Selbstbeobachtung beim Heizen

Foto: Die Linde

Feedback zum eigenen Heizverhalten über digitale Benutzeroberflächen, sogenannte User Interfaces, kann Transparenz schaffen und zum Energiesparen anregen – sofern es verständlich, alltagsnah und datenschutzkonform ist. Entscheidend ist, dass Nutzer*innen persönliche Tipps zum Heizen und Lüften erhalten und ihr Handeln als selbstwirksam empfinden, damit der eigene Einfluss auf Energieverbrauch und Kosten verstärkt wird. Das zeigen zwei Befragungen im Rahmen des VISE-I-Projekts. In einem aktuellen In Brief geben Forschende des Wuppertal Instituts nun Handlungsempfehlungen zur Gestaltung der Interfaces und der Feedback-Inhalte.

Während die Dekarbonisierung des Stromsektors beispielsweise durch den Ausbau der erneuerbaren Energien Erfolge verzeichnet, kommt die Wärmewende nur schleppend voran – vor allem in Mehrfamilienhäusern: Hier haben Mieter kaum Einfluss darauf, ob etwa die Gebäudehülle saniert oder eine neue Heizung eingebaut wird. Daher braucht es neue Ansätze, die auch ihre Handlungsmöglichkeiten berücksichtigen und Transparenz schaffen.

„Die Gestaltung von Nutzer*innen-Interfaces für Energie-Feedback ist ein entscheidender erster Schritt, um auch Mieter*innen aktiv in die Energiewende einzubinden. Unsere Untersuchung zeigt klar, dass Mieter*innen Interesse an digitalen Energieprodukten haben – vorausgesetzt, sie sind verständlich und vermitteln nicht den Eindruck von Überwachung”, sagt Aileen Reichmann, Researcherin im Forschungsbereich Strukturwandel am Wuppertal Institut und Erstautorin des In Brief „Heizenergie-Feedback im Mehrfamilienhaus: Interface-Gestaltung als Schlüssel für die partizipative Energiewende”.

Am Beispiel der Heizenergie stellten die Forschenden allerdings auch fest, dass die Gestaltung passgenauer Feedbacks sehr herausfordernd ist und weitere Untersuchungen erfordert.

Um ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Präferenzen der Nutzer*innen zu gewinnen, führten Forschende des Wuppertal Instituts im Rahmen des Projekts VISE-I zwei Online-Befragungen durch. Sie fanden heraus, dass sich die befragten Mieter vereinfacht in drei Gruppen einteilen lassen und sie entweder offen, unentschlossen oder ablehnend gegenüber Heizenergie-Feedback eingestellt sind. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die drei Gruppen unter anderem durch die Energiepreis-Betroffenheit, die Akzeptanz für die verwendeten Mess-Sensoren sowie das Vertrauen in den Datenschutz unterscheiden.

Besonders interessant in Bezug auf das Heizenergie-Feedback ist jedoch ein anderer Punkt: Die Befragungen zeigen, dass die empfundene Selbstwirksamkeit ein zentraler Faktor für die Motivation ist. Wer überzeugt ist, den eigenen Energieverbrauch aktiv beeinflussen zu können, bewertet das bereitgestellte Feedback tendenziell als hilfreicher – und ist auch eher bereit, vorgeschlagene Sparmaßnahmen umzusetzen – siehe dazu Abbildung 2.

Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelten Aileen Reichmann, Christoph Tochtrop und Eva Eiling vom Wuppertal Institut folgende Handlungsempfehlungen, um Heizenergie-Feedback nutzerfreundlich und wirkungsvoll zu gestalten:

– Konkreter Mehrwert: Energie-Feedback sollte handlungsorientiert gestaltet sein.

– Leicht verständliche Informationen in Form von Infografiken und Text fördern die Inklusion.

– Konkrete, nachvollziehbare Handlungsoptionen sowie Informationen zum individuellen Einfluss

– beispielsweise auf Kosten und CO2-Emissionen – können die Selbstwirksamkeit der Nutzer  stärken.

– Feedback-Formate flexibel gestalten: Das Feedback sollte sich beispielsweise an unterschiedliche Lebenssituationen anpassen lassen, etwa Schichtarbeit oder längere Abwesenheiten.

– Größtmöglicher Mehrwert: Neben raumspezifischen Informationen sollten auch Vergleichswerte einbezogen werden, wie normierte Verbräuche in vergleichbaren Häusern oder Informationen aus der Heizungsanlage. Langfristig sollten sämtliche Energie-Informationen gebündelt werden.

– Handlungsroutinen langfristig unterstützen: Feedback sollte in sinnvollen Intervallen (täglich bis monatlich) bereitgestellt werden.

– Digitale Infrastruktur so klein wie nötig halten, um Daten- und Ressourceneffizienz sicherzustellen.

– Kompetenzbildung unterstützen: Nutzern sollten in puncto Energie- und Digitalkompetenz unterstützt werden.

– Daten sicher verarbeiten und transparent darstellen, um das Gefühl von Autonomieverlust zu vermeiden.