Mensch, Umwelt und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart

Archäolog:innen graben im Khangaj-Gebirge (Mongolei) eine Fläche aus, auf der zur Zeit der Qing-Dynastie (1616–1911 u. Z.) ein Militärzelt stand. Sara Jagiolla

Drückende Mittagshitze am Oberlauf des Euphrat, kalte Nächte in der mongolischen Steppe, drohende Fluten im schleswig-holsteinischen Wattenmeer – Forschende des Exzellenzclusters ROOTS an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel arbeiten in unterschiedlichsten Regionen der Erde. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt vergangener Gesellschaften zu entschlüsseln. Gleichzeitig befinden sie sich selbst während ihrer Expeditionen in einem spannenden Wechselspiel mit oft herausfordernden Umweltbedingungen und ihnen fremden Kulturen.

Jetzt erscheint unter dem Label »wbg Academic« in der Verlag Herder GmbH ein Bildband, der mit 170 ausgesuchten Fotografien einen faszinierenden Einblick in diese Arbeit bietet. Kurze, prägnante Texte auf Deutsch und auf Englisch über die wissenschaftlichen Themen, Methoden und Erkenntnisse von ROOTS ergänzen die Fotos. „Das Buch bietet eine sinnliche Entdeckungsreise durch vielfältige Kulturen und Naturräume dieser Erde in Gegenwart und Vergangenheit“, fasst Dr. Andrea Ricci, wissenschaftlicher Koordinator von ROOTS und einer von vier Autorinnen und Autoren des Buchs, zusammen.

Die in „ROOTS – Eine fotografische Reise in vergangene Welten“ gezeigten Bilder entstanden bei archäologischen Ausgrabungen, geologischen Bohrungen, geophysikalischen Messungen, ethnologischen Feldstudien und bei geschichtswissenschaftlichen Archivreisen in der ganzen Welt, aber auch in Laboren in Kiel und bei öffentlichen Veranstaltungen zur Vermittlung der wissenschaftlichen Erkenntnisse.

„Die Kolleginnen und Kollegen bringen von ihren Forschungsreisen sehr viele Bilder mit, die weit über die reine Dokumentation hinausgehen. Dieser Schatz an qualitätsvollen Fotografien hat uns auf die Idee gebracht, auch einmal die Ästhetik der Forschung in den Vordergrund zu stellen. Das gesamte ROOTS-Team hat uns wunderbar unterstützt und uns sehr viel Material zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür an alle“, sagt Mitautor Prof. Dr. Tim Kerig, derzeitiger Leiter des Museums Alzey (Rheinland-Pfalz) und bis Februar 2024 Wissenschaftler bei ROOTS.

Tine Pape, Kommunikationsdesignerin im ROOTS-Publikationsteam und ebenfalls Autorin des Bildbandes, ergänzt: „Der ästhetische Ansatz des Buches spiegelt sich auch in der Auswahl und Zusammenstellung der Bilder sowie in der Gesamtgestaltung des Buchs. Bindung, Papierauswahl, Format und Layout sollen zu einem sinnlichen und gleichzeitig informativen Erlebnis beitragen. In diesem Zusammenhang geht unser Dank auch an die Verlag Herder GmbH, die uns sehr professionell im Produktionsprozess begleitet hat.“

Zum Konzept des Buchs gehört auch, dass es sich als Einstieg in aktuelle Forschungsthemen zum Verhältnis Mensch-Umwelt seit der Altsteinzeit eignet. Die Einführungskapitel beschäftigen sich unter anderem damit, wie Ressourcen in früheren Jahrtausenden gewonnen und verteilt wurden, warum Mobilität und Migration Grundlage menschlicher Kultur sind, wie Gesellschaften mit Konflikten umgegangen sind beziehungsweise sie vermieden haben oder warum Müll nicht erst seit der Industrialisierung ein Dauerthema ist.

„Am Ende jedes Kapitels listen wir weiterführende Literatur und Informationsquellen auf. So können interessierte Menschen leicht über den Bildband hinaus tiefer in die einzelnen Themen eintauchen“, erläutert Dr. Sebastian Schultrich, Autor und Mitglied der „ROOTS Communications Platform“.

Der Bildband „ROOTS – Eine fotografische Reise in vergangene Welten“ ist ab sofort beim Verlag Herder bestellbar
Coverdesign: Tine Pape
Visualisierung: Verlag Herder

Seit 2019 untersucht der Exzellenzcluster ROOTS, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern, die Ursprünge von Grundprozessen menschlicher Gesellschaften und ihr Verhältnis zur Umwelt in der Vergangenheit. „Doch Vergangenheit bleibt nicht Vergangenheit. Wir erkennen eigene Spiegelbilder in archäologischen und historischen Hinterlassenschaften und können so auch aktuelle Prozesse besser einordnen“, betont ROOTS-Sprecher Prof. Dr. Johannes Müller.

Die drei Autoren und die Autorin des Buches hoffen, dass der Bildband eine breite Leserschaft findet. „Egal, ob jemand bei sich zuhause gedanklich auf Reisen gehen möchte oder wissen will, was uns heute mit Menschen vor Jahrtausenden verbindet – der ROOTS-Bildband bietet für alle spannende Entdeckungen“, resümiert Andrea Ricci stellvertretend für das gesamte Team.