Wiederherstellung ökologischer Korridore und der Biodiversität

Barben in der Donau Daniel Pelz

Das Anfang Mai gestartete Projekt DANUBElifelines (DLL) bringt 24 Partner aus elf Ländern zusammen, um die ökologische Vernetzung im gesamten Donauraum wiederherzustellen und bedrohte Wanderfischpopulationen wiederzubeleben. Beteiligt ist auch das Institut für Landschaftsplanung und Naturschutz der Hochschule Geisenheim.

Wanderfischarten wie Störe, Maifische, Barben und der Donaulachs sind wichtige Indikatoren für die Gesundheit der Flüsse. Dennoch gehören sie zu den am stärksten bedrohten Wirbeltieren in Europa. Das liegt vor allem an der Zerstückelung und Verschmutzung ihrer Lebensräume und dem Verlust unverbauter Fließgewässer. Im Rahmen von DANUBElifelines wollen führende Universitäten, Forschungsinstitute, Nichtregierungsorganisationen und regionale Behörden diesen Missstand im Donaubecken beheben.

Mit Mitteln aus dem Programm Horizont Europa der Europäischen Union im Rahmen der Mission „Restore our Oceans and Waters“ (Wiederherstellung unserer Ozeane und Gewässer) wird das Projekt modernste Wissenschaft mit praktischen Maßnahmen und intensiver Stakeholderbeteiligung in acht Pilotgebieten im gesamten Einzugsgebiet kombinieren.

„Flüsse machen nicht an Grenzen halt – und das sollten unsere Bemühungen um ihren Schutz auch nicht. Unser Projekt zeigt, wie durch transnationale und sektorübergreifende Zusammenarbeit ein echter ökologischer Wandel im gesamten Donaubecken erreicht werden kann“, so Florian Borgwardt, Koordinator des Projekts von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU).

Wiederherstellung ökologischer Korridore und der biologischen Vielfalt

Eine einfache, aber wirkungsvolle Idee treibt das DLL-Projekt an: die Wiederherstellung des ökologischen Verbunds von Flusssystemen. Das bedeutet, den natürlichen Lauf der Flüsse zu verbessern, Überschwemmungsgebiete und Feuchtgebiete wiederzubeleben und die biologische Vielfalt zu erhöhen.

Um dies zu erreichen, wird das Projekt an seinen Demonstrationsstandorten naturbasierte Lösungen erforschen. Dazu gehören die Beseitigung veralteter Flussbarrieren, die Renaturierung von Flussufern, die Wiedervernässung von Feuchtgebieten und die Wiederanbindung von Nebenflüssen. Jeder Standort ist in eine Living Lab-Struktur eingebettet, die die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Interessengruppen und Behörden fördert.

Planung über Grenzen hinweg – die Rolle der Hochschule Geisenheim

Entstehen soll im Rahmen von DLL ein wissenschaftlich fundierter Aktionsplan zur Wiederherstellung wandernder Fischarten und ihrer Lebensräume, der von den Interessengruppen im gesamten Donaubecken getragen wird. Das Institut für Landschaftsplanung und Naturschutz der Hochschule Geisenheim unterstützt das Projekt bei diesem komplexen Unterfangen. Die Forschenden unter der Leitung von Marianne Darbi, Professorin für Landschaftsplanung und Eingriffsfolgenbewältigung, untersuchen, wie die unterschiedlichen Planungssysteme der Donau-Länder untereinander und mit den EU-Vorschriften in Einklang gebracht werden können. Dafür analysieren sie die rechtlichen, institutionellen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen in den Anrainerstaaten. Ein strategisches Großprojekt, denn die Donau fließt insgesamt durch zehn Länder – mehr als jeder andere Fluss auf der Welt.

Unverzichtbar ist in diesem Zusammenhang der Austausch mit den staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren der Regionen. „Um die Renaturierung eines lebenden und hochdynamischen Systems wie der Donau und ihrer Zuflüsse über so ein gewaltiges Gebiet wirkungsvoll angehen zu können, braucht man die Menschen vor Ort. Die Zusammenarbeit mit ihnen hilft uns zu verstehen, welche Hürden es für die Herstellung der Durchgängigkeit der Flüsse gibt, an welchen Hebeln man in den einzelnen Ländern ansetzen kann und schlussendlich wie die grenzübergreifende Zusammenarbeit gelingen kann“, so Darbi.

Acht Standorte, ein gemeinsames Ziel

Die Aktivitäten des Projekts werden an acht Demonstrationsstandorten im oberen, mittleren und unteren Donaueinzugsgebiet verankert sein, darunter Flussabschnitte in Deutschland, Österreich, Slowenien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Diese acht Standorte wie der Inn, die Pielach, die Save, die Ipoly, die Raab und die Donau wurden aufgrund ihres ökologischen Wertes und der Möglichkeit, kritische Wanderrouten und Lebensräume wieder miteinander zu verbinden, ausgewählt.