Mangelnde Ausbildung in Sachen Klimawandel

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Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ob der Klimawandel als eigenständiger Bereich innerhalb des Journalismus oder einfach als ein Thema unter vielen behandelt werden sollte. Diese Ansichten, so eine neue Studie, spiegeln sich in der Journalistenausbildung in den nordischen Ländern wider, teilt das NordMedia Network mit. Eine kürzlich von fünf nordischen Wissenschaftlern durchgeführte, von Experten begutachtete Studie zeigt, dass von 751 Kursbeschreibungen von Journalismusprogrammen in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland nur 26 ausdrücklich auf Klima, Umweltfragen oder Nachhaltigkeit Bezug nehmen. 

Von den 26 Kursbeschreibungen, die sich auf klimabezogene Begriffe in 22 Journalismusprogrammen bezögen, hätten nur zwei Kurse Klima und Umwelt als Hauptschwerpunkt. In den übrigen Kursen würden solche Themen in unterschiedlichem Maße integriert. Die Studie habe auch ergeben, dass die Studiengangsleiter zwar berichteten, dass der Klimawandel manchmal als Beispiel im Unterricht verwendet wurde, die Studenten sich aber gelegentlich dafür entschieden, ihn in ihren Aufgaben zu thematisieren.

„Der Klimawandel ist eine anhaltende Krise und ein komplexes Thema, das sich mit allen Bereichen des Journalismus überschneidet. Daher ist es sinnvoll, dass die Journalistenausbildung künftige Journalisten auf die Berichterstattung über dieses Thema vorbereitet. Natürlich wissen wir nicht, inwieweit das Thema in der Lehre tatsächlich behandelt wird, aber die Tatsache, dass es so selten in den Kursbeschreibungen erwähnt wird, deutet darauf hin, dass es insgesamt keine hohe Priorität hat – auch wenn viele Studiengänge Nachhaltigkeit in ihren strategischen Zielen betonen“, sagt Line Weldingh vom Fachbereich Kommunikation und Geisteswissenschaften der Universität im dänischen Roskilde.

Uneinigkeit über die Natur des Themas

Neben der Analyse von Kursbeschreibungen umfasst die Studie (https://journalism-education.org/wp-content/uploads/2024/12/AJE-journal-13.2-climate-change-2.pdf) auch Interviews mit Vertretern von acht Journalismusprogrammen. In diesen Interviews wurden ein strategischer institutioneller Fokus und das Interesse der Lehrkräfte an dem Thema als Gründe für die Einbeziehung des Klimawandels in die Kurse genannt. Umgekehrt wurden Zeitmangel und fehlendes Fachwissen als Gründe für das Fehlen des Themas genannt.

Die Studie zeigt auch, wie unterschiedliche Wahrnehmungen des Klimawandels seine Integration in die Journalistenausbildung beeinflussen: „Wenn der Klimawandel als ein Thema wie jedes andere angesehen wird, besteht möglicherweise keine Notwendigkeit, ihn in der journalistischen Grundausbildung zu lehren. Wenn er jedoch als ein Bereich verstanden wird, der spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten erfordert – oder als ein Querschnittsthema – dann wird es notwendig, ihn einzubeziehen“, sagt Line Weldingh.

Bedarf an breiterer Diskussion

Diese unterschiedlichen Sichtweisen spiegelten sich auch in den Redaktionen wider, wo der Klimajournalismus entweder als eigenständiges Ressort oder als Teil anderer Themen wie der Wissenschaft behandelt wird. Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse empfehlen die Forscher, dass Journalismusprogramme eine Diskussion über das Wissen und die Fähigkeiten führen, die für eine effektive Berichterstattung über den Klimawandel erforderlich sind.

„Die Ergebnisse bieten Journalismusprogrammen einen Rahmen, um eine solche Diskussion anzustoßen und fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, wie – und ob – sie Klimathemen in ihre Lehrpläne integrieren sollten“, so Weldingh.

Eine weitere Studie (https://de.ejo-online.eu/aktuelle-beitraege/klimawandel-verwaistes-land-in-der-journalistenausbildung ) des European Journalism Observatory (EJO) und des African Journalism Educators Network (AJEN) zeigt, dass die Journalistenausbildung sogar weltweit den Klimawandel unzureichend abdecke. Eine Umfrage unter Lehrenden in afrikanischen und europäischen Ländern habe ergeben: zwei Drittel der befragten Institute böten keine Kurse zur Berichterstattung über den Klimawandel an.

Nur ein gutes Drittel der Ausbildungsinstitute hätten den Klimajournalismus in ihre Lehrpläne aufgenommen. Als Gründe für diesen Mangel werden starre Curricula, fehlende Ressourcen und unzureichend ausgebildete Lehrkräfte genannt.