
Die Bilder der abgestorbenen Bäume in den 1980er Jahren haben sich tief in das kollektive Gedächtnis Europas eingeprägt. Als direkte Reaktion auf Luftverschmutzung, sauren Regen und die dadurch ausgelöste Debatte übers Waldsterben wurde vor 40 Jahren das Internationale Kooperationsprogramm zur Erfassung und Überwachung der Auswirkungen von Luftverschmutzungen auf Wälder (ICP Forests) gegründet. Ein Grund zum Feiern: Vom 19. bis 23. Mai kommen in Dresden unter dem Motto „Am Puls der europäischen Wälder: 40 Jahre paneuropäisches Waldmonitoring – von Luftverschmutzung bis Klimawandel“ Fachleute aus Wissenschaft, Praxis und Politik zusammen, um gemeinsam Geschichte, Gegenwart und Zukunft dieses wegweisenden Monitoring-Programms zu würdigen und zu diskutieren.
Die Aufgaben für ICP Forests allerdings sind größer denn je: Heute setzen Klimaextreme wie Trockenheit, Hitzewelle und Stürme, Artenschwund und Schädlingsbefall den europäischen Wäldern zu. „In solchen Zeiten sind Programme wie ICP Forests wichtiger denn je“, sagte Prof. Dr. Birgit Kleinschmit, Präsidentin des Thünen-Instituts in ihrer Welcome-Note. Denn: „Wir brauchen paneuropäische standardisierte, transparente, robuste und offene Daten und Methoden. Wir brauchen unabhängige Wissenschaft, um die Politik glaubwürdig zu beraten. Und wir müssen Fake News entgegentreten – mit Fakten, Klarheit und Transparenz“, so Kleinschmit. Das Thünen-Institut koordiniert ICP Forests im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH).
Das Programm ist im Verlauf seines Bestehens zu einem zentralen Element der langfristigen, europaweiten Überwachung von Waldökosystemen geworden. Es liefert nicht nur einzigartige Datenserien für die Wissenschaft, sondern spielt auch eine wesentliche Rolle beim Verständnis der Auswirkungen von Luftverschmutzung, Klimawandel und anderen Umweltfaktoren auf Wälder.
„Unsere Wälder stehen unter Druck. Ohne eine international abgestimmte langfristige Überwachung wären wir blind und nicht in der Lage, Veränderungen zu erkennen, Muster zu identifizieren, Ursachen zu ermitteln und letztlich Lösungen zu finden“, sagte Dr. Marco Ferretti, Vorsitzender des ICP Forests und Leiter der Forschungseinheit Waldressourcen und Waldmanagement an der Schweizer Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.
Auch Birgit Kleinschmit betonte: „Mit über 6.000 Level-I-Flächen und mehr als 800 intensiven Level-II-Flächen bietet ICP Forests einen unvergleichlichen Blick auf die Wälder Europas. Nur durch langfristige, konsequente Beobachtung können wir die Risiken verstehen, denen die Wälder durch menschliche Aktivitäten und natürliche Stressfaktoren ausgesetzt sind.“
Jubiläumskonferenz in Dresden
Für die Festwoche in Dresden hat das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft die Schirmherrschaft übernommen. Neben einer Festveranstaltung im Deutschen Hygiene-Museum wird es eine wissenschaftliche Konferenz und eine Exkursion ins Osterzgebirge geben. Die vom Staatsbetrieb Sachsenforst organisierte Exkursion bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, die Forschungsergebnisse und Fortschritte im Waldschutz aus erster Hand zu erfahren. Vorgestellt wird zudem ein Jubiläumsbericht, der die wichtigsten Ergebnisse aus 40 Jahren ICP Forests, Wissenschaftsgeschichten sowie einen Ausblick auf die künftige Entwicklung des Programms zusammenfasst.