
Die globale Erwärmung führt zu raschen Veränderungen der Vegetation in der Arktis. Eine Studie die unlängst im Fachmagazin Nature veröffentlich wurde, zeigt große lokale Unterschiede darin, welche Pflanzenarten durch den Klimawandel begünstigt und welche verdrängt werden. Forscher der schwedischen Universität Göteborg, die maßgeblich an der Untersuchung beteiligt waren, weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Erwärmung in der Arktis bis zu viermal schneller verläuft als im Durchschnitt auf der Erde. Die Universität Göteborg ist eine große, renommierte Hochschule in Schweden. Sie wurde 1954 gegründet und ist heute eine der führenden Universitäten in Schweden und Europa.
„Veränderungen in der Vegetation sind ein frühes Warnsignal dafür, dass sich das gesamte Ökosystem verändern wird, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Tierwelt, die Menschheit und die natürliche Fähigkeit der Erde, Kohlenstoff zu speichern“, sagt Anne Bjorkman, Forscherin für Pflanzenökologie an der Universität Göteborg. Der Klimawandel führt in der Arktis zu einer längeren Vegetationsperiode, einer Zunahme von Sträuchern und Wäldern sowie einer invasiven Verbreitung wärmeliebender Arten. Diese Veränderungen verändern das arktische Ökosystem grundlegend, was sowohl positive als auch negative Folgen für Flora, Fauna und das globale Klima hat.
Umfassende Veränderungen
Die Ergebnisse der Studie lassen keine eindeutigen Rückschlüsse darauf zu, welche Pflanzenarten auf Kosten anderer begünstigt werden. Die Forscher sind sich aber sicher, dass sich das Erscheinungsbild der baumlosen Berge und Bergwiesen verändern wird.
„Auf fast 60 Prozent der Versuchsflächen tauchen neue Arten auf und/oder bestehende Arten verschwinden. Es gibt viele Faktoren, die bestimmen, wie sich die Vegitation an einem bestimmten Standort verändert, z. B. wie feucht der Boden ist oder wie windig es ist. Dies wirkt sich auf das Mikroklima aus, das die Pflanzen erleben. Im Allgemeinen stellen wir fest, dass Sträucher von einer längeren Vegetationsperiode profitieren, da sie Arten mit einer niedrigen Wuchsform einfach das Sonnenlicht wegnehmen“, stellt Robert Björk, Forscher am Arktischen Ökosystem der Universität Göteborg.
Immergrüne Pflanzen sind die Gewinner
Immergrüne Pflanzen wie Preiselbeeren und Krähenbeeren sowie einige sommergrüne Pflanzen wie Weidensträucher haben auch dann einen Wettbewerbsvorteil, wenn in den schwedischen Bergen an weniger Tagen im Jahr der Boden mit Schnee bedeckt ist. Viele Pflanzen in der Tundra sind niedrigwüchsig, um starken Winden zu widerstehen, und wenn es wärmer wird, können sich mehr Arten etablieren, was die Artenvielfalt an manchen Stellen erhöht.
„Dort, wo die Sträucher die Oberhand gewinnen, wird die Artenvielfalt jedoch abnehmen, und dann stellt sich die Frage, wohin die verdrängten Arten gehen werden. Es gibt keine kälteren Regionen als die Arktis, und einige Arten könnten aus großen Gebieten ganz verschwinden“, sagt Anne Bjorkman.
Die einzigartige Vegetation der arktischen Tundra ist wichtig für die Kohlenstoffspeicherung und dafür, wie viel Sonne von der Bodenoberfläche reflektiert wird. Größere Sträucher absorbieren mehr Sonnenstrahlen als die heutige Vegetation, was die Erwärmung der Arktis noch verstärkt. Die Veränderungen in der Vegetation wirkten sich natürlich auch auf pflanzenfressende Tiere aus. So könne beispielsweise die Rentierzucht nicht mehr die gleichen Weideflächen in den Tälern nutzen wie heute.
Die Forscher können nicht genau sagen, wie die schwedische Bergwelt in 50 bis 100 Jahren aussehen wird. Um das herauszufinden, muss noch viel geforscht werden, aber es ist sicher, dass die Fläche der offenen Bergwiesen abnehmen wird. In der Forschungsstation Latnjajaure bei Abisko, die von der Universität Göteborg geleitet wird, sind die Veränderungen deutlich sichtbar.
„Wir befinden uns mitten im Klimawandel und werden bestimmte Schwellenwerte erreichen, an denen sich die Flora radikal verändern wird, aber wir wissen nicht, wann das geschehen wird. Oder wie es geschehen wird“, sagt Anne Bjorkman.