungen sammeln, dadurch auch die internationale Zusammenarbeit in der Klima- und Erdsystemforschung fördern. BIOMASS ist eine Kernkomponente des Earth-Explorer-Programms der ESA und spielt eine wichtige Rolle zur Einhaltung internationaler Klimavereinbarungen.