Wie die Politik die „Bankability“ grüner Investitionen stärken kann

Wie Regulierung die Bankfähigkeit von Investitionen über veränderte Risiken und Renditeerwartungen beeinflussen kann. Copyright: Universität Witten/Herdecke und Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), 2025

Noch immer fließt ein Großteil des weltweiten Kapitals in klimaschädliche Aktivitäten. Die Finanzierung des ökologischen Umbaus ist ein maßgeblicher Faktor dafür, ob die Klimaziele erreicht werden. Wie die Finanzierungslücke geschlossen werden kann und was Politik und Finanzsektor dafür tun sollten, hat ein Forschungsprojekt der Universität Witten/Herdecke (UW/H) und des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) mit Förderung des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) untersucht.

Heute hat das Projektteam seine Ergebnisse vorgestellt und im Policy Brief „Die grüne Transformation finanzieren“ drei zentrale Empfehlungen für eine nachhaltigere Finanzpolitik an die Politik gerichtet: Erstens sollte die Bankfähigkeit grüner Investitionen gezielt gestärkt werden. Zweitens gilt es, die Finanzierung fossiler und emissionsintensiver Aktivitäten aktiv zurückzufahren. Und drittens sollten mehr öffentliche Mittel für grüne Aktivitäten bereitgestellt werden, die nötig sind, aber keine oder nur eine geringe Rendite erwirtschaften.

Große Finanzierungslücke für grüne Transformation

Global klafft eine gewaltige Finanzierungslücke: Weltweit fehlen laut Climate Policy Initiative jährlich etwa sieben Billionen US-Dollar, um die Klimaziele zu erreichen. In Deutschland liegt der zusätzliche Investitionsbedarf bei jährlich 60 bis 100 Milliarden Euro. Gleichzeitig gelten fossile Projekte weiterhin als besonders profitabel und risikoarm – mit gravierenden Folgen für Umwelt und Gesellschaft.

Bankability grüner Investitionen stärken

Das Forschungsteam identifizierte zentrale Stellschrauben, um Kapitalströme nachhaltig umzulenken: Eine davon ist es, die „Bankability“, also die Bankfähigkeit, grüner Investitionen zu stärken. Die Politik kann dafür monetäre Anreize, Garantien und regulatorische Maßnahmen einsetzen. Joscha Wullweber, Leiter des Projekts an der Universität Witten/Herdecke, erklärt: „Bankability bedeutet einfach gesagt: Welches Risiko-Rendite-Verhältnis hat eine Investition in die Produktivwirtschaft oder in finanzielle Vermögenswerte? Also wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das investierte Geld nicht zurückbekomme, und erhalte ich für dieses Risiko eine Rendite, die meinen Erwartungen entspricht? Je geringer das Risiko und je höher die Rendite, desto größer ist die Bankfähigkeit.“

Bei vielen grünen Projekten ist die Bankability jedoch deutlich zu niedrig, als dass der Finanzsektor dort investieren würde, zeigt die Analyse der Forschenden. Bei zahlreichen klimaschädlichen Projekten wiederum ist die Bankfähigkeit weiterhin hoch. Und dies gilt, obwohl die europäische Sustainable-Finance-Regulierung zum Ziel hatte, ökologische Kriterien für Investitionen zu stärken.

Klimaschädliche Investitionen unattraktiv machen und öffentliche Investitionen stärken

Neben Politikempfehlungen, die auch als „De-Risking“ bezeichnet werden, erarbeitete das Team finanzpolitische Maßnahmen für die Beendigung klimaschädlicher Investitionen. Diese Maßnahmen sollen die Finanzierung fossiler und emissionsintensiver Aktivitäten erschweren und dabei nicht nur Banken, sondern auch Nichtbanken bzw. „Schattenbanken“ regulieren. Eine geeignete Maßnahme wäre etwa der Ausschluss von klimaschädlichen Vermögenswerten aus dem Sicherheitenrahmen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Das Projekt identifizierte darüber hinaus Bereiche, die für eine dekarbonisierte Wirtschaft und die grüne Transformation unerlässlich sind, und in denen der Staat als Akteur in der Finanzpolitik stärker auftreten müsste. Dazu zählen etwa Moorschutz, Infrastruktur für nicht-motorisierte Mobilität oder Hochwasserschutz, die nicht oder kaum durch private Mittel finanzierbar sind. Öffentliche Gelder können durch verschiedene Instrumente mobilisiert werden, etwa durch einen EU-Klimafonds, durch eine „Grüne Goldene Regel“, die besagt, dass grüne Investitionen nicht in die EU-Schuldenregeln eingehen, oder durch Steuern.

Grenzen der Finanzpolitik anerkennen

Die Autoren betonen: Es braucht einen integrativen Politik-Mix. Dazu der Transformationsforscher Florian Kern vom IÖW: „Finanz- und Geldpolitik allein reichen natürlich nicht aus. Sie müssen flankiert werden durch eine kohärente Innovations-, Industrie-, Fiskal- und Sektorpolitik, um die grüne Transformation sozial gerecht und ökologisch wirksam voranzubringen. Die Finanzpolitik muss andere Politiken im Bereich der Umwelt- und Wirtschaftspolitik, wie etwa Maßnahmen zur Energiewende, zum Ressourcenschutz oder zur Kreislaufwirtschaft, wirkungsvoll ergänzen.“

Silke Stremlau, Vorsitzende des Sustainable-Finance-Beirats der letzten Bundesregierung, würdigt den Ansatz des Projekts: „Den Wissenschaftler*innen des Teams ist es gelungen, durch ihre analytische Brille den Blick auf die Leerstellen des aktuellen Sustainable-Finance-Diskurses zu richten. Die Frage, ob die jetzigen Maßnahmen ausreichen, und was wir tun können, wenn dies nicht der Fall ist, ist für den Fortschritt der grünen Transformation essenziell. Mit den Politikempfehlungen liegt jetzt ein konsistentes Set von Maßnahmen auf dem Tisch.“